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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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keine Vermittlungsdienste mehr. Sie müssen schon selbst Kontakt mit den Inhaftierten aufnehmen, per Fax oder Brief.»
    «Ich vermute mal, E-Mails gehen nicht?», fragte Annika.
    «Ihre Vermutung ist korrekt», erwiderte der Chef.
    «Aber die Inhaftierten können per Fax oder Brief antworten?»
    «Fax nicht, aber sie dürfen Briefe schreiben. Obwohl Sie darauf vorbereitet sein sollten, dass die Antwortbereitschaft sich in Grenzen hält. Die meisten wollen überhaupt keinen Kontakt zu den Medien.»
    «Ach, das ist ja mühsam», sagte Annika.
    «Welchen Zweck verfolgen Sie mit den Besuchen?», erkundigte sich der stellvertretende Anstaltsleiter freundlich.
    Annika zögerte. Was hatte sie schon zu verlieren, wenn sie aufrichtig war?
    «Ich schreibe über David Lindholm, den ermordeten Polizisten. Die drei Inhaftierten bei Ihnen standen alle in Beziehung zu ihm. Wie lange dauert es, eine Besuchserlaubnis zu bekommen, falls die Männer doch mit mir reden wollen?»
    «In der Regel eine Woche bis zehn Tage. Aber ich muss Sie auch darauf hinweisen, dass Sie nur
einen
unserer Inhaftierten besuchen dürfen, es sei denn, Sie sind eine nahe Angehörige.»
    Annika schloss die Augen und strich sich übers Haar.
    «Wie bitte?»
    «Angenommen, Sie hätten drei Brüder hier, dann dürften Sie die alle besuchen, aber Sie erhalten keine Besuchserlaubnis für drei verschiedene Insassen, außer aus wichtigem Grund. Sie müssen sich für einen der Männer entscheiden.»
    «Sie haben kein gesteigertes Interesse daran, dass die Medien Ihre Gefangenen besuchen, was?»
    «In der Tat», sagte der Chef, «aber wir verhindern es auch nicht. Und für den Fall, dass Sie herkommen, kann ich Ihnen gleich sagen, dass Fotografieren verboten ist.»
    Annika setzte sich aufrecht hin.
    «Was? Wieso das denn? Das ist doch …»
    «Strafvollzugsvorschrift 2006:26, Abschnitt eins, Paragraf neunzehn. ‹Ton- und / oder Bildaufnahmen innerhalb des Anstaltsgeländes sind nicht gestattet.)»
    Sie sank wieder in sich zusammen.
    «Okay», sagte sie. «Soll ich an die Nummer faxen, die auf der Website steht?» «Ganz richtig», sagte der Chef.
    Sie schob den Laptop von sich, sah auf die Uhr und ließ den Blick durch den Redaktionssaal schweifen, über flimmernde Monitore und konzentrierte Gesichter und kaffeefleckige Schreibtische.
    Er hat die Kinder abgeholt.
    Sie sind jetzt auf dem Weg nach Hause.
    Die Fahrstuhltüren waren von der altertümlichen Sorte: zwei Eisengitter mit Ziehharmonika-Mechanik, die aufgeschoben werden mussten, um das messingglänzende Innere für die hochstehenden Herrschaften freizugeben, die das Gebäude in Övre Östermalm bevölkerten. Thomas erinnerte sich, wie zeitgemäß und vollendet es ihm vorgekommen war, als er das erste Mal selbst mit eigenen Schlüsseln hinaufgefahren war, zu seiner eigenen Wohnung, in seinem eigenen Haus… «Papa, die schubst!»
    Er nahm die Aktentasche in die andere Hand und konnte ein Seufzen nicht unterdrücken.
    «Hört mal», sagte er und hielt seinen Sohn am Kragen fest, damit der seine kleine Schwester nicht boxen konnte. «Würdet ihr jetzt bitte aufhören zu streiten, wir sind doch gleich zu Hause …»
    Ja, es ist zwar nicht mein Haus, sondern ihres, aber…
    Er beeilte sich, das äußere Gitter aufzuziehen.
    Ein Aufschrei gellte durchs Treppenhaus. Er schaute verwundert hinunter und sah Ellens verzerrtes Gesicht zu ihm aufblicken. Ihre Finger waren in dem jetzt fest zurückgeschobenen Ziehharmonika-Gitter eingeklemmt, die Augen liefen ihr über, und das Gesichtchen war knallrot.
    Rasch zog er das Gitter wieder auf, sodass die Finger der Kleinen freikamen. Ellen sank zu seinen Füßen zusammen und umklammerte mit der gesunden Hand ihre gequetsch-ten Finger.
    «Kleines, was machst du denn? Du darfst doch nicht die Finger dazwischen halten, wenn Papa die Tür aufmacht …»
    Blut tropfte auf den Marmorfußboden, was dafür sorgte, dass das Gebrüll des Mädchens in ein Kreischen umschlug.
    «Das blutet, Papa, das bluuutet…»
    Thomas merkte, wie er blass wurde, er konnte den Anblick von Körperflüssigkeiten nicht gut ertragen.
    «Ojojoj, lass Papa mal sehen, soll ich pusten?»
    Er hockte sich neben seine Tochter und griff nach ihrer Hand, aber sie drehte ihm den Rücken zu und presste die Hand an ihren neuen Winteroverall.
    So ein Mist auch, jetzt wird der ganz blutig.
    «Zeig mal, Schatz, lass Papa mal gucken …»
    «Du hast mich geklemmt!»
    «Ach, Liebling, entschuldige, das wollte ich nicht, aber

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