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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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müssen.«
     
    Nach San Francisco löste sich die Gruppe der Alphaner-Touristen auf. Robert Braedon und Gelehrter Price kehrten nach Genf zurück, um die Gespräche über den Bau einer Flotte von Sternenschiffen aufzunehmen. Kaplan Ibanez kehrte nach Rom zurück und vergrub sich glücklich in den Archiven des Vatikans. Terra wandte sich in Gesellschaft von Mischa Altman gen Süden.
    Die Reise nach Lateinamerika verlief weniger hektisch als die vorherigen Kurzreisen. Terra war sich nicht sicher, ob das dem schwindenden öffentlichen Interesse geschuldet war oder dem Umstand, dass ihre hispanischen Gastgeber ihre Privatsphäre mehr respektierten als ihre nordamerikanischen und europäischen Vorgänger. Was auch immer der Grund war, es fiel ihr leicht, ihren besonderen Status zu vergessen, während sie und Mischa über die zerbrochenen Pflastersteine der Maya-Ruinen von Chichén Itzá spazierten.
    Nicht dass sie wirklich allein gewesen wären. Terra bemerkte mehrere dunkelhaarige und bärtige Männer, die in den Ruinen umherstreiften. Ein paar waren in konservative Geschäftsgewänder gehüllt, die sich unter der linken Achselhöhle auffällig ausbeulten. Diese Beobachtung in Verbindung mit der Tatsache, dass Mischa den Blick immer abwendete, wenn einer dieser anderen »Touristen« erschien, sagte Terra, dass der Sicherheitsapparat der Gemeinschaft aktiv war.
    Von Chichén Itzá flogen sie ins weiter südlich gelegene Brasilia, wo Terra bei einem lokalen Holovisions-Sender auftrat. Es war ein Auftritt, wie sie ihn auf ihrer Tour schon zu Dutzenden absolviert hatte, und sie hatte auch schon längst Standardantworten für die üblichen Fragen parat. Nach der Ankunft in der Station erfuhr sie jedoch zu ihrer Überraschung, dass das Interview auf Portugiesisch stattfinden sollte.
    »Aber ich spreche die Sprache doch gar nicht«, sagte sie dem Interviewer, einem der populärsten Nachrichtensprecher Lateinamerikas.
    »Ist auch nicht nötig. Wir sind auf solche Fälle vorbereitet. Ich versichere Ihnen, dass unser Computer die Sache sehr gut handhaben wird.«
    Eine Stunde später sah Terra, wie er das gemeint hatte. Sie saß vor den Kameras und lauschte dem stakkatoartigen Portugiesisch des Interviewers, während ein Sprachcomputer ihr die Übersetzung ins Ohr leierte. Ihre Antworten wurden auf die gleiche Art verarbeitet – nur eben rückwärts. Es war, als ob sie dem Echo ihrer eigenen Stimme gelauscht hätte, nur dass das »Echo« eine andere Sprache sprach. Danach erzählte sie Mischa Altman von diesem Erlebnis.
    »Sie müssen diese Leute verstehen«, sagte Mischa lachend. »Südamerika unternimmt zurzeit den Versuch, die industrielle Vorherrschaft des Planeten zu übernehmen. Wie früher die alten Franzosen, so sehen die Latinos auch nicht ein, weshalb sie die alte englische Sprache lernen sollten. Sie würden es vorziehen, wenn jeder ihre Sprache lernte.«
    Terra hatte zwar genickt, war sich aber trotzdem nicht ganz sicher, ob sie das verstanden hatte. Auf Alpha gab es nämlich nur eine einzige Sprache, auf deren Reinheit STELLVERTRETER in seiner Eigenschaft als Lehrer der Jugend strikt achtete. Und weil der genehmigte Dialekt die Version des Englischen war, das zu dem Zeitpunkt benutzt wurde, als die Pathfinder die Erde verließ, hatte Terra auf ihren Reisen schon ein paar Bemerkungen wegen ihres »kuriosen, aber charmanten« Akzents zu hören bekommen.
    Terra gab ihre Erfahrungen mit dem Holovisions-Sender an PROM weiter, als das Sternenschiff wieder in Reichweite ihres Taschen-Kommunikators war. Dies geschah gewöhnlich zweimal täglich, wenn die Procyon’s Promise sich über den örtlichen Horizont erhob. Dann meldete Terra sich an und übermittelte kurz ihre Beobachtungen seit dem letzten Kontakt. Der Computer gab wiederum den neuesten Bordklatsch und Nachrichten von ihrem Vater weiter. Diese Kontakte waren sehr wichtig für sie geworden und heilten die immer häufigeren Anwandlungen von Heimweh.
    Am zweiten Abend, nachdem sie und Mischa von Brasilia nach Buenos Aires geflogen waren, war Terra in ihrem Zimmer und wartete, dass die Ziffern auf dem Kommunikator auf Null sprangen. Fast gleichzeitig ertönte PROMs Stimme aus dem Kommunikationsgerät.
    »Bist du da, Terra?«
    »Hier, PROM.«
    »Wie war dein Tag?«
    Terra skizzierte schnell ihre Reiseroute. Am Morgen hatten sie den Grundstein für ein städtisches Gebäude gelegt und das Naturkundemuseum besucht. Am Nachmittag hatte der argentinische Vizekönig, ein

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