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Lebenslang Ist Nicht Genug

Titel: Lebenslang Ist Nicht Genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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ihnen verboten herzukommen. Nur ein paar besonders Mutige haben nach der Schule die Abkürzung durch den Park genommen. Aber jetzt ist schon wieder allerhand los hier. Bald werden auch die schmierigen alten Kerle in den Regenmänteln wieder auftauchen. Ich muß wissen, wer sich hier rumtreibt, ich muß die Anlagen beobachten.«
    »Solltest du das nicht besser der Polizei überlassen?«
    »Wie viele Polizisten siehst du denn auf dem Gelände?«
    »Ich finde, du solltest nicht mehr herkommen«, sagte Carol eindringlich, so als sei sie die ältere Schwester, die der jüngeren Vernunft beizubringen suchte.

    »Was ist denn Schlimmes an diesem Park?«
    »Was ist Gutes dran?« fragte Carol zurück. »Warum quälst du dich so? Findest du es richtig, das Schicksal herauszufordern?«
    »Aber das tu’ ich doch gar nicht.«
    »Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um«, orakelte Carol.
    Gail blickte ihre Schwester verwundert an und mußte unwillkürlich lachen. »Wo hast du denn den Spruch her?«
    »Mom hat ihn ständig im Munde geführt.«
    »Wirklich? Daran kann ich mich gar nicht erinnern.«
    »Vielleicht hat sie ihn auch nur zu mir gesagt.« Carol setzte sich zögernd neben ihre Schwester auf die Bank. »Ich bin ja auch dauernd ins Fettnäpfchen getreten, weißt du noch? Nie konnte ich die Klappe halten. >Bring dich nicht in Schwulitäten<, sagte Mutter zu mir, und ich antwortete ihr, das täte ich nie, aber ich sei eben vom Pech verfolgt. Und darauf antwortete sie: >Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um.< Und jetzt führe ich die Familientradition fort.«
    Gail lächelte und lehnte den Kopf an die Schulter ihrer Schwester. Carol legte den Arm um sie und zog sie hoch. Gail ließ es geschehen. Seite an Seite gingen sie zur Straße zurück.
    »Wie klappt′s eigentlich zwischen dir und Frank?« fragte Gail. Carol hatte den Mann, mit dem sie zusammenlebte, seit ihrer Rückkehr aus New York mit keinem Wort erwähnt.
    »Wir haben Schluß gemacht«, erwiderte Carol sachlich.
    Gail blickte sie überrascht an. »Als ich in der Stadt war, haben wir uns ausgesprochen und alles geregelt.«
    »O nein! Carol, das ist meine Schuld. Wenn du nicht bei mir geblieben wärst...«
    »Wenn ich nicht bei dir geblieben wäre, hätte es nur noch früher gekracht. Frank und ich, besser gesagt Frank, seine Kinder und ich kamen schon eine ganze Weile nicht mehr so recht miteinander aus. Ich wünschte, ich könnte dir von einem hochdramatischen Finale erzählen, vielleicht, daß er mich in den Armen eines anderen überraschte. Doch in Wahrheit haben wir bloß
nach etwas über zwei Jahren festgestellt, daß all unsere Auseinandersetzungen nicht der Mühe wert sind. Also beschlossen wir, alles gerecht zu teilen. Er hat die Stereoanlage gekriegt - ich die Platten; ich hab′ die Wohnung behalten, er hat die Möbel mitgenommen. Er ist mit seinen Kindern ausgezogen, und ich hab’ meinen gesunden Menschenverstand wieder. Und von nun an werden wir alle glücklich und zufrieden leben bis an unser seliges Ende.« Sie zuckte mit den Schultern. »Für mich war’s sowieso Zeit für’ne Abwechslung.«
    Schweigend kehrten die beiden Frauen zum Tarlton Drive zurück.
    »Was wetten wir, daß Jennifer längst daheim ist und sich den Kopf darüber zerbricht, wohin ihre unberechenbare Tante ihre Mutter verschleppt hat?« Carol drückte Gail an sich. Aber das Haus war leer, und Gail geriet erneut in Panik. »Sie wird jeden Moment hier sein«, versicherte Carol hastig. »Bitte, reg dich nicht auf. Sie kommt gleich, das weiß ich.«
    Es war zehn Minuten vor fünf, als Jennifer das Haus betrat.
    »Wo bist du gewesen?« Zum erstenmal seit Cindys Tod brach Gail in Tränen aus.
    »In Don’s Restaurant. Mit einigen aus meiner Klasse. Wir haben ′nen Hamburger gegessen und die Prüfung gefeiert. Wieso?« fragte Jennifer plötzlich erschrocken. »Was ist denn los? Ist was passiert?«
    »Deine Mutter hat sich Sorgen gemacht«, erklärte Carol, den Blick fest auf Gail gerichtet. »Du hättest zu Hause anrufen und Bescheid sagen sollen, daß du später kommst.«
    »Hab’ ich ja versucht! Gleich als wir im Restaurant ankamen, wollte ich Mom anrufen. Aber es hat niemand abgenommen. Was ist denn nur los? Ich dachte, Mom hätte bestimmt nichts dagegen, wenn ich mit den andern weggehe. Das hab’ ich ja früher auch gemacht...«
    »Aber jetzt ist’s anders als früher.« Carol sah zu, wie Gail schluchzend auf einen Küchenstuhl sank. »Deine Mutter hatte
Angst, dir sei was

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