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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Löcher erstmals postuliert wurden, mein lieber Arbeitgeber, nahm man an, dass jede Masse, die einen Ereignishorizont durchquert, für immer für das äußere Universum verloren sei. Schließlich musste diese Theorie verworfen werden. Sie sehen, Singularitäten neigen dazu, wegen quantenmechanischer Effekte Masse zu verlieren. Große Löcher sind nicht so sehr betroffen, aber diese Neigung, Masse ins äußere Universum zu ›lecken‹, ist für sehr kleine Löcher katastrophal.
    Ein Beispiel soll das Prinzip veranschaulichen. Nehmen Sie ein schwarzes Loch mit der gleichen Masse wie die Sonne. Die Lebensdauer eines solchen Lochs beträgt zehn hoch dreiundsechzig Jahre. Das ist erheblich länger als die postulierte Lebensdauer des ganzen Universums. Jedoch wird ein Loch, das nur eine Masse von tausend Tonnen hat, seine gesamte Masse innerhalb einer Zehntelsekunde verlieren. Anhand der Gleichungen vermag man zu errechnen, welche Größe ein Loch mindestens haben musste, um die fünfzehn Milliarden Jahre seit dem Urknall zu überleben. Als kritische Masse wurden ein paar Milliarden Tonnen ermittelt. Alle kleineren Löcher müssen längst verschwunden sein.
    Im Fall der normalen Materie sind Theorie und Realität noch deckungsgleich. Das Universum ist gut gefüllt mit übergroßen schwarzen Löchern aus normaler Materie. Quasare und Seyfert-Galaxien sind die augenfälligsten Beispiele. Aus demselben Grund haben wir auch nie ein Normalmaterie-Loch unterhalb der kritischen Größe gefunden.
    Die Theorie scheitert aber an dem Punkt, wo Antimaterie ins Spiel kommt. Winzige schwarze Löcher aus Antimaterie sind überall. Wir kennen sie unter der Bezeichnung I-Masse. Sie machen die Hälfte der Gesamtmasse des Universums aus. Obwohl wir uns den Kopf zerbrochen haben, sehen wir keinen logischen Grund, weshalb sie langlebiger sein sollten als ihre Verwandten aus normaler Materie.«
    Die zwei Wissenschaftler beendeten das Essen vorzeitig und entschuldigten sich. Price brannte darauf, die Notizen durchzugehen, die Chiardi in seinem Zimmer hinterlegt hatte.
    Harrold Haller sah die zwei Wissenschaftler entschwinden und wandte sich dann an Chryse: »Jedenfalls werden die beiden nicht behaupten können, ich hätte eine langweilige Party gegeben.«
     
    Nach dem Essen löste die Menge sich in kleinere Gruppen auf. Die Kuppel wurde abgebaut, das Streichquartett wurde durch ein volles Orchester ersetzt, und Paare wirbelten, hüpften und stießen unter bunten Lichtern zusammen. Die Gäste, die nicht tanzen wollten, widmeten sich anderen Vergnügungen. Spielernaturen gingen zum Haupthaus, Sportbegeisterte in Hallers Hallenbad. Etliche Paare zogen dicke Mäntel an und suchten die Einsamkeit in arktischer Nacht. Andere zogen sich auf ihre Zimmer zurück, um dem ältesten Sport überhaupt zu frönen.
    Chryse Haller rettete Robert Braedon aus den Fängen einer Gruppe von Freunden ihres Vaters, indem sie ihn zum Tanzen aufforderte. Sie bugsierte ihn auf die Tanzfläche und ließ sich von ihm in den Arm nehmen. Sie tanzten für eine Weile schweigend und ließen sich von langsamen Walzertakten übers Parkett schieben. Erstaunt stellte Chryse fest, was für ein guter Tänzer er war. Und das sagte sie ihm dann auch.
    »Wieso ist das so erstaunlich?«, fragte er.
    »Tanzen ist eine Fähigkeit, die ich beim Kapitän eines Sternenschiffs nicht unbedingt voraussetzen würde. Wann hatten Sie überhaupt die Zeit, das zu lernen?«
    Er lachte. »Tanzen ist auf Alpha sehr populär. Alle zehn Tage oder so ist Tanztee im Gründersaal in First Landing . Ich bin regelmäßig hingegangen.«
    »Es ist schön, einen Mann zu finden, der führen kann und einem dabei nicht auf die Füße tritt. Das ist eine seltene Kombination. Ich weiß das aus Erfahrung.« Sie seufzte, schmiegte sich an ihn und legte den Kopf auf seine Schulter. Fast sofort spürte sie, wie er sich unter seinem Uniform-Gewand verspannte. Sie hob den Kopf und schaute ihn verwundert an.
    »Was ist denn los?«, fragte sie.
    »Nichts«, erwiderte er.
    Sie schaute ihn prüfend an und kam zu dem Schluss, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Eben war er noch entspannt und freundlich gewesen, nun wirkte er formell und distanziert. Sie runzelte die Stirn und erkannte dann den Grund für seine Reaktion.
    »Entschuldigung«, sagte sie und löste sich von ihm, bis ihr Körper nicht mehr so fest gegen seinen drückte. »Ich hatte ganz vergessen, dass Sie ein zwölf Lichtjahre von zu Hause entfernter Raumfahrer

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