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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Bedienelement, das einen großen Holowürfel von der Decke absenkte und ihn mitten auf dem Konferenztisch platzierte. Der Würfel erhellte sich und zeigte STELLVERTRETERs Projektion mit dem Habitus des abgeklärten Großvaters oder Diplomaten.
    Agusta Meriweather sprach zuerst. »STELLVERTRETER, ich möchte Ihnen das Sonderkomitee der Vollversammlung der Vereinten Nationen vorstellen. Zu meiner Linken befinden sich Seine Exzellenz, Hochwürdiger Enrique Jose Malagar, Vorsitzender …« STELLVERTRETERs Projektion schwenkte zu jeder vorgestellten Person. Und jedes Mal stellte er eine persönliche Frage, wobei er sich gewöhnlich nach der Gesundheit von Frau, Mann oder Kindern erkundigte. Im Fall von Po Dua kannte er sogar den Namen des Lieblingshunds des Diplomaten. Bei einem Menschen hätte man das Interesse als bloße Höflichkeitsfloskeln abgetan. Da es aber von der Sonde kam, war die Wirkung elektrisierend. Brea sah, dass jeder Diplomat sich der Leistungsfähigkeit des Computers bewusst wurde, der das Hologramm vor ihnen unterstützte.
    Agusta Meriweather stellte die Leute am Tisch reihum vor, bis sie bei Botschafter Boswani ankam.
    »… und Seine Exzellenz, Hochwürdiger Nicholas Gladstone Boswani, Gesandter der Föderation Panafrikanischer Staaten.«
    STELLVERTRETERs Double lächelte und nickte. Dann streckte er die Arme aus und winkelte die Hände senkrecht nach oben ab, sodass sie das Gesicht in einer typisch afrikanischen Geste einrahmten. »Ich fühle mich geehrt, dem Krieger zu begegnen, der auf der letzten Debatte der Vollversammlung so tapfer für seine Überzeugung kämpfte« , sagte er in formellem Xhosa. Dann wechselte er ins Englische und fuhr fort: »Ich respektiere den Standpunkt des Botschafters und freue mich, zu beweisen, dass meine Freundschaft allen Menschen der Erde gilt.«
    »Dann sind unsere Differenzen vielleicht doch nicht so groß, wie ich glaubte«, erwiderte Boswani unverbindlich.
    Als Agusta Meriweather die Vorstellungskür schließlich beendet hatte, nickte sie dem Vorsitzenden Malagar zu; der räusperte sich und sagte: »Ich möchte diese Konferenz mit einer formellen Darstellung unserer Ziele beginnen.« Er verstummte, beugte sich nach vorn und rief mit einem Tastendruck den Text der Rede auf dem Bildschirm auf, die er vorbereitet hatte.
    STELLVERTRETERs Double machte ein besorgtes Gesicht.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte Mrs. Meriweather, als sie die Veränderung bemerkte.
    »Ich habe eine Frage an den Vorsitzenden, Agusta«, sagte STELLVERTRETER.
    »Hä?«, fragte Malagar und schaute vom Bildschirm auf.
    »Ihre Rede, Herr Vorsitzender. Ist sie sehr lang?«
    »Eine Stunde oder so.«
    »Dann möchte ich Ihnen einen Vorschlag machen«, sagte STELLVERTRETER. »Ich will nicht unhöflich erscheinen, wenn ich Ihnen sage, dass meine Gedankenprozesse sehr viel schneller sind als die Ihren. So haben zum Beispiel nach meiner Kalkulation allein schon die Vorstellungen einen Zeitraum beansprucht, der mehrerer Ihrer Tage entspricht. Ich schlage deshalb vor, dass Sie den Text Ihrer Nachricht direkt per Highspeed-Netverbindung übermitteln, sodass die Sonde und ich ihn gründlich zu studieren vermögen. Inzwischen können Sie sich und Ihren Kollegen wertvolle Zeit sparen, indem Sie zusammenfassen, was Sie ursprünglich sagen wollten.«
    Ein paar Muskeln zuckten in Malagars Gesicht. »Ich mag keine Nachlässigkeiten bei Verhandlungen, STELLVERTRETER.«
    Das menschliche Bild auf dem Schirm streckte die Arme in einer Geste der Resignation aus. »Wir auch nicht, Herr Vorsitzender. Ich war nur bestrebt zu vermeiden, dass dieses Komitee wertvolle Zeit vergeudet. Ich ziehe die Bemerkung zurück. Fahren Sie nach eigenem Ermessen fort.«
    »Nein, Ihr Vorschlag ist ausgezeichnet. Ich darf eben nur nicht vergessen, wer und was Sie sind.« Er drückte auf die Tasten vor sich. Sekunden später wurde ÜBERTRAGUNG BEENDET auf dem Bildschirm eingeblendet.
    Der Vorsitzende Malagar wandte sich wieder dem Hologramm in der Mitte des Konferenztischs zu, suchte eine bequeme Sitzposition auf dem hochlehnigen Stuhl und hob an zu sprechen. »Wie ich es sehe, geht es hier weniger darum, einen politischen Vertrag auszuhandeln als vielmehr darum, eine geschäftliche Vereinbarung zu treffen. Stimmen Sie mir hierin zu?«
    »Ja.«
    »Ein solcher Vertrag muss, wenn er wirksam sein soll, genaue Angaben betreffs der Rechte, Verantwortlichkeiten und Pflichten aller Vertragspartner beinhalten.«
    »Ganz gewiss«, pflichtete

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