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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Hand in Hand. Ab und zu ließen kleine Nachwehen des Weinens den Körper des Mädchens erbeben.
    Sie ist so zart, ich muss besser auf sie achtgeben.
    Kalle hatte seine Sachen nicht aufgehängt, sondern sie auf den Fußboden geworfen.
    Thomas schluckte einen ärgerlichen Kommentar hinunter, bückte sich und hängte sie an den Haken.
    Als er sich wieder aufrichtete, sah er, wie Sofia in der Küchentür stand und ihn beobachtete.
    «Wenn du weiterhin seinen Diener spielst, wird er es nie lernen», sagte sie.
    Er zuckte kurz mit den Schultern, lächelte und breitete die Arme aus.
    «Du hast ja recht», sagte er und legte den Kopf schräg.
    Sie erwiderte sein Lächeln.
    «Ihr könnt euch hinsetzen, Essen ist fertig.»
    Sie verschwand wieder in der Küche. Thomas ging zum Esstisch im Atelier und fühlte die Höhe und Weite des Raumes. Da Diele und Bad eine normale Deckenhöhe hatten, wurde der Kontrast besonders deutlich. Im Atelier war das schräge Dach die einzige Begrenzung zum Himmel. Bis zum First waren es sicher sieben, acht Meter. Ein paar rechteckige Dachfenster und ein Gewirr aus Dachbalken erinnerten ihn an Tribeca oder irgendein anderes angesagtes Viertel in New York (nicht, dass er je in einer Wohnung in Tribeca gewesen wäre, Sofia hingegen schon, und sie hatte ihm die Ähnlichkeiten erklärt).
    «Kalle», sagte er über die Schulter. «Komm essen.»
    Aus dem kleinen Zimmer, das eigentlich nicht viel größer als ein Kleiderschrank war, drang das «Blip-blip» der Playstation. Thomas seufzte still. Dann hob er Ellen hoch und setzte sie auf ein Kissen, damit sie an ihren Teller heranreichte. Sofia hatte es für unnötig gehalten, einen Kinderstuhl zu kaufen, «sie ist doch bald groß», und das stimmte ja auch.
    Jetzt kam sie mit einer Schüssel Kartoffelbrei und einer Teflonpfanne mit gebratenen Fleischwurstscheiben an den Tisch.
    «Kalle!», rief Thomas noch einmal und setzte sich. «Jetzt wird gegessen!»
    «Erst muss ich den hier noch killen», erwiderte der Junge träge.
    «Nein! Du kommst jetzt her, und zwar
sofort»
Sofia blickte auf den Tisch, sie mochte es nicht, wenn er laut wurde.
    Ein demonstrativer Seufzer, dann verstummten die Spielgeräusche, und der Junge kam herüber.
    «Ich war gerade dabei, den Rekord zu brechen, den
Rekord.»
    Thomas wuschelte ihm durchs Haar.
    «Jetzt isst du stattdessen deine Wurst.»
    «Mjam!», sagte der Junge und hievte sich auf den hohen Chromstuhl mit Ledersitzfläche. «Iih, mit Zwiebeln? Würg! Kann ich die wegmachen?»
    «Erst probieren», sagte Thomas.
    «Man isst, was auf den Tisch kommt», sagte Sofia. «Ein wenig Wein?» Sie lächelte ihn an. Thomas lächelte zurück. «Danke, gern.»
    Jede Mahlzeit wird so viel besser mit Wein. Hackbällchen und Makkaroni werden besser. Fleischwurst wird besser. Sogar Kartoffelbrei aus der Tüte wird damit essbar.
    Ich habe früher viel zu wenig Wein getrunken.
    Sie stießen an.
    «Wie war dein Tag?», fragte sie und nippte an ihrem Rioja.
    Er trank einen Schluck und schloss die Augen.
Göttlich.
    «Ganz gut», sagte er und stellte das Glas ab. «Cramne ist mir richtig um den Bart gegangen, nachdem ich ihn darauf hingewiesen hatte, wie unmöglich es ist, die Direktiven zu befolgen. Dass die Strafmaße sich erhöhen werden, findet er nur gut, und mir kann es ja eigentlich egal sein, aber die Kosten werden unweigerlich steigen, und das steht nun mal in striktem Gegensatz zu den Vorgaben, die wir für die Erarbeitung bekommen haben …»
    Er trank noch einen Schluck. Sofia nickte verstehend.
    «Es ist wirklich toll, dass du ihnen die Meinung sagst», meinte sie. «Jetzt müssen sich die Sozis was einfallen lassen, und das ist dein Verdienst.»
    Thomas stellte sein Glas ab und blickte auf seinen Teller.
    Er hatte die Sozis gewählt und fand, dass sie ihre Arbeit ganz gut machten. Er wusste, dass Sofia seine Meinung nicht teilte, doch sie schien zu glauben, er teile ihre.
    Annika hat immer Links gewählt.
    Er schob den Gedanken beiseite.
    «Und du?», fragte er. «Wie war's bei dir?»
    Sofia öffnete den Mund zu einer Antwort, aber im selben Moment begann Ellen zu weinen.
    «Es tut wieder so weh, Papa», sagte sie und streckte ihm ihren verbundenen Finger entgegen. Er sah, dass das Pflaster spannte, die Fingerspitze war angeschwollen.
    «Na so was», sagte er und pustete darauf. «Wir müssen dir wohl eine kleine Tablette geben, damit du mit dem bösen Finger schlafen kannst.»
    «Oder was Süßes», sagte das Mädchen und wischte

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