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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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förmlich.
    »Schön, dass du wieder zu Hause bist, Chryse.« Er rang sich ein verkniffenes Lächeln ab.
    »Ich freue mich auch, Harrold.« Chryse wurde durch den Kontrast zwischen dem Unbehagen, das sie nun verspürte, und der Kameradschaft, die sie an Bord des Sternenschiffs der Alphaner erfahren hatte, schier überwältigt.
    »Geht es dir gut?«, fragte Haller.
    »Mir geht es gut. Nimmst du auch regelmäßig deine Medikamente?«
    »Ja«, sagte er und ließ sie los. »Dieser verdammte Quacksalber hat die Dosis schon wieder verdoppelt.«
    »Dann solltest du sie auch nehmen.«
    »Wer hat schon so viel Zeit?« Dann kehrte Haller zu seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch zurück und gab damit zu verstehen, dass das Vater-Tochter-Gespräch beendet war und eine geschäftliche Unterredung anstand. Chryse setzte sich auf die Couch, schaute auf den großen Turner an der anderen Wand und bereitete sich seelisch-moralisch auf das Gespräch vor.
    »Einfach so abzuhauen war ein saudummes Risiko. Saudumm! Es hat uns ein Vermögen gekostet.«
    Chryse nickte. Sie hatte die Zeit an Bord des Interorbit-Transferschiffs zum Studium der neuesten Finanznachrichten genutzt. Die Aktie von Haller & Partner war innerhalb der ersten Stunde, nachdem man sie vermisst gemeldet hatte, um fünf Punkte gefallen. Das Konglomerat hatte bei Kurssicherungsgeschäften fast eine Milliarde Stellar verloren.
    »Ich kann dir hier nicht widersprechen, Harrold, obwohl ich hoffe, dass es sich doch noch zu einem profitablen saudummen Risiko entwickelt.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Weil ich uns in eine Position gebracht habe, die Alphaner beim Bau ihrer Expeditionsflotte zu unterstützen. Dann können wir so viele Sternenschiffe bauen, wie unsere Schiffswerften nur schaffen.«
    »Was veranlasst dich zu der Annahme, dass ich mich daran beteiligen will?«
    Chryse blinzelte. Ihr Vater erstaunte sie. »Willst du dich denn nicht daran beteiligen?«, fragte sie mit unwillkürlich schriller Stimme. »Wir sprechen hier über die Sterne! Stell dir nur die Möglichkeiten für Handel und Kolonisation vor. Denk an das Geld, das man dabei machen kann! Was glaubst du wohl, was ein erdähnlicher Planet heute auf dem freien Markt einbringt?«
    Haller ließ sich ihre Worte für einen Moment durch den Kopf gehen und beugte sich dann zum Interkom auf dem Schreibtisch vor. »Marcus, geben Sie uns noch zwei Minuten und dann kommen Sie bitte herein.«
    »Ja, Sir.«
    Haller lehnte sich auf dem Stuhl zurück und musterte seine Tochter. »Chryse, als ich von meinem Vater die Kontrolle über diese Aktiengesellschaft übernahm, ging die Kraftwerksindustrie gerade den Bach runter. Beim Stöbern in den Datenbanken hatte irgendein Akademiker aus dem Elfenbeinturm eine wirkungsvollere Methode entdeckt, elektrische Energie vom Orbit auf die Erde zu übertragen. Die Übertragungsmethode war so effizient, dass sie die großen Rectenna-Stationen, wie wir damals verwendeten, überflüssig machten. Haller & Partner und die meisten anderen Kraftwerkssatelliten-Hersteller waren vom Bankrott bedroht.
    An dem Tag, als unser erster neuer Energie-Empfänger ans Netz ging, hatte ich mir etwas geschworen. Ich beschloss, mich nie wieder kalt von einem technologischen Durchbruch erwischen zu lassen. Also tätigte ich hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung, während andere strengere Kontrollen der Datenbanken verlangten. Das ist der Grund, weshalb in den letzten vierzig Jahren Haller & Partner das zweischneidige Schwert des Fortschritts öfter geschwungen haben, als es ihm zum Opfer gefallen ist.
    Ich will dir noch etwas sagen, Chryse! In dem Moment, als ich von diesem Schiff von den Sternen hörte, suchte ich nach Möglichkeiten, mich in dieser offensichtlich guten Sache zu engagieren. Mit anderen Worten, ich stehe voll und ganz hinter deinen Anstrengungen, diesen Alphanern beim Bau ihrer Flotte zu helfen.«
    »Wieso hast du dann erst gesagt …«
    »Ich wollte nur sehen, wie stark deine Motivation ist, ihnen zu helfen.«
    Die Bürotür öffnete sich, und Marcus Easton kam herein. Er setzte sich auf einen Stuhl neben Chryse, nahm einen Recorder aus der Tasche und legte ihn zwischen ihnen auf den Tisch.
    »Marcus«, sagte Haller, »ich will alle Abteilungsleiter heute Abend um zwanzighundert Uhr zu einer Besprechung hier sehen.«
    Der Sekretär nickte. »Ja, Sir. Alle außer Haskell sind verfügbar. Er ist zum Asteroidengürtel unterwegs und wird frühestens in drei Wochen wieder zurück sein.

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