Lebenssonden: Roman (German Edition)
Soll ich seinen Assistenten informieren?«
»Nein, wir werden auch ohne ihn auskommen.«
»Welches Thema, Sir?«
»Das Thema? Wie Haller & Partner von der ausgezeichneten Vorarbeit ihres Präsidenten bezüglich der Alphaner profitieren.«
»Ja, Sir.«
»Also«, sagte Haller, »Chryse, erzähl uns alles über sie und lass nichts aus.«
Chryse begann mit ihrem Beschluss, Henning’s Roost zu verlassen und die Sonde zu besuchen. Anderthalb Stunden später schilderte sie noch immer die Wunder der Procyon’s Promise . Haller hörte ruhig zu und kritzelte gelegentlich Notizen auf einen Block, während Marcus Easton die Fingernägel inspizierte und sie ansonsten zu ignorieren schien. Zuletzt kam sie auf die Nachricht des Vorsitzenden Duval zu sprechen und dass er sie darum gebeten hätte, nach Genf zu kommen, um den Bau einer Expeditionsflotte zu erörtern.
Haller nickte. »Was meinst du, wieso der Vorsitzende uns diesen Knochen hingeworfen hat? Wir stehen doch auf seiner ›schwarzen Liste‹, seit die Panne mit den explodierenden Kosten für die neuen Raumwacht-Zerstörer passiert ist.«
Chryse zuckte die Achseln. »Ich vermute, dass es ein Trick war, um mich von den Alphanern wegzulotsen. Ein paarmal während unseres Gesprächs ist es mir nämlich gelungen, Vischenko aus der Reserve zu locken.«
Harrold Haller schaute auf seinen Sekretär und runzelte die Stirn. »Was ist los, Marcus? Sie machen ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter.«
»Gut möglich.«
»Und wieso?«
»Ich mache mir Gedanken über das Timing der Gemeinschaft in dieser Sache. Sie scheinen die Entscheidung, die Alphaner zu unterstützen, mit untypischer Geschwindigkeit getroffen zu haben.«
»Was wollen Sie damit andeuten?«
»Ich bin mir nicht sicher. Ich habe nur den Eindruck, dass der Vorsitzende sich ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt hat. Es hätte zumindest eine Generaldebatte in der Vollversammlung anberaumt werden müssen.«
»Vermuten Sie einen Trick?« Haller hatte selbst schon mit der derzeitigen Administration zu tun gehabt und guten Grund, ihr nicht zu vertrauen.
»Möglich, Harrold. Auf jeden Fall wäre eine gut orchestrierte Public Relations-Kampagne in diesem Moment vielleicht eine sinnvolle Investition.«
»Gute Idee, Marcus«, sagte Chryse. »Wir werden Artikel über die glorreiche Vergangenheit der Erforschung des Weltalls lancieren und solche Sachen. Vielleicht könnten wir sogar ein Holo-Epos über die Pathfinder -Expedition finanzieren.«
Harrold Haller lachte. »Du kommst zu spät. Drei sind bereits in der Vorproduktion.«
»Dann such die Kampagne mit der größten Erfolgschance aus und zieh sie konsequent durch. Wir müssen das Publikum bei Laune halten, um die Einstellung des Projekts durch die Vollversammlung zu verhindern, sobald man sich über die Kosten bewusst wird. Wenn Marcus Recht hat, dass Duvals Angebot nur ein Bluff ist, müssen wir nämlich mit allem rechnen.«
»Was ist mit seiner anderen Idee, die Datenbanken nach einem Hinweis auf das Funktionsprinzip des Sternenantriebs zu durchsuchen?«, fragte Haller. »Ist das vielleicht auch ein Bluff?«
Chryse zuckte die Achseln. »Das vermag ich nicht zu beurteilen. Da müsstest du einen unserer Haus-Wissenschaftler fragen.«
»Da bin ich dir auch schon voraus«, sagte Haller. »Ich habe mich gestern mit Professor Chiardi in Rom in Verbindung gesetzt. Er sagte, und ich zitiere: ›Da die physikalischen Gesetze des Weltalls überall dieselben sind, arbeitet jede Spezies mit den gleichen grundlegenden Beobachtungen der Wirklichkeit. Es muss eine ganze Klasse von beobachteten Phänomenen geben, für die niemand eine schlüssige Erklärung hat. Katalogisieren Sie diese, und vielleicht wird die Richtung, die die Sternenreisenden eingeschlagen haben, ersichtlich.‹«
»Dann schlage ich vor, dass wir die Bürokraten beim Wort nehmen und auch eine Untersuchung in dieser Angelegenheit durchführen«, sagte Chryse.
Haller lachte. »Chiardi organisiert es in diesem Moment.«
»Was gibt es sonst noch zu tun?«
»Festige deine Bande mit den Alphanern. Es kann nie schaden, bei einem Geschäft wie diesem auf der ›Innenbahn‹ zu laufen.«
»Ich schlage vor, dass wir ihnen zu Ehren in ein paar Wochen einen Galaempfang geben, Harrold.«
»Gute Idee. Er wird hier in Moose Hill stattfinden. Auf diese Art können wir eine Störung durch die Gemeinschaft weitestgehend ausschließen.«
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Beim Blick durch die Sichtkuppel der Promise war die Erde schöner
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