Lebenssonden: Roman (German Edition)

Hintergrund eines Sternenfelds gesehen. Das menschliche Bewusstsein ist ein wundersames Ding. Es vergisst kaum jemals etwas. Irgendwo da draußen in der tiefen Schwärze trug ein Prospektor die Daten, die Stassel brauchte, tief im Unterbewusstsein mit sich herum. War das Direktorat des Prospektors erst einmal habhaft geworden, wäre es ein Leichtes, an die Koordinaten heranzukommen. Er atmete tief durch und stellte eine Verbindung mit Admiral Liu her.

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    Zanders Taverne war die angesagteste Kneipe von ganz Ceres und strategisch günstig gegenüber der Hauptpersonenschleuse des Raumhafens Ceres gelegen. Die Kombination beider Faktoren machte die Kneipe zum natürlichen Aufenthaltsort für Brea Gallagher, um die Wartezeit auf Bailey mit einem Wodka-Martini zu verkürzen.
    Brea frequentierte Zander sozusagen gewohnheitsmäßig. Hier hatten sie und Greg immer die letzte Stunde oder so vor seinem Abflug zugebracht – einschließlich der Zeit vor seiner schicksalhaften letzten Reise. Es war der Morgen nach Gregs dreißigstem Geburtstag gewesen, und sie beide hatten noch die Nachwirkungen der Geburtstagsparty gespürt, die sie für ihn gegeben hatte. Deshalb hatte Brea sich damit begnügt, den Kopf an Gregs Schulter zu lehnen, während er voller Zuversicht über den Volltreffer schwadronierte, den er und Bailey »dieser Tage« zu landen gedachten. Dann war Bailey hereingeschlendert, und sie hatte die beiden zur Luftschleuse auf der anderen Seite des Gangs begleitet. Dort hatte sie Greg in den neuen Raumanzug geholfen, den sie ihm zum Geburtstag geschenkt hatte.
    Greg zur Trennung von seiner alten »Gummi-Unterwäsche« zu bewegen, das war ihr persönlicher Kreuzzug vom Tag ihrer Hochzeit an gewesen. Zuerst hatte er sich gegen diese keineswegs billige Investition ausgesprochen. Nachdem ihre Beförderung zur Abteilungsleiterin des Observatoriums dann Geld in die Kasse gespült hatte, zogen seine Einwände nicht mehr so richtig. In Wirklichkeit verspürte er mehr als nur ein wenig Sentimentalität wegen seines alten Anzugs.
    Schließlich hatte sie gewartet, bis er sich auf einen Prospektoren-Flug begab und sie sicher sein durfte, dass er so schnell nicht wieder auf Ceres auftauchte. Dann nahm sie die Sache selbst in die Hand. Es zehrte fast die gesamten Ersparnisse von anderthalb Jahren auf, aber sie erstand den besten Raumanzug, den Ceres Vacuum Equipment, Ltd. auf Lager hatte.
    Dann hatte sie fast fünf Wochen voller Anspannung ertragen und sich gefragt, wie er wohl reagieren würde, wenn er es herausfand. Die Party hatte sie hauptsächlich deshalb geschmissen, um ihn wegen ihrer Geldverschwendung zu beschwichtigen. Er würde in einem Raum voller Freunde wohl kaum herumbrüllen, sagte sie sich. Dann kam der große Tag, und sie hatte Greg das Geschenk überreicht. Trotz der erwarteten milden Proteste vermochte sie den Stolz zu sehen, mit dem sein Blick während der ganzen Party immer wieder zur neuen Ausrüstung schweifte. Und später, in der Privatsphäre ihres Schlafzimmers, hatte sie seine starke Dankbarkeit gespürt, als sie ineinander verschlungen im Bett lagen. Am nächsten Tag hatte er ihn dann angezogen und hinreißend darin ausgesehen – wie ein griechischer Gott in Feuerwehrrot.
    Brea würde sich ihr Lebtag an diesen glänzenden neuen Raumanzug erinnern.
    Sie sagten später, dass es nie hätte passieren dürfen. Ein Defekt in einer Druckverbindung – ein Haarriss in der Schweißnaht einer Schlauchflanschverbindung, die zu lang im Anodisierungsbad gelegen hatte, sagten sie. Es war ein Defekt, der das Werk nie hätte verlassen dürfen.
    Greg wollte auf einem namenlosen Asteroiden gerade einen Bohrturm für eine Kernbohrung aufbauen, als die Ausrüstung versagte. Bailey war in der Luftschleuse der Lügenbaron , als er den Schrei in den Ohrhörern hörte. Bevor er die Außenluke zu öffnen vermochte, war der Schrei bereits in der tödlichen Stille des Vakuums erstickt.
    Eine Woche später brachte Don Bailey Greg Gallagher in einem Leichensack zu seiner Frau zurück.
    Auf der Erde hätte man sie erst einmal für einen Monat oder länger medikamentös ruhig gestellt und versucht, ihre Psyche wieder zu stabilisieren. Aber Ceres ist nicht die Erde. Die medizinische Versorgung im Asteroidengürtel ist nicht so gut wie auf dem Heimatplaneten. Und die paar Ärzte auf Ceres hatten auch wenig Zeit für die ebenso langwierige wie mühsame Aufgabe, ein menschliches Leben wieder aufzubauen. Der alte Doc Cranston hatte für