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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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schön, dass ich gar nicht weiß, welches ich anziehen soll.«
    »Wie wär’s mit dem taubenblauen?«
    »Ist das Ihre Wahl?«
    Chryse nickte. »Ja, wenn ich an Ihrer Stelle wäre. Es betont Ihre Hautfarbe.«
    Chryse half Terra, vor dem Spiegel Platz zu nehmen und assistierte ihr dann mit den verschiedenen Gerätschaften, die die Wissenschaft über drei Jahrhunderte entwickelt hatte, um einer Dame beim Schminken zu helfen. Nach einer Weile bemerkte sie, dass Terras Blick wie in Trance auf die gegenüberliegende Wand gerichtet war anstatt auf die junge Schönheit im Spiegel.
    »Was ist los?«
    Terra erwachte ruckartig aus diesem Zustand. »Was?«
    »Sie machen den Eindruck, als ob etwas Sie beschäftigt.«
    »Ich musste gerade daran denken, was Sie heute Nachmittag über die Vorbehalte der Gemeinschaft gegen das Sternenreisen gesagt haben.«
    »Ach, intellektuell sind sie schon dafür, glaube ich«, sagte Chryse. »Sie haben den Schritt auf der emotionalen Ebene nur noch nicht gemacht.«
    »Hmm, ich dachte …«
    »Sie dachten was?«
    »Nichts. Ich habe mich nur an etwas erinnert, das PROM mir erzählte.«
    Chryse runzelte die Stirn. »Was stimmt nicht?«
    »Ich habe mein Wort gegeben, dass ich nicht darüber reden würde.«
    Chryses und Terras Blicke trafen sich im Spiegel. Chryse schaute sie für eine Weile an und zuckte dann die Achseln. »Ich würde auch nicht wollen, dass Sie das Vertrauen von jemandem missbrauchen. Aber ich bin eine gute Zuhörerin, und ich könnte Ihnen vielleicht helfen.«
    Terra zögerte für einen Moment und erzählte Chryse dann vom Duplikat des Speicherkristalls und dem Besuch in den Datenbanken von San Francisco. »… als ich mit dem Direktor sprach, entwickelte der Kristall plötzlich Wärme auf der Haut. Er wurde so heiß, dass ich schon glaubte, er würde mich verbrennen.«
    Chryse hob erstaunt die Augenbrauen. »Offensichtlich hat PROM mit den Datenbanken kommuniziert. Hat sie Ihnen den Grund genannt?«
    Terra schüttelte den Kopf. »Sie sagte nur, sie hätte die Befürchtung, dass die Gemeinschaft ihr Versprechen nicht einhalten würde, uns zu helfen.«
    »Welchen Grund hatte sie zu einer solchen Annahme?«
    »Keinen, den sie zu erklären vermochte. Sie sagte nur, dass die Situation irgendwie unstimmig sei. Als sie mir das sagte, bekam ich es mit der Angst zu tun. PROM entgeht nämlich kaum etwas, müssen Sie wissen. Und wenn es um Menschen geht, hat sie gewöhnlich immer Recht. Schließlich hat sie uns schon seit dreihundert Jahren beobachtet.«
    »Haben Sie schon mit jemand anderem darüber gesprochen?«, fragte Chryse.
    »Mit niemandem, obwohl ich glaube, dass mein Vater es wissen sollte.«
    »Vielleicht sollten Sie es ihm sagen. Ich würde aber warten, bis ich ihn allein irgendwo antreffe, wo ich sicher sein kann, dass das Gespräch nicht belauscht wird.«
    »Ich werde es gleich morgen früh tun.«
    Die nächsten paar Minuten schwiegen sie, während Chryse Terras Make-up vollendete. Dann half sie ihr mit dem langen, fließenden Abendkleid, das einen konservativen trägerlosen und rückenfreien Schnitt hatte. Sie bürstete Terras Haar in einer Art »Sturmfrisur« zurück, die ihre hohen Wangenknochen betonte. Als i-Tüpfelchen streute sie funkelnde Edelsteine in die Locken des Mädchens.
    »In Ordnung, Sie sind fertig«, sagte sie.
    Terra warf einen Blick in den Spiegel. »Was bin ich schön !«, hauchte sie atemlos.
    »Ja, das sind Sie. Sie werden heute Abend vor den Männern auf der Hut sein müssen. Bedenken Sie, das, was auf Alpha unmoralisch ist, gilt hier manchmal als Zeichen von Höflichkeit.«
    »Sie meinen, jemand könnte …«
    »Oh, sie werden es natürlich versuchen .« Chryse musterte Terra im Spiegel und dann sich selbst. »Ich würde sagen, wir sind so weit. Sollen wir uns ins Getümmel stürzen?«
     
    Chryse führte Terra nach unten in die Halle zu Kapitän Braedon. Gelehrter Price und Chief Hanada waren bereits in Braedons Zimmer, als die Frauen hereinkamen. Alle trugen Galauniformen. Im ersten Moment verschlug es den Männern bei Chryses Anblick die Sprache, und nach ein paar Minuten verlegenen Smalltalks führte Chryse sie über die Hintertreppe zum mit Druck beaufschlagten Tunnel, der die Dinner-Kuppel mit dem Haupthaus verband.
    Eine Welle von Applaus schlug ihnen entgegen, als sie sich einen Weg durch die Menge bahnten. Harrold Haller begrüßte sie auf halber Strecke zur Bühne. Chryse übernahm die Vorstellungen und bemerkte zufrieden, dass Braedon gut

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