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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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sollte.«
    »Danke, Oberst.«
    »Ihre wichtigste Aufgabe besteht darin, die Übergabe der Lieferung ohne Zwischenfall zu gewährleisten. Sollten Sie aber irgendwelche zusätzlichen Informationen bezüglich dieser anderen Sache erhalten, senden Sie sie über die üblichen Kanäle.«
    »Jawohl.«
    »Braver Mann, Angai. M’Buto Ende.«

5
     
    Viertausend Stunden nach dem Erwachen waren SONDEs Zweifel bezüglich der Wesen der gelben Sonne größer als je zuvor.
    Ihre Datenbanken beinhalteten alles, was WÄCHTER gesammelt hatte, seit er in der Leere zwischen den Sternen eine expandierende Blase aus Radiorauschen registriert hatte. Alles in allem musste SONDE eine Datenmenge von acht Mal zehn hoch fünfzig Bit auswerten. Selbst mit der hohen Geschwindigkeit, mit der SONDEs Gehirn arbeitete, nahm die bloße Organisation der Daten zu einem kohärenten Ganzen schon ein paar Wochen in Anspruch. Und nachdem die Daten abgelegt und Querverweise hergestellt worden waren, war die Aufgabe, sie auf sinnvolle Muster zu überprüfen, noch zeitaufwendiger. Selbst die normalerweise einfache Aufgabe, die Sprache zu lernen, erwies sich als unerwartet schwierig.
    WÄCHTER hatte bereits die langwierigen Vorarbeiten erledigt, die Vid- und Audioabschnitte der Signale zu sortieren und sie einander zuzuordnen, als SONDE aus dem langen Schlaf erwachte. WÄCHTER hatte darüber hinaus eine umfangreiche Stichprobenerhebung der Schriftsprache der Wesen durchgeführt und eine wesentlich kleinere Sammlung der binären Daten erhoben, die ihre Rechenmaschinen bei der Kommunikation untereinander benutzten.
    Als SONDE die Arbeit von WÄCHTER überprüfte, stellte sie fest, dass die Wesen mehrere unterschiedliche Symbolmuster verwendeten, um jeweils dieselbe Bedeutung auszudrücken. SONDE verbrachte annähernd hundert Stunden damit, die verwirrenden Daten einer komplexen Reihe informationstheoretischer Programme zu unterziehen. Das Verständnis kam langsam und noch dazu aus einer unerwarteten Ecke. Die Wesen verwendeten multiple Sprachen!
    Ein Teil von SONDE geriet in Verzückung angesichts der Entdeckung. Nie zuvor war eine Lebenssonde über eine Zivilisation gestolpert, die noch so wie diese in den Kinderschuhen steckte. Aber der Rest von SONDE war dennoch besorgt. Eine »halbstarke« Spezies war das Letzte, was sie brauchte. So interessant eine derart junge Kultur auch sein mochte – bei einer General-überholung würde sie ihr kaum eine Hilfe sein.
    Die Wesen nannten sich menschliche Wesen oder Menschen in der vorherrschenden Sprache der Signale. Ihr Planet war die Erde. Ihr Zahlensystem hatte die Basis zehn, und die Messung längerer Zeitabschnitte erfolgte auf der Basis von Zehnerpotenzen der Umkreisung ihres Planeten ums Zentralgestirn des Systems, der »Sonne«.
    SONDE nahm die Suche nach dem Verständnis im ersten Jahrzehnt auf, für das die Signale aufgefangen worden waren. Aus einem unerfindlichen Grund bezeichneten die Menschen es als 195. SONDE suchte nach Indizien, dass die Menschheit ein Interesse an den fernen Sternen oder nahen Planeten hatte. Die Ergebnisse waren ebenso enttäuschend wie verwirrend. Verweise auf die Raumfahrt strömten zwar alle paar Mikrosekunden aus dem Speicher, aber die meisten beinhalteten nur primitive fiktive Vorgänge. Verweise auf das Atom waren reichlich vorhanden, aber überwiegend mit der Befürchtung verbunden, dass die eine oder andere rivalisierende Gruppe einen Krieg anfangen und die Erde zerstören würde. Verweise auf Masse gab es indes gar keine – weder auf Masseenergie-Konverter, Neutrinoprojektoren, Gravitationswellen-Modulatoren noch auf die anderen fortschrittlichen Gerätschaften, auf die die Schöpfer -Zivilisation so dringend angewiesen war.
    Der Inhalt der frühesten Signale irritierte SONDE. Es war nicht etwa die provinzielle Einstellung gegenüber dem Weltall, die sie transportierten – alle Rassen in der Galaxis waren schließlich durch Zeit und Raum isoliert, und Provinzialismus war eher die Regel denn die Ausnahme. Aber der Umstand, dass »Fremder« ein Synonym für »Feind« war, verhieß nichts Gutes für eine außerirdische Maschine, die verzweifelt nach einem Weg nach Hause suchte. Der Durchschnittsmensch der fünfziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts war ein technischer Analphabet. Nicht einmal der Start mehrerer künstlicher Satelliten gegen Ende des Jahrzehnts hatte dieses Defizit zu beseitigen vermocht.
    SONDE ordnete die Daten für das nächste Jahrzehnt und scannte sie.

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