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Lebenslang

Lebenslang

Titel: Lebenslang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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waren nicht so deutlich, wie wir uns das zunächst erhofft hatten, aber sie reichten aus, um ein wichtiges Element im Indizienprozess gegen ihn zu sein.«
    »Er hat sie nicht vergewaltigt? Es war kein Sexualverbrechen?«
    Schumacher schüttelte den Kopf. »Es ging ihm einfach und allein darum, dass Julia sein schmutziges Geheimnis mit ins Grab nahm.«
    »Er hat sie missbraucht«, stellte Yvonne fest.
    »Und das wohl schon seit mehreren Jahren. Er ist ein Wiederholungstäter. Schon in seiner Jugend hat er sich an seiner Schwester vergriffen.«
    »Julias Mutter?«
    »Ja. Sie wusste von den gefährlichen Neigungen ihres Bruders. Hätte sie früher etwas gesagt, würde ihre Tochter wahrscheinlich heute noch leben.«
    Die Bedienung brachte zwei Kaffee. »Und was ist aus dem Vater geworden?«, fragte Yvonne, als sie wieder alleine waren.
    Schumacher nahm sich den Zuckerstreuer vom Nachbartisch. »Fabian Steilberg ist tot. Zumindest, was die Aktenlage angeht.«
    »Wann hat man ihn für tot erklären lassen?«, fragte Yvonne und rührte ihren Kaffee um.
    »Ich glaube, das war vor sieben Jahren.«
    »Aber seine Leiche hat man bis heute nicht gefunden.«
    »Das stimmt«, gab Schumacher zu.
    Yvonne holte die Zeichnung aus ihrer Hosentasche hervor und schob sie zu Schumacher über den Tisch. »Wer ist das?«
    Er setzte eine Lesebrille auf und betrachtete die Zeichnung eingehend. »Wo hast du das her?«
    »Vor einer Woche bin ich in der Notfallambulanz der Uniklinik einem Mann begegnet, der sich dort unter falschem Namen hatte behandeln lassen. Dieser Mann löste etwas in mir aus. Immer wieder sah ich die Leiche eines toten Mädchens. Und er hatte etwas damit zu tun, dessen war und bin ich mir sicher. Ich muss wissen, wer dieser Mann ist«, sagte Yvonne.
    »Ich kann es dir nicht sagen«, sagte Schumacher.
    »Weil du es nicht weißt oder weil du es mir nicht sagen willst?«
    Schumacher legte einen Zehneuroschein auf den Tisch und stand auf. »Ist das Fabian Steilberg?«, fragte sie drängend.
    »Ich weiß es nicht. Aber ich werde es überprüfen lassen.«
    »Und dann?«
    »Nichts. Solange er keine Straftat begangen hat, ist er kein Fall für uns.«
    »Ist das alles?«, fragte Yvonne.
    »Was erwartest du?«, fragte Schumacher. »Glaubst du wirklich, dass er etwas mit der Ermordung seiner Tochter zu tun hatte?«
    »Ich habe ihn zusammen mit der Leiche gesehen.«
    »Wann?«
    Yvonne schwieg.
    »Ich habe Steilberg nur ein einziges Mal mit seiner ermordeten Tochter gesehen. Und das war in der Gerichtsmedizin, als er sie identifizierte. Glaub mir, in diesem Moment ist der Mann mit seiner Tochter gestorben.«
    Schumacher ging. Die Bedienung räumte die Tassen ab und gab Yvonne das Wechselgeld zurück. Die Zeichnung, die sie Schumacher gezeigt hatte, lag nicht mehr da.
    Yvonne war bei den Ermittlungen dabei gewesen. Das wusste sie jetzt. Auch dass offenbar sie die Leiche gefunden hatte, schien sicher zu sein, obwohl sie sich noch immer nicht daran erinnern konnte. Sie hoffte, dass es dabei bleiben würde. Die Bilder, die sie immer wieder heimsuchten, waren beängstigend genug.
    »Was ist, wenn dieser Wieland recht hat und er tatsächlich nicht der Mörder seiner Nichte war?« Sie hatten sich auf eine Bank am Mainufer gesetzt, nicht weit von Schloss Philippsruhe entfernt. Es war ein kühler Tag, Regenjackenwetter. Die grauen Wolken zogen tief von Westen heran und brachten immer wieder kühle Schauer.
    »Aber alle Hinweise deuteten auf ihn«, sagte Thomas, der seine Jacke geschlossen und die Hände in den Taschen vergraben hatte. »Man fand Julias Spuren in seinem Lieferwagen. An seinen Stiefeln klebte Erde, die identisch mit dem Waldboden rund um den Grünen See war.«
    »Wo ist Fabian Steilberg?«, sagte Yvonne. »Kurz nach dem Prozess verschwindet er einfach und lässt alles zurück.«
    »Man hat ihn für tot erklärt. Er hat sich umgebracht.«
    Yvonne schüttelte den Kopf, energisch. »Das glaube ich einfach nicht. Ich meine, da bekommt der Mörder seiner Tochter die Höchststrafe, und dann entschließt sich der Vater, seinem eigenen Leben ein Ende zu setzen? Ich verstehe die Logik nicht.«
    »Ich glaube nicht, dass Fabian Steilberg in dieser Situation in logischen Kategorien gedacht hat.«
    Yvonne rutschte näher an Thomas heran. »Lass uns einfach einmal rein hypothetisch annehmen, dass Florian Steilberg noch lebt. Und dass er der Mann ist, den ich in der Ambulanz gesehen habe. Wie einfach ist es, von der Bildfläche zu

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