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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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bisschen weit hergeholt? Hatte der Pressesprecher noch was in der Hinterhand?
    Er starrte gedankenverloren durch die Scheibe in die Redaktion. Ein paar Nachzügler waren unterwegs zu der Versammlung.
    Vor langer, langer Zeit war er selbst mal gewerkschaftlich aktiv gewesen. Richtig kämpferisch, wenn ihn seine Erinnerung nicht trog. War er nicht sogar Betriebsrat bei einem der lokalen Radiosender gewesen, Radio Norrbotten vielleicht? Oder Radio Gävleborg?
    Damals, lange vor der Zeit der kommerziellen Rundfunksender, musste man sich als junger Journalist eine Ewigkeit im Busch durchschlagen. In den achtziger Jahren war das Arbeitsrecht knallhart gewesen: Erst nach zwölf Monaten freier Mitarbeit hatte man einen gesetzlichen Anspruch auf Festanstellung. Also wurde man elf Monate beschäftigt und flog anschließend achtkantig raus. Am Ende landete man vielleicht irgendwo in der Einöde, aber Stockholm und Sveriges Television konnte man vergessen. Die letzten Festanstellungen hatte es 1968 gegeben, als TV2 seine Tore öffnete und einen ganzen Demonstrantenzug einließ. Danach war Schluss.
    Das waren noch Zeiten. Festanstellungen galten auf Lebenszeit, und alle wussten, was ein JK war. Und niemals hockte ein Reporter bei der Polizei auf dem Schoß.
    Na ja, Letzteres war wohl früher auch so eine Sache, dachte er und sah, wie Berit Hamrin zu der Versammlung hinüberging.
    Wenn Berit daran teilnahm, musste doch etwas Wichtiges vor sich gehen. Was mochte das sein?
    Ach richtig, es sollte ja ein neuer Betriebsratsvorsitzender gewählt werden, das hatte er beinahe vergessen.
    Er stand auf, griff nach der zerknitterten Zeitung, ging hinaus und nahm gegenüber von Spiken Platz.
    «Nehmen Sie gar nicht an der Gewerkschaftsversammlung teil?», fragte der Chefredakteur und legte die Füße auf den Schreibtisch.
    «Ich bin ausgeschlossen worden», antwortete der Chef vom Dienst. «Hab vergessen, meinen Gewerkschaftsbeitrag zu bezahlen.» «Wie kleinlich», sagte Schyman.
    «Sechzehn Jahre lang», ergänzte Spiken. «Also, ich muss sagen, ich kann sie irgendwo verstehen.»
    «Was haben wir morgen über den Jungen?», fragte der Chefredakteur und zeigte auf die Titelseite der aktuellen Ausgabe.
    «Wir sind auf der Suche nach einem neuen Foto des Kleinen, möglichst im Schlafanzug und mit dem Teddy im Arm.»
    «Und wie läuft's?»
    «Bisher erfolglos. Die Verwandten schreien sofort los und knallen den Hörer auf.»
    Schyman schlug wieder die Zeitung auf und betrachtete das Bild vom Sumpf. Die Stimmen von der Versammlung drüben echoten zwischen den Schreibtischen bis zu ihm; man war bei der Genehmigung der Tagesordnung angelangt.
    Er rutschte tiefer in seinen Stuhl und versuchte, nicht hinzuhören.
    «Wie sind wir an die Information gekommen, über den Fund in diesem Moor?», fragte er.
    «Wie meinen Sie das?»
    «Wer hat da nicht dichtgehalten?»
    «Es hat keiner gequatscht. Die Männer auf dem Foto haben gestern Abend mit dem
Katrineholms-Kurieren
gesprochen. Und daher haben wir es. Es war kurz nach Mitternacht in der Online-Ausgabe von
KK.»
    «Dann können wir uns also bei der Lokalpresse, der neuen Technik und der Dusseligkeit des
Konkurrenten
bedanken, und zwar in dieser Reihenfolge», sagte Schyman. «Aber bei derartigen Sachen will ich ab jetzt ein Wort mitzureden haben. Ich hatte gerade eben eine Unterredung mit dem Polizeisprecher, und der war nicht besonders erfreut.»
    Spiken verdrehte die Augen.
    «So eine Trantüte wie den gibt's kein zweites Mal.»
    Schyman blätterte um. Die Versammlung beriet über den Kassenbericht.
    «Er hat die Vereinbarung über Patriks Artikelserie zur Kokainküste gekippt. Entweder war er wirklich so sauer, wie er getan hat, oder er brauchte einen Anlass, um uns aus dem Projekt zu werfen.»
    «Ich habe immer gefunden, dass es eine echt komische Sache ist», sagte Spiken. «Wir sollen Leute durch ganz Europa schicken, damit sie darüber schreiben, wie unglaublich tüchtig die schwedische Polizei ist?»
    Drüben am Reportertisch wurde der bisherige Betriebsrat entlastet. Der Wahlausschuss machte zwei Vorschläge für einen neuen Vorsitzenden. Da man sich auf keinen der Kandidaten einigen konnte, stellten sich beide zur Abstimmung. Als Erster war der Politikredakteur Sjölander nominiert, als Zweite die Redaktionssekretärin Eva-Britt Qvist.
    Du meine Güte, dachte Schyman und spitzte die Ohren, wieso entwickelt denn Sjölander plötzlich gewerkschaftliche Neigungen?
    Der Redakteur, ehemals Leiter

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