Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lebenslang Ist Nicht Genug

Titel: Lebenslang Ist Nicht Genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
Vom Netzwerk:
die Initiative aus«, erwiderte Gail.
    Mark überhörte die spitze Bemerkung. »Ich bin sicher, wenn sie sich wieder beruhigt hat, wird sie zurückkommen.«
    Gail antwortete nicht, denn Jennifer stand in der Tür. »Na, alles klar?« fragte Mark offenbar erleichtert über ihr Erscheinen.
    Jennifer nickte. Mark nahm ihre Koffer und wandte sich zum Gehen.
    »Du kannst es dir jederzeit anders überlegen«, sagte Gail zu ihrer Tochter.
    »Ich weiß.«
    Gail ging auf sie zu und zog sie fest an ihre Brust. »Auf Wiedersehen, mein Kleines.«
    »Wiedersehen, Mom.«
    Ein paar Minuten später standen Gail und Jack sich allein in dem großen, stillen Zimmer gegenüber. Jack machte nicht den Versuch, ein Gespräch zu beginnen; das war auch gar nicht nötig. Die Sprache seiner Augen war nur allzu beredt. Bald wird uns nichts mehr bleiben, sagten sie klar und deutlich.
    Wir müssen eine Lösung finden.

31
    Seine Lösung hieß Ferien in Florida.
    Sie hörte ihn am Telefon kurzfristige Entscheidungen treffen. Er buchte zwei Flüge. In drei Tagen sollten sie abreisen. Er stellte eine Liste mit Tierärzten zusammen, die bereit waren, in Notfällen für ihn einzuspringen. Er rief Lieutenant Cole an, teilte ihm mit, daß sie zwei Wochen verreisen würden, und gab ihm die Nummer, unter der er sie erreichen konnte. Er vereinbarte mit Dr. Manoff einen Termin für Gail, unmittelbar nach ihrer Rückkehr. Er teilte Gails Eltern ihre genaue Ankunftszeit mit. Sie hatten Jack und Gail schon vor einiger Zeit eingeladen, nach Florida zu kommen. Sie selbst wollten nach New York, um Carol und deren neuen Freund zu besuchen. Sie würden ein paar Tage mit Gail und Jack verbringen und den beiden dann ihre Wohnung überlassen. Vielleicht sei das ihre letzte Chance, im Eden Rock zu wohnen, hatte Gails Mutter ihrem Schwiegersohn verraten. Sie und ihr Mann trügen sich nämlich mit dem Gedanken, weiter unten am Strand eine andere Wohnung zu nehmen.
    »Wir fliegen nach Miami«, sagte Jack.
    »Nach Miami? Wieso das?«
    »Es war der einzige Flug, den ich kriegen konnte. Wir werden einen Wagen mieten und nach Palm Beach fahren. Haben wir doch schon mal gemacht«, erinnerte er sie. »Ist ja nicht mehr als eine gute Stunde mit dem Wagen.«
    »Und die Strecke ist hübsch.«
    »Du hast deine Eltern länger nicht gesehen. Es wird bestimmt schön für dich, wieder mal mit ihnen zusammenzusein.«
    Gail nickte. »Und du bist gewiß urlaubsreif.«
    »Du hast recht. Ich glaube, es wird uns beiden guttun, mal richtig auszuspannen.«
    Es trat eine Pause ein, und Gail suchte fieberhaft nach Worten,
um sie zu überbrücken. Alles war erträglich, solange die harmlose Plauderei im Fluß blieb.
    »Wie’s scheint, ist der Winter dieses Jahr phantastisch da unten. In der Zeitung steht, es habe seit November nicht mehr geregnet. Die Einheimischen beklagen sich natürlich bitter wegen der Ernte, na, du weißt ja, was sie immer für’n Aufhebens machen mit der Dürre. Aber die Touristen sind anscheinend im siebenten Himmel.«
    »Hört sich verlockend an«, sagte Jack, aber seine Stimme klang sorgenvoll. Von Vorfreude war ihm nichts anzumerken. Gail war sich schmerzlich bewußt, daß dies ihre erste Reise nach Florida ohne Cindy werden würde. Sie sah sich mit dem Kind am Strand entlanggehen, hörte sich ihre Tochter ermahnen, nur ja nicht auf die Dinger zu treten, die wie blaue Blasen aussahen. »Sie heißen portugiesische Galeeren, und sie stechen ganz fürchterlich«, hatte sie gesagt und Cindy fest an der Hand gehalten, wenn sie nahe ans Wasser kamen. Sie erinnerte sich, wie sie Cindy zum Muschelnsammeln mitgenommen hatte, als das Kind gerade ein Jahr alt war. Es war an jenem Morgen sehr windig gewesen. Sie hatte Cindy auf den Arm genommen und über den schlüpfrigen Sand getragen, in dem sie mehrmals bis zu den Knöcheln versank. Schließlich mußte sie sich geschlagen geben. Das Gewicht des Kindes und der Sturm zwangen sie zur Umkehr. Auf dem Rückweg blies ihr der Wind direkt ins Gesicht. Jack wartete in den Dünen mit seiner Kamera auf sie. Er hatte eine Aufnahme von Mutter und Tochter gemacht, als sie mit eng aneinandergeschmiegten Gesichtern auf ihn zukamen; ihr Haar flatterte um sie her, als gehöre es zu einem einzigen Kopf. Gail hatte geglaubt, dieser Schnappschuß sei verschwendetes Filmmaterial, aber als das Bild entwickelt war, fanden sie es so reizend, daß sie es vergrößern und rahmen ließen. Es hing bei ihrer Mutter im Wohnzimmer. Es wartete im Eden Rock

Weitere Kostenlose Bücher