Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lebenslügen / Roman

Lebenslügen / Roman

Titel: Lebenslügen / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Atkinson
Vom Netzwerk:
Tante war nur ein Ablenkungsmanöver. Eine Finte. Ein Weg, alle auf die falsche Fährte zu locken, die sich über Joanna Hunters plötzliches Verschwinden wunderten«, sagte Louise. »Die Ironie der Sache ist, dass sich ihr Mann die Mühe gar nicht hätte machen müssen, Deckers Entlassung aus dem Gefängnis hat Joanna Hunter einen wahrhaft guten Grund gegeben, unterzutauchen. Neil Hunter hätte die Tante nicht ins Spiel bringen sollen.«
    »Gute Theorien«, sagte Jackson. »Wie sollen wir sie beweisen oder widerlegen?«
    »Wir tun gar nichts. Nur ich. Ich bin die richtige Polizei, du bist nur ein Nichtsnutz. Im Grunde.«
    »Danke.« Er streckte die Hand aus, nahm ihre und sagte: »Ich habe dich wirklich vermisst.« Ihr Mund wurde trocken, und ihr Herz begann zu rasen, als hätte sie einen Virus, und sie wollte den Motor anlassen und mit ihm ins nächste Hotel fahren, in die nächste Scheune oder auf den nächsten Rastplatz, doch Marcus und Reggie stürmten aus dem Laden, und sie hatte nur noch Zeit, ihm die Hand zu entziehen, bevor sie die Wagentüren öffneten, einen Schwall kalte Nachtluft einließen und Chipstüten aufrissen.
    »Wollen Sie Ihren Platz wieder?«, fragte Jackson Marcus, und Marcus sagte: »Nein, ist okay, ich sitze gern neben dem Hund«, aber Louise sagte zu ihm: »Sie können fahren, ich bin müde, ich setze mich nach hinten«, weil sie es nicht länger ertrug, so nahe bei Jackson zu sein und ihn nicht berühren zu können.
    »Kein Problem«, sagte Marcus. »Alles anders. Männer vorn, Frauen hinten, so wie es sein sollte. War nur ein Witz«, fügte er rasch hinzu, als er Louises Miene im Rückspiegel sah.
     
    Es war lange dunkel, als sie über die Grenze fuhren. Nach Berwick zogen sich die Kilometer. Sie setzten Reggie und Jackson in Musselburgh ab. »Bist du sicher, dass du ihn bei dir übernachten lassen willst?«, sagte Louise zweifelnd zu Reggie.
    »Er kann ja sonst nirgendwohin.«
    »O doch, ich habe ein Zuhause«, sagte Jackson. »Nur dass Gott und die Welt verhindern wollen, dass ich jemals wieder dort hinkomme.«
    »Sie müssen dabei helfen, Dr. Hunter zu finden«, sagte Reggie.
    »Dr. Hunter zu finden ist mein Job, Reggie«, sagte Louise. »Ich will nicht, dass sich Amateure einmischen.« Sie wandte sich an Jackson und sagte: »Wir schaffen das ohne deine Hilfe, danke.«
    »So in etwa wie: Geh nach Hause zu deinen Kindern, Herb?«
    »Genau.«
    »Netter Wagen«, sagte er und tätschelte liebevoll das Dach des BMW s, als wäre er ein alter Freund.
    »Verschwinde.«
    »Ich sehe dich morgen«, sagte er.
    »Ja?«
    »Ja, natürlich.«
    Ihr Herz machte einen Sprung, sie würde ihn morgen wiedersehen. So fühlten sich junge Mädchen, so hatte sich Louise als junges Mädchen nie gefühlt. Patrick hatte recht, sie hatte keine Jugend gehabt. Das holt sie jetzt nach.
    »Ich würde nicht nach Hause fahren, ohne mich zu verabschieden«, sagte er.
    Mistkerl. Sie konnte ihn nicht halten, konnte mit der Anziehungskraft seiner neuen Frau nicht konkurrieren. Tessa. Schlampe.
    Sie wollte sagen, komm mit mir nach Hause – na gut, nicht nach Hause, sie konnte ihn schlecht nach Hause mitnehmen und ihrem Mann, Bridget und Tim vorstellen: »Das ist Jackson Brodie, der Mann, den ich hätte heiraten sollen.« Nicht heiraten. Die Ehe war für Narren. Der Mann, mit dem sie hätte weglaufen sollen. Über die Berge und weit weg. »Vertrau mir«, wollte sie zu ihm sagen. Aber natürlich tat sie es nicht.
    »Wer ist Herb?«, fragte Marcus.
     
    »Scheiße. Ich hätte Reggie die Handtasche abnehmen sollen.« Was war los mit ihr? Sie war eigentlich nicht vergesslich. Jetzt schien ihr Gehirn zu zerfasern.
    »Ich lasse sie morgen bei ihr abholen, Boss.«
    »Sie sind ein kleiner Schatz, wirklich.«
    Marcus sagte, »Setzen Sie mich irgendwo ab«, und sie sagte: »Seien Sie nicht albern, ich fahre Sie nach Hause.« Er wohnte in South Queensferry, ein Riesenumweg.
    »Das ist ein Riesenumweg, Boss.«
    »Kein Problem, wirklich. Ich bin wieder wach.« Er wohnte noch immer bei seiner Mutter. Archie würde nicht mehr bei ihr wohnen, wenn er sechsundzwanzig wäre.
    »Haben Sie eine Freundin?« Nie zuvor hatte sie daran gedacht zu fragen, Marcus wirkte nicht wie ein junger Mann, der ein Mädchen hatte.
    »Ellie.«
    »Aber Sie leben nicht mir ihr zusammen?«
    »Das ist der nächste Schritt, Boss. Wir haben gestern Abend ein paar Häuser angeschaut. In Malbet Wynd.«
    Ja, natürlich, er war ein Junge, der alles richtig machte, in

Weitere Kostenlose Bücher