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Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition)

Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition)

Titel: Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Bielendorfer
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Rücken wie eine Wagenladung ABC-Pflaster, der kühle Wind strich über meine Stirn, ich blähte nervös meine Wangen auf und zog den Riemen meines Skihelms fest.
    »Im Notfall einfach fallen lassen«, wiederholte ich Schmitz’ Ratschlag, spannte alle Glieder an, die durch Kälte und die Wurstpelle sowieso schon versteift waren, und begab mich in Position.
    Langsam glitt ich über die Kuppe Richtung Tal, den Blick gesäumt von den orangefarbenen Netzen der Pistenbegrenzung, nahm ich langsam Fahrt auf. Im Tal konnte ich Rene Maurer erkennen, er stand wie Michael Schumacher in einer Marmeladenwerbung mit dem Skihelm in der Armbeuge da und wartete auf mich. Neben ihm glänzte Hanna in der Wintersonne. Wenn ich noch ein paar Stundenkilometer schneller würde, könnte ich Rene von seinen Skiern brezeln und alles wie einen Unfall aussehen lassen. Gekonnt schwang ich meine Hüften hin und her, zerschnitt den Schnee mit meinen Skiern und schoss die Piste hinab. Die Bergluft strich pfeifend an meinem windschnittigen Körper entlang, langsam sah ich die Schallmauer auf mich zurasen, wenige Augenblicke noch, und ich würde sie mit brennenden Skiern durchschlagen, um mich herum würden die Bäume abknicken wie in Tunguska. Bastian Bielendorfer, die fleischige Skisupernova, würde in die Geschichte der Alpen eingehen.
    Langsam wurde Rene Maurer immer größer, nur noch wenige Meter, dann würde ich die Skier quer stellen, die Bremskraft ihrer Kanten ausnutzen und einen Berg aus Pulverschnee über sein hämisches Grinsen und seinen Eight-Pack wirbeln lassen. Fast konnte ich schon die Grübchen seines fettarmen Gesichts erkennen. Rene und Hanna wurden größer und größer und … kleiner. Langsam entfernte sich Rene Maurer, mein Kopf war ihm gefolgt, während mein Körper weiter brettsteif über die Piste siebte, irgendwo war mir wohl der richtige Punkt zum Bremsen abhandengekommen. Mechanisch winkte mir Hanna nach, während ich versuchte, die Skier quer zu stellen, was nicht klappte. Da blieb nur »fallen lassen und sich vom Pulverschnee fangen lassen«, wie es mir Schmitz geraten hatte. Ich schaute auf den betonharten Schneeboden, der unter mir vorbeizog. Wenn ich mich jetzt fallen ließ, würde Schmitz meinen Eltern wahrscheinlich nur noch meine blutige Skibrille überreichen können.
    Also raste ich wie ein Torpedo des Todes in den Nadelwald am Talhang, links und rechts watschten mich Zweige wie in einer Autowaschanlage ab. Bevor ich auf ewig einen Abdruck meines Gesichts in eine Tanne, Baujahr 1930, zementierte, ließ ich mich doch lieber fallen. Mit einem lauten »Rums« grub ich mich tief in den Pulverschnee, die Skier flogen davon und führten ihre Talfahrt ohne meine Beteiligung fort. Aus dem Rauschen der vorbeiziehenden Bergluft war plötzlich völlige Stille geworden, ich lag im Schnee und schaute an den turmhohen Tannen hinauf, über die sich ein blaues Firmament spannte. Immerhin war nichts gebrochen, dachte ich und suchte trotzdem erst mal meinen Oberkörper nach ein paar aus der Haut ragenden Knochen ab, die ich wegen der Kälte und des Schocks wahrscheinlich noch nicht spürte. Doch langsam sickerte auch der Bodenfrost in meine Glieder, es fühlte sich an, als würde der blanke Schnee in meinen Anzug rieseln.
    Mühsam richtete ich mich auf und stellte recht schnell fest, warum die Kälte so schnell in meinen Anzug gekrochen war. Mein Spandex-Jumpsuit war nur noch zur Hälfte vorhanden, der Rest klebte in Einzelteilen an den Tannen hinter mir, es sah ein wenig aus, als hätte ich schon mal für Weihnachten mit Lametta vordekoriert.
    Ich sah an mir herunter, aus dem Stofffetzen an meiner Mitte schob sich ein kleines Wohlstandsbäuchlein, darunter waren noch Bruchstücke meiner Thermo-Unterhose zu sehen. Nun sah ich in dem zerrissenen Fetzen aus wie ein fetter Schmetterling.
    Phantastisch!
    Zum Glück konnte mich die Wehrsportgruppe Schmitz wegen des dichten Geästs nicht sehen, da hätte ich ja gleich vor Hanna Sommers Augen in meinen Tornister scheißen können, um für immer unten durch zu sein.
    Was nun? Wieder den Berg hochkriechen, Herrn Schmitz den Verlust der Schulskier beichten und vor der gesamten Skigruppe dastehen wie ein explodierter Silvesterböller mit Persönlichkeitsstörung? Noch ein Stück das Tal hinunter konnte ich einen kleinen Ort ausmachen, der an das klassische Idyll erinnerte, das man von Eisenbahnmodellen kennt. Kleine, eingeschneite Blockhäuser, aus deren Schornsteinen weißer Rauch in

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