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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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STELLVERTRETERs Persona auf ihrem Bildschirm ein stummes Gespräch führten. »Ich weiß nicht, Brea. Vielleicht liegt es auch nur an mir.«
    »Was liegt an Ihnen?«
    »Dieses Gefühl, das ich habe. Der verdammte Boswani hat in den letzten drei Tagen sechs Stunden mit SONDE gesprochen, aber wie ich es sehe, hat er im Grunde nichts gesagt . Irgendetwas stimmt nicht, aber ich komme nicht dahinter.«
    »Wie?«, fragte Brea.
    »Sehen Sie sich das an«, sagte Mrs. Meriweather und wies auf den Bildschirm. »Ich kenne das alte ›Betongesicht‹ nun schon seit einem Dutzend Jahren, und er ist noch nie so gesprächig gewesen. Von wegen gesprächig, zum Teufel! Er ist geradezu geschwätzig.«
    »Welcher Index?«, fragte Brea.
    Mrs. Meriweather gab ihr die Kennziffer. Brea legte die Aufzeichnung auf ihren eigenen Computer und schaltete den Ton ein. Nachdem sie Boswani und STELLVERTRETER für eine Minute zugehört hatte, wusste sie, was Agusta meinte. Boswanis Antworten auf die Fragen der Sonde wirkten gestelzt, als ob er ein Schauspieler in einem schlechten Stück war. Außer dem unnatürlichen Tenor wechselte er auch ständig das Thema. Brea hätte das noch mit ihrer lebhaften Einbildung zu begründen vermocht, wenn STELLVERTRETER dieses Spiel nicht mitgemacht hätte!
    »Ich glaube, dass Sie Recht haben«, sagte Brea. »Da stimmt etwas nicht.«
    »Wir sollten das Enrique melden. Er wird Boswani vielleicht dazu befragen wollen.«
    »Ich würde gern noch etwas versuchen, bevor wir Meldung machen, Agusta.«
    »Was haben Sie denn vor?«
    »Sehen Sie, damals, als ich noch in meinem Beruf als Astronomin arbeitete, hatten wir einen geflügelten Spruch: ›Im Zweifel aufs Spektrum schauen.‹« Brea gab ein paar Befehle über die Computertastatur ein, und Boswanis Bild wurde durch eine Reihe gezackter Linien ersetzt.
    »Hmm, da ist nichts«, sinnierte Brea. »Wollen mal die Frequenzverteilung kontrollieren.« Sie wartete auf das Erscheinen einer neuen Kurve. Fast sofort hob sie in gelindem Erstaunen die Augenbrauen.
    »Was ist denn los?«, fragte Mrs. Meriweather.
    »Das ist doch nur die Stimme und das Bild, nicht wahr? Es ist keine Datenübertragung druntergemischt, oder?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Dann habe ich vielleicht etwas gefunden. Ich habe eine Amplitude auf der Audioskala, die dort nicht hingehört. Sie ist im Ultraschallbereich, und zwar deutlich oberhalb der Frequenz, die im Normalbereich des menschlichen Hörens liegt.«
    »Wissen Sie auch, was es ist?«
    »Vielleicht.« Brea rief eine weiträumige Zeitskalen-Anzeige des mysteriösen Signals auf. Auf dem Bildschirm blitzte eine Wellenform auf, die seltsam rechteckig war.
    »Das ist es!«, sagte Brea mit grimmiger Zufriedenheit. »Würde es sich nur um ein Rauschen handeln, wären es Sinuswellen und keine Abfolge rechteckiger Wellenimpulse.«
    »Entschuldigen Sie die Ignoranz einer alten Politikerin, Brea, aber was genau hat das zu bedeuten?«
    »Das hier ist nichts Mysteriöses, Agusta. Es ist ein Computergespräch. Wahrscheinlich nichts anderes als die Interferenz von einem anderen Kommunikationsstromkreis. Warten Sie eine Sekunde, und ich lasse eine Übersetzung erstellen.«
    Boswanis Bild kehrte auf den Computermonitor zurück, und der Botschafter hob wieder zu sprechen an. Nach zehn Sekunden erschien eine Textzeile am unteren Bildschirmrand und wanderte langsam von rechts nach links.
    … PANAFRIKA IST BEREIT, ALLE EINWÄNDE GEGEN DIE ÜBERHOLUNG FALLEN ZU LASSEN, ABER ES ERWARTET NATÜRLICH EINE GEGENLEISTUNG. SO WERDEN WIR ZUM BEISPIEL KEINER ENTSCHEIDUNG ZUSTIMMEN, DIE DIE ÜBERLEGENHEIT DER NÖRDLICHEN HEMISPHÄRE ÜBER DEN SÜDEN FORTSCHREIBT. WIR SIND JEDOCH DER ANSICHT, DASS DIESES PROBLEM LEICHT BEHOBEN WERDEN KANN, WENN SIE BEREIT SIND, UNS AUF EINER EXKLUSIVEN BASIS MIT BESTIMMTEN ASPEKTEN DES SCHÖPFER -WISSENS ZU BELIEFERN …
    Mrs. Meriweather starrte perplex und mit offenem Mund auf die Abschrift, bevor sie einen Wutausbruch bekam. »Mein Gott, er will ein separates Geschäft aushandeln!«
    Brea antwortete nicht. Sie war zutiefst erschüttert. Boswani war dabei, Verrat zu üben; nicht nur gegen ein einzelnes Land oder eine Gruppe von Ländern, sondern gegen die gesamte Menschheit!
     
    Nicholas Boswani saß am Schreibtisch. Er hatte den Kopf zwischen die Hände genommen und massierte sich kräftig die schmerzenden Schläfen, während er sich zum fünfzigsten Mal fragte, wie mit SONDE zu verfahren sei.
    Die verdammte Maschine war nicht auf den Kopf

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