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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Helligkeit, der tief überm Horizont hing und lange Schatten warf.
    Brea driftete in Baileys Arme und ließ sich von ihm auffangen. Sie nutzte den Moment, als ihr Gesicht vorm Major verborgen wurde, um Don mit einem furchtsamen Blick anzuschauen. Sie bemerkte die Ringe unter seinen Augen und seinen allgemeinen Erschöpfungszustand. Den Symptomen nach zu urteilen hatte ihr Partner letzte Nacht ordentlich einen draufgemacht, sodass ihm nun ein paar Stunden Schlaf fehlten. Geschah ihm recht!
    »Gut, dass Singh Sie doch noch gefunden hat, Brea«, sagte Major MacIntire. Er verbeugte sich und küsste ihr die Hand.
    »Ich freue mich auch, Sie zu sehen, Major«, erwiderte Brea. »Welchem glücklichen Umstand habe ich diese Gelegenheit zu verdanken?«
    »Dem Vernehmen nach planen Sie und Don eine Reise zur Erde, Brea.«
    Sie nickte stumm.
    »Ausgezeichnet! Ich habe gestern eine Nachricht erhalten – eine komprimierte Überrang-Nachricht von Tycho -, in der ich die Anweisung erhielt, D. Bailey und B. Gallagher ausfindig zu machen und sie mit dem nächsten verfügbaren Schiff nach Luna zu bringen.«
    »Aber was könnte jemand auf Luna von uns wollen?«, fragte Brea.
    »Es geht um eine Meldung über ein Schiff in Raumnot, die Sie vor Monaten gemacht hatten.«
    »Eine Meldung über ein Schiff in Raumnot?«, fragte Brea und runzelte nachdenklich die Braue. »Ich erinnere mich nicht …«
    »Aber natürlich, Brea«, sagte Bailey. »Wir haben ein SOS an diesen PE-Kreuzer abgesetzt und dann für eine Woche nach Überlebenden gesucht.«
    »Ach, das!«
    »Anscheinend«, sagte MacIntire.
    »Wir haben dem Kapitän des Kreuzers alles gesagt, was wir wussten. Wir haben ihm sogar eine Vid-Aufzeichnung der ursprünglichen Sichtung gegeben! Was könnten sie sonst noch wollen?«
    »Unbekannt, Brea«, sagte der Major. »Aber Befehle …«
    »… sind verdammte Befehle!«
    »Da das Friedensdurchsetzungs-Direktorat uns unbedingt auf Luna haben will«, sagte Don Bailey, »haben der Major und ich ein Abkommen getroffen. Offiziell leasen die Friedenstruppen die Lügenbaron als Frachter. Sie werden uns den Brennstoff bezahlen und noch ein kleines Honorar drauflegen.«
    »Ein mehr als großzügiges Honorar, Sie alter Räuber«, sagte MacIntire mit einem glucksenden Lachen. »Wann werden Sie startbereit sein?«
    »Sagen wir in zwölf Stunden oder früher, wenn Sie die Schiffswerft dazu bewegen, die Zusatztanks etwas schneller zu montieren. Ich werde gleich morgen früh während der Frühschicht den Vertrag unterschreiben und die Computer-Codes abholen.«
    Die Besprechung geriet zu einem Austausch von ein paar Nettigkeiten, und dann nahm Bailey Brea ins Schlepptau und verließ das Büro des Majors. Sie sagte nichts, bis sie die »Hauptstraße« erreichten.
    »Jetzt gehen wir schnurstracks zur Hafen-Luftschleuse und zischen ab, bevor er spitzkriegt, dass wir weg sind – oder?«
    Bailey stieß ein glucksendes Lachen aus. »Du bist ja so was von zynisch, Brea. Und das in deinen jungen Jahren.«
    »Du meinst, dass wir dabei mitmachen?«
    »Wir haben keine Wahl. Wenn wir abhauen, könnten wir die Lügenbaron genauso gut kampflos übergeben.«
    » Aber das können wir doch nicht machen, Stinky! Mein Gott, wir schmuggeln eine Singularität! Wenn sie uns erwischen …«
    »Das werden sie schon nicht. Außerdem – könnte es wohl eine bessere Tarnung für zwei Schmuggler-Novizen geben als ein Postschiff von Peace Enforcement?«
     
    Doktor Roger Kingsley stand vor dem Wandbildschirm seines Büros und verfolgte, wie der spiralförmige Wirbel eines Tropensturms sich gegen die Küste Floridas warf. Das war etwas, das er seit der Versetzung zum Himmelsbeobachtungs-Observatorium in der Station Galileo vermisste – Regen, Wind, Wetter aller Art. Er deutete seine Faszination mit dem Wetter als Zeichen, dass es Zeit wurde, zu seiner Heimat im feuchten grünen England zurückzukehren.
    Kingsley ging wieder zum Schreibtisch und löschte die Erdansicht.
    Hat keinen Sinn, sich selbst zu quälen, sagte er sich und starrte auf die Unmengen unsortierten Papiers auf dem Schreibtisch. Im Grunde war es natürlich nicht das Wetter, Heimweh oder die kleinen Unbilden des Lebens im Weltraum, die ihm zu schaffen machten. Es war Angai Yahaya.
    Der Panafrikaner hatte gestern eine perfekte Teestunde mit seinen verdammten Predigten gestört. Um nicht zu sagen zerstört! Die Frau des Direktors würde sie beide wohl nie wieder einladen. Wenn man den Mann so reden hörte, hätte man

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