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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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glauben können, das britische Empire stünde noch in voller Blüte. Wie oft sollte er sich denn noch Predigten wegen der Sünden seiner kolonialen Vorfahren anhören?
    Kingsley wurde durch das Klingeln des Telebildschirms aus seinen Gedanken gerissen. Er nahm den Anruf entgegen und schaute ins pausbäckige Gesicht von Sir Harry Gresham, dem Himmelsobservations-Administrator.
    »Hallo, Harry, ich wollte Sie eben anrufen. Das war ein verdammt guter Tee, den Ihre Frau gestern Abend kredenzt hat.«
    »Freut mich, dass er Ihnen zugesagt hat, Roger. Ich bedaure nur, dass ich ihn verpasst habe. Die Last der Pflicht, wissen Sie.«
    »Natürlich.«
    »Äh, Roger, es ist etwas im Busch. Sind Sie schon dazu gekommen, die Daten zu überprüfen, über die wir im letzten Monat gesprochen hatten?«
    »Ich sagte, dass ich es tun würde«, entgegnete Kingsley leicht hochnäsig.
    »Und?«
    »Und nichts. Ich glaube, Sie sollten Ihre Instrumente überprüfen lassen. Ich weiß von keinem astronomischen Phänomen, das einen solchen Effekt hervorrufen würde.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Natürlich bin ich sicher. Trotzdem habe ich unserer Freundschaft wegen einen meiner Assistenten beauftragt, die Daten im Detail nachzuprüfen. Ein Junge namens Angai Yahaya. Panafrikanisch. Blitzgescheit.«
    »Aber da muss etwas sein.«
    Kingsley zuckte die Achseln.
    »Sehen Sie, ich habe herausgefunden, dass die Friedenstruppen sich dafür interessieren«, fuhr Gresham ohne Pause fort. »Es muss sich also um etwas Wichtiges handeln!«
    »Ich wüsste nicht, was das sein sollte, Harry.«
    »Sie kennen doch die Mentalität des Militärs. Für die ist die Wissenschaft nur eine Quelle für neue Waffen. Wenn sie sich für den Gresham/Kingsley-Blitz interessieren, müssen sie es für ein neues Phänomen mit militärischer Bedeutung halten.«
    »Oder aber sie haben gehört, dass Sie sich dafür interessieren und fragen sich nun, weshalb. Nein, es tut mir Leid, Harry. Ich glaube wirklich, dass Sie es hier mit der Funktionsstörung eines Instruments zu tun haben – nichts sonst. Falls Yahaya noch irgendetwas herausfindet, werde ich Sie ganz bestimmt anrufen.«
     
    Angai Yahaya ließ den Blick verstohlen über das gute Dutzend weiße Gesichter in Sichtweite der Hochsicherheits-Bildschirmkabine schweifen. Anscheinend zeigte niemand von den Leuten im Korridor des Alpha-Decks Interesse an ihm, aber er verspürte dennoch einen Anflug von Furcht, als er die Glaswände der Kabine in Milchglas verwandelte. Ein paar Sekunden Arbeit mit einem Schraubendreher, und er hatte die Zugangsluke zum Schirm geöffnet. Er brachte ein paar induktive Geber auf der Platine des Instruments an. Die Geber waren mit einem kleinen schwarzen Kasten mit einer Reihe von LEDs an der Vorderseite verbunden.
    Yahaya gab eine Folge von sechzehn Ziffern über die Telefontastatur ein. Die üblichen Zacken des statischen Rauschens auf dem Monitor kündeten davon, dass der Anruf zur Erde weitergeleitet wurde. Schließlich hellte der Monitor sich auf, und ein Frauengesicht nahm Gestalt an.
    »Panafrikanische Gesandtschaft bei den Vereinten Nationen – was kann ich für Sie tun?«
    »Den Bürger M’Buto, bitte.«
    »Wen darf ich melden?«
    »Angai Yahaya.«
    »Einen Moment, Bürger.«
    »Angai, gut, Sie wieder zu sehen. Ich nehme an, dass Sie die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen für diesen Anruf getroffen haben«, sagte ein Mann mit ebenholzfarbener Haut und ziseliertem Gesicht auf dem Bildschirm.
    »Jawohl, Herr Oberst M’Buto«, sagte Yahaya mit einem respektvollen Timbre.
    »Ihren Bericht.«
    »Ich bin von unserem Mann im Gürtel kontaktiert worden. Er hat eine weitere Lieferung arrangiert.«
    »Das gleiche Prozedere wie beim letzten Mal?«
    »Jawohl.«
    »Und Ihr Kontakt beim Kraftwerk?«
    »Er ist bereit, die Ware in Empfang zu nehmen.«
    »Sehr gut. Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
    »Äh, da wäre noch etwas, Sir.«
    »Ja?«
    »Haben Sie ein Paket von mir erhalten?«
    »Es kam heute Morgen an. Was soll ich damit?«
    »Ich bin nicht sicher. Kingsley schien nicht interessiert, obwohl er mir an diesem Morgen sagte, dass das PE-Direktorat involviert sei.«
    M’Butos Augenbrauen hoben sich überrascht. »Nicht nur die Himmelsbeobachtung?«
    »Nein, definitiv die PE.«
    »Dadurch erscheinen die Dinge in einem völlig neuen Licht. Ich werde Ihre Daten per Diplomatenpost und mit einer Empfehlung nachschicken, dass man sich umgehend mit diesem mysteriösen Lichtpunkt befassen

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