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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Lage gewesen wären.
    Als alle am Tisch Platz genommen und der Leutnant und die Krankenschwester den Raum verlassen hatten, beugte sich der Vorsitzende Duval stirnrunzelnd nach vorn. »Es geht natürlich um die Alphaner. Professor Richter, Ihren Bericht bitte.«
    »Wie Sie wünschen, Vorsitzender«, sagte der Wissenschaftler und nickte Duval von seinem Platz aus zu. Dann wandte er sich den anderen zu. »Für diejenigen von Ihnen, die mich noch nicht kennen: Ich bin der Dekan des Fachbereichs Soziobiologie an der Universität Heidelberg. Der Vorsitzende hatte mich kürzlich gebeten, eine Arbeitsgruppe zu leiten, die alle vorhandenen Daten bezüglich des soziobiologischen Verhaltens der elfhundert bekannten Rassen auswertet. Im Rahmen dieser Studie sollten wir – sofern wir dazu überhaupt in der Lage waren -, ermitteln, wie die Menschen zwischen den Sternen empfangen werden würden.
    Als der Vorsitzende Duval mit dieser Bitte an mich herantrat, sagte ich ihm, dass er das Unmögliche verlangte. Eine Studie dieses Umfangs ist eine Aufgabe von Jahren, nicht Wochen. Unter Berücksichtigung der zeitlichen Beschränkungen wies ich mein Team an, eine stichprobenartige Untersuchung der Daten vorzunehmen und ein paar vorläufige Ergebnisse zu präsentieren.« Richter stoppte seinen Monolog und wartete auf Fragen aus dem Publikum. Es gab keine. Die einzigen Geräusche im Raum waren das Rasseln des Atems von Josip Betrain und das leise Zischen der Klimaanlage.
    »In Ordnung« sagte er an seinen Partner gewandt. »Chaim, würden Sie bitte unsere Methodik beschreiben?«
    Chaim Golev war ein bronzehäutiger Mann mit einem widerborstigen weißen Haarschopf. Er beugte sich vor und strich über den Bildschirm-Sensor. Die Anzeigen an jeder Seite des Tischs änderten sich und zeigten identische 3-D-Darstellungen.
    »Durch historische wie auch durch Echtzeit-Forschung ist es uns gelungen, aussagefähige Daten über etwas mehr als sechshundert empfindungsfähige Spezies zu gewinnen. Diese haben wir dann in Untergruppen differenziert – je nachdem, wie stark die jeweiligen Spezies in soziobiologischer Hinsicht mit den Menschen übereinzustimmen schienen. Ich betone dabei schienen . In ungefähr dreißig Fällen waren wir zum Beispiel überhaupt nicht imstande, die Daten zu typisieren. Das heißt, die Konzepte und Einstellungen der fraglichen Spezies erschienen uns völlig unlogisch.«
    Williams bediente den Computer erneut und zauberte eine neue Grafik auf die Anzeige. »Um den Humanquotienten einer bestimmten Art zu ermitteln, wählten wir willkürlich ein paar Charakterzüge aus, die den Menschen zu Eigen sind. Wir entschieden uns für die Merkmale: ›Aggressivität‹, ›Neugier‹, ›Gerechtigkeit‹, ›Intelligenz‹ und ›Eigennutz‹. Trotz dieser zwangsläufig subjektiven Auswahl glauben wir, dass diese Kategorien uns hinreichend Aufschluss zumindest für eine qualitative Beurteilung geben, ob der HQ, also der Humanquotient einer Spezies diesen Kriterien entspricht.
    Ich will nicht behaupten, dass wir etwas grundlegend Neues entdeckt hätten, meine Herren. Experten im Feld haben schon lange vermutet, dass in der biologischen wie auch in der kulturellen Evolution die Form der Funktion folgt – dass zwei durch ähnliche Umgebungen geprägte Gesellschaften sich tendenziell ähneln. Aus unseren Forschungen geht hervor, dass dies für eine Mehrheit der studierten Arten tatsächlich zutrifft. Bei ähnlichen Reizen werden die intelligentesten Wesen auch ähnlich reagieren.
    Unsere Ergebnisse sind viel substanzieller, als ich es erwartet hätte, meine Herren. Die meisten der studierten Spezies scheinen einen hoch entwickelten Sinn für ihre eigenen Interessen zu haben, die sie konsequent verfolgen. Darüber sollten wir uns natürlich nicht wundern. Auch die niedere Krabbe wird angreifen, wenn ihre Futterversorgung bedroht wird. Wenn man nun bedenkt, dass die Alphaner im Besitz des begehrtesten Guts in der Galaxis sind, wird aus der Wahrscheinlichkeit zwangsläufig die Unvermeidbarkeit eines Konflikts.«
    »Wenn ich zusammenfassen darf, Professor Richter«, sagte Vorsitzender Duval, »scheinen Sie uns damit sagen zu wollen, dass wir – wenn wir diese Alphaner-Expedition zwecks Suche der Schöpfer -Sonne zulassen – vielleicht die Erde gefährden?«
    »Genau das will ich damit sagen, Sir.«
    Duval zögerte für einen Moment und stieß dann einen schweren Seufzer aus. »Wenn das der Fall ist, werden wir wohl entsprechend handeln

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