Lebenssonden: Roman (German Edition)
einverstanden. »Dürfte ich Sie aber noch etwas fragen?«, sagte Terra.
»Natürlich.«
»Die Regierungsleute, die den Flug von Santiago hierher arrangierten, schienen nicht sehr glücklich, als ich ihnen sagte, dass ich zu Ihnen wollte.«
Chryse lachte. »Das wundert mich nicht.«
»Wieso?«
»Weil, meine Liebe, die Gemeinschaft meinem Vater und mir nicht völlig vertraut. Sie wissen, dass Haller & Partner in das Geschäft mit dem Bau der Sternenschiffe einsteigen wollen. Und zwar nicht nur Schiffe für Ihre Expedition, sondern auch kommerzielle Raumschiffe. Das beunruhigt sie.«
»Wieso?«
»Weil die Sternenreise eine Rückkehr zu den Tagen der Weltraum-Pioniere und der unbegrenzten Expansion bedeutet. Das Weltall wird kein sicherer und vorhersehbarer Ort mehr sein. Es werden die genau definierten Grenzen fallen, die der Bunkermentalität vieler Funktionäre der Gemeinschaft entsprechen.«
»Aber was hat das mit meiner Anwesenheit hier zu tun?«
»Sie glauben wahrscheinlich, dass wir diese Party als eine Bestechung inszeniert hätten, um uns vor unseren Konkurrenten auf die Überholspur zu setzen.«
»Und Sie?«, fragte Terra.
Chryse betrachtete ihren jungen Gast mit einem ernsten Ausdruck. »Der Sternenflug ist viel zu wichtig, als dass irgendjemand ein Monopol darauf erlangen dürfte!«
Kapitän Braedon und Gelehrter Price trafen am späten Nachmittag mit einem Scoutboot der Promise ein. Das eiförmige Boot verursachte erhebliches Aufsehen, als es lautlos auf dem Flugfeld aufsetzte. Ein paar Sekunden später öffnete sich eine gewölbte Luke, und zwei Gestalten im Blau und Gold der Alphaner kamen zum Vorschein. Chryse begrüßte sie genauso überschwänglich, wie sie vorher bereits Terra empfangen hatte.
»Vielen Dank für Ihr Kommen«, sagte sie, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Braedon auf die Wange.
»Es ist mir ein Vergnügen, Chryse.«
»Und Sie auch, Gelehrter Price.«
Price verneigte sich und küsste ihr die Hand. »Ich bin verzaubert, gnädige Frau.«
Chryse drehte sich zum Landungsboot um und wies darauf. »Sind Sie allein?«
Braedon schüttelte den Kopf. »Chief Hanada ist an Bord. Und Javral Pere.«
»Chryse, hallo!«, sagte Pere in der offenen Luke. Er war mit einem glänzenden blauen Overall und dazu passendem Umhang und polierten kniehohen Stiefeln bekleidet.
Chryse gab Pere ein Küsschen auf die Wange und wandte sich wieder an Braedon. »Chief Hanada soll das Schiff zu dieser Baumgruppe da drüben bringen. Ich werde eine Wache postieren, um Neugierige fern zu halten.«
Braedon zog seinen Taschen-Kommunikator aus dem Gürtel und erteilte den Befehl. Genauso schnell, wie es gelandet war, hob das Boot wieder ab und schwebte langsam zum angewiesenen Parkplatz. Fasziniert beobachtete Chryse das Manöver.
Der Rest der zweihundert Gäste traf in der Abenddämmerung ein. Flugautos kreisten wie Düsenflugzeuge über einem altmodischen Flughafen. Sobald ein Fahrzeug den Boden berührte, eskortierten Angestellte von Haller & Partner die Passagiere zu einem Catamount , der sie zu den Festivitäten brachte.
Das erste Ereignis des Abends sollte das Begrüßungs-Dinner sein. Am Umfang der Innenwand der aufgeblasenen Kuppel waren Tische aufgestellt, und der Bereich in der Mitte war leer bis auf eine kleine Bühne. Gegen 19:00 Uhr wurde die Plattform von einem Streichquartett von Weltruf besetzt, das dezente Musik spielte, während ungefähr hundert Cocktail schlürfende Gäste auf das Essen warteten.
Chryse klopfte vierzig Minuten, bevor das Bankett beginnen sollte, an Terras Tür. Als Terra öffnete, trug sie einen Bademantel, hatte das Haar hochgesteckt und ein rosig geschrubbtes Gesicht.
»Hallo, brauchen Sie Hilfe?«, fragte Chryse.
»Ja, beim Versprechen ! Ich komme überhaupt nicht klar!«
Terras Blick fiel auf Chryses Kleid, als die ältere Frau die Schwelle überquerte. »Was ist?«, fragte Chryse, als sie ihren Blick bemerkte.
»Nichts! Das ist atemberaubend. Ich fragte mich eben, wie Sie es schaffen, überhaupt darin zu gehen.«
Chryse schaute an ihrem Kleid hinab – ein irisierender Hauch aus Stoff, der gewisse Stellen enthüllte und andere notdürftig verbarg. Sie lachte. »Willenskraft.«
»Könnten Sie mich auch so aussehen lassen?«
Chryse schüttelte den Kopf. »Sie haben das nicht nötig.«
Terra war im ersten Moment niedergeschlagen und lebte dann wieder auf. »Aber Sie können mir wenigstens helfen, ein Kleid auszusuchen. Sie sind alle so
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