Lebenssonden: Roman (German Edition)
Soldaten einem Offizier in Schwarz und Silber. »Leutnant Grayson, Sir.«
»Leutnant, ich will, dass Sie die ganze Wachmannschaft mobilisieren. In der Mitarbeiterlounge findet gerade die übliche Soiree statt. Ich will, dass diese Versammlung unter Quarantäne gestellt wird! Niemand verlässt oder betritt den Raum. Erteilen Sie den Befehl und halten Sie sich zur weiteren Verfügung.«
» Jawohl, Sir! «
Stassel hörte zu, wie im Hintergrund Befehle gegeben wurden. Den Geräuschen nach zu urteilen war außerhalb des Blickfelds des Bildschirms hektische Aktivität ausgebrochen. Der Leutnant erschien schnell wieder im Aufnahmebereich der Kamera.
»Ausgeführt, Sir.«
»Gut. Ich will noch einen Trupp im Nachrichtenzentrum, einen dritten an der Hauptluftschleuse, und der Rest Ihrer Männer wird an allen Rettungsboot-Stationen postiert. Ab sofort existiert dieses Schiff nachrichtentechnisch nicht mehr. Es gehen keine Nachrichten mehr ein noch aus – es tut sich diesbezüglich überhaupt nichts mehr, bis Sie etwas anderes von mir hören. Ist das klar?«
»Jawohl, Sir.«
»Gut. Wo ist dieser erste Trupp?«
Grayson wandte den Blick ab. »Er erreicht gerade die Lounge, Sir.«
»Verbinden Sie mich mit dem Zugführer.«
»Nur eine Sekunde, Sir.« Bunte Schlieren waberten kurz auf dem Monitor, und dann wurde das Gesicht des Leutnants durch einen vierschrötigen Portepee-Unteroffizier mit einem Feldtelefon ersetzt. Weil die Linse des tragbaren Geräts nur eine kurze Brennweite hatte, war die Tiefenschärfe so schlecht, dass das Gesicht des Manns kaum zu erkennen war.
»Sergeant Williams, Sir. Meine Männer sind vor etwa …« Williams schaute auf die Uhr. »… vor zwanzig Sekunden hier eingetroffen. Die Leute sind in heller Aufregung, aber ich habe alle Ausgänge blockiert.«
Liu nickte. Er vermochte einen ziemlichen Radau im Hintergrund zu hören. »Sehr gut, Williams. Halten Sie die Stellung. Ihre Männer sollen feststellen, ob zwischen Major Stassels Weggang und Ihrer Ankunft irgendjemand den Raum verlassen hat. Falls ja, sollen sie zurückgebracht werden. Gehen Sie behutsam vor, aber akzeptieren Sie kein Nein als Antwort.«
»Verstanden, Sir.«
»Gut. Das will ich doch meinen.« Liu schaltete hektisch den Computer aus und wandte sich an Stassel: »Schicken Sie sofort einen Kurier zum Hauptquartier. Klassifizieren Sie die Nachricht als ›Höchste Geheimhaltung/Nur zur Einsicht‹. Sie darf Generaladmiral Maxwell nur persönlich übermittelt werden. Machen Sie dem Kurier unbedingt klar, dass er sich von diesen Dummdödeln im Hauptquartier nicht nötigen lassen soll, die Nachricht doch an jemand anders zu übergeben.«
»Per Kurier, Sir?«
Liu fixierte Stassel mit dem guten Auge. »Haben Sie eine bessere Idee?«
»Wir würden Zeit sparen, wenn wir einen Höchstsicherheits-Strahl über Tycho zur Erde schicken.«
»Haben Sie dabei nicht die Sonde vergessen, Major?«
»Die Sonde, Sir?«
»Diese Maschine da draußen wurde konzipiert, über eine Entfernung von hundert Lichtjahren oder mehr ein Flüstern aus dem kosmischen Hintergrundrauschen aufzufangen. Ich bin mir sicher, dass es jedes elektromagnetische Signal abhört, das von dieser Flotte stammt und wahrscheinlich noch viel mehr im ganzen System. Sie wissen so gut wie ich, dass jeder Strahl – egal wie dicht – eine gewisse Streuung hat. Einen Kurier per Schiff zu schicken mag relativ lange dauern, aber es ist so sicher wie die Hölle, dass SONDE die von ihm überbrachte Nachricht nicht abhören wird. Noch Fragen, Major?«
»Nein, Sir.«
»Dann sollten wir am besten nach unten gehen, bevor die Typen aus dem Elfenbeinturm noch die Wände hochgehen. Es wird eine verdammt lange Nacht für uns werden.«
Das wurde sie wirklich!
28
Brea Gallagher und Agusta Meriweather arbeiteten ebenfalls noch bis spät in die Nacht. Weil sie die größte Erfahrung in der Kommunikation mit STELLVERTRETER hatte, war sie von Enrique Malagar beauftragt worden, die Aufzeichnungen der privaten Gespräche zu überprüfen. Sie sollte Widersprüche in den Aussagen der SONDE suchen. Allem Anschein nach war SONDE in ihren Gesprächen mit dem Komitee jedoch absolut ehrlich gewesen. Eine Lüge hätte schwerwiegende Konsequenzen für den weiteren Verlauf der Verhandlungen gehabt.
»Wie geht es voran?«, fragte Brea, als sie die Überprüfung eines Gesprächs zwischen Jacques Villart und SONDE abschloss.
Mrs. Meriweather rieb sich die müden Augen, während Nicholas Boswani und
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