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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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multinationale Konglomerate für den Handel mit I-Massen lizensiert. In Ceres war das die Belt Industries, Ltd . Ankauf und Verkauf wurden nur über diese Gesellschaften abgewickelt. Wenn Bailey nun mit jemand anderem einen solchen Vertrag geschlossen hatte, bedeutete das, dass die Singularität nicht registriert war. Und jeder, der beim Handel mit unregistrierten Singularitäten erwischt wurde, ging für zwanzig Jahre bis lebenslänglich in den Bau!
    »Bist du jetzt völlig durchgeknallt?«
    »Wahrscheinlich. Hast du denn eine bessere Idee?«
    »Gut …« Sie revidierte ihre erste Reaktion. Stimmt, es hatte Gerüchte über Singularitäten-Schmuggler gegeben, seit sie im Gürtel gelebt hatte. Sie hatte die Geschichten aber nie so recht geglaubt. Wozu war eine unregistrierte Singularität überhaupt gut?
    Die Friedenstruppen unterhielten Stützpunkte in jedem Raumhafen. Der Schmuggel einer Singularität war der nackte Wahnsinn. Andererseits sollte er höchst lukrativ sein.
    Sie war an jenem ersten Tag nicht bereit gewesen, Baileys Plan zuzustimmen; nicht am zweiten und auch nicht am zehnten. Je näher der Zahlungstermin für die Lügenbaron jedoch rückte, desto attraktiver erschien ihr der Schmuggel. Schließlich hatte sie zugestimmt. Sie würden überall bekannt geben, dass sie die Lügenbaron und Lisa zur Erde brachten – die Lügenbaron in die Werkstatt und Lisa in die Schule. Sobald sie sich außerhalb des Erfassungsbereichs von Ceres’ Radar befanden, würden sie sich mit einem anderen Schiff treffen und die nicht registrierte Singularität an Bord nehmen. Sie würden sie dann an eins der Lagrange-Kraftwerke liefern und das Geld kassieren, ohne dass – wie sie hofften – jemand ihnen auf die Schliche kam.
    Es war so einfach erschienen, doch während der Zeitpunkt des Abflugs immer näher rückte, kamen Brea erste Zweifel an diesem Plan. Sie warf einen Blick aufs Chronometer neben dem verdunkelten Holoset über der Bar. Bailey hatte sich um zwanzig Minuten verspätet. Sie leerte das Glas und schnallte sich von einem der extravaganten Barhocker in Zanders Pinte los – extravagant deshalb, weil auf Ceres ein Zecher sein Lebtag aufrecht zu stehen vermochte, ohne dass er Gefahr lief, im Suff umzukippen. Auf der Suche nach jemandem, dem sie eine Nachricht hinterlassen konnte, überflog Brea die Menge. Sie sah zwar ein paar bekannte Gesichter, aber keine Freunde. Sie seufzte, wandte sich zum Gehen …
    … und stieß gegen ein großes Hindernis, das die schwarz-silberne Uniform der Marines der Friedensdurchsetzung trug.
    »’tschuldigung«, murmelte sie abwesend und wollte den Soldaten umrunden.
    »Hallo, Brea«, sagte die Bassstimme.
    Sie blinzelte überrascht und schaute erst auf die Winkel am Ärmel und dann ins Gesicht, das aus der Uniform ragte. »Sergeant Singh, sind Sie das?«
    »Ebenjener. Wie zum Teufel geht es Ihnen?«
    »Mir geht es gut, Ravi. Ich dachte, Sie seien schon vor drei Jahren zur Erde zurückgegangen.«
    »Bin ich auch. Ich habe mich weiter verpflichtet. Als Hafenmeister. Ein schön gemütlicher Job, bei dem niemand auf mich schießt.«
    »Glückwunsch zu Ihrer Beförderung! Wir werden uns einmal treffen müssen, um das zu feiern. Leider sind Don und ich auf dem Sprung – wenn ich ihn überhaupt finde.«
    Das Lächeln verschwand aus dem Gesicht des indischen Sergeanten. »Der Major hat Bailey in seinem Büro. Und mich hat er geschickt, um Sie auch dorthin zu holen.«
    Brea spürte die eisige Kälte, die einen überkommt, wenn man mit der Hand in der Keksdose überrascht wird. »Major MacIntire will mich sehen? Wieso denn?«
    »Sie kennen doch den Dienst, Brea. Sie sagen niemandem etwas. Sie erteilen nur Befehle.«
    Brea folgte dem Sergeanten den Hauptstraßengang entlang und dann in einen Nebentunnel, der zum Verwaltungskomplex des Hafens führte. Die Fortbewegung erfolgte, indem sie sich an einer von zwei »Feuerwehr-Stangen« entlanghangelten, die aus den Tunnelwänden ragten. Als sie die Hauptroute hinter sich hatten, ging Sergeant Singh in einer Abfolge langer, flacher Sprünge voraus. Sie folgte ihm und fragte sich, ob er das laute Pochen ihres Herzens hörte.
    Singh führte sie zu einer ins Gestein eingelassenen Tür mit der Aufschrift BEFEHLSHABENDER OFFIZIER. Drinnen waren Don Bailey und ein kleinwüchsiger, dunkelhaariger Mann mit einem Bauchansatz. Er stand neben einem Fenster, das auf den Raumhafen hinausging. Die Sonne war ein winziger, die Augen wässernder Punkt aus

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