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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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vorbeikommt. Sie können nicht auf menschliche Impulse reagieren, wenn sie sich der Existenz der Menschen nicht bewusst sind.«
    Duval, der schon vor langer Zeit zu erkennen gelernt hatte, wenn ein Argument gegen ihn sprach, bat mit einer Geste um Aufmerksamkeit. »Sie haben uns sehr zu denken gegeben, PROM. Ich schlage vor, dass diese Sitzung vertagt wird, damit wir genau das tun können.«
    »Ist das akzeptabel für Sie, Robert?«, fragte PROM.
    »Ja, solange kein Raumwacht-Schiff in die Nähe meines Schiffes kommt.«
    »Sie haben mein Wort darauf, Kapitän«, sagte Duval.
    »Sehr gut«, verkündete PROM. »Bis morgen um die gleiche Zeit.«
    Der Holowürfel wurde augenblicklich dunkel. Braedon drehte sich zu Chryse Haller um. Sie schaute ruckartig auf.
    »Stimmt etwas nicht?«
    »Ich habe nur nachgedacht«, sagte Chryse.
    »Worüber?«
    »Über die Dinge im Allgemeinen, aber hauptsächlich darüber, wie dringend ich zur Toilette muss!«
    AN: Robert Braedon
    VON: HENRI DUVAL
    MEINE FRAU UND ICH WÜRDEN ES ALS EINE EHRE BETRACHTEN, WENN SIE UND BÜRGERIN HALLER HEUTE ABEND MIT UNS ESSEN. ANSCHLIESSEND KÖNNEN WIR FRAGEN VON GEGENSEITIGEM INTERESSE BESPRECHEN. HENRI DUVAL
    Frau Duval empfing ihre Gäste an der Haustür der Residenz des Vorsitzenden. Sie nahm ihnen die Umhänge ab und führte sie ins Wohnzimmer, wo Duval und Sergei Vischenko schon an einem knisternden Kaminfeuer saßen.
    Duval stand auf und begrüßte sie. »Ah, Kapitän Braedon. Chryse, meine Liebe. Seien Sie willkommen! Möchten Sie etwas zu trinken?«
    »Ja, gern«, sagte Chryse. »Scotch mit Eis für mich.«
    »Robert?«
    »Das Gleiche, Vorsitzender.«
    Duval lachte. »Ich lasse den Vorsitzenden Duval im Büro. Zu Hause bin ich Henri. Also zweimal Scotch mit Eis.« Duval verschwand in der Küche des Apartments. Alsbald ertönte das Klirren von Eiswürfeln.
    »Guten Abend, Robert«, sagte Vischenko, durchquerte den Raum und schüttelte Braedon die Hand.
    »Guten Abend … äh, Sergei.«
    Vischenko machte eine ausladende Geste. »Wie gefällt Ihnen das Domizil unseres Vorsitzenden?«
    »Es ist nicht gerade das, was ich erwartet hätte«, sagte Braedon und schaute sich im Raum um. »Ich hätte mir etwas Größeres und weniger Gemütliches vorgestellt. Die Einrichtung gefällt mir, obwohl ich nicht weiß, welcher Stil das ist.«
    »Woher sollten Sie das auch wissen«, erwiderte Duval. Er war gerade rechtzeitig mit den Getränken aus der Küche zurückgekehrt, um Braedons Bemerkung zu hören. »Es nennt sich Renaissancekubismus und war sehr populär im späten zweiundzwanzigsten Jahrhundert. Der Stil lebte noch einmal kurz auf, als meine Frau und ich heirateten – das erklärt unsere Vorliebe dafür.«
    Die nächste halbe Stunde verging mit Smalltalk über die modischen Unterschiede zwischen der Erde und Alpha. Dann bat Frau Duval zum Essen. Sie folgten ihr in ein kleines Esszimmer, das in weiches Kerzenlicht und leise Musik getaucht war.
    Das Essen war ausgezeichnet, auch wenn Braedon nicht immer wusste, was er aß. Als Dessert und Kaffee gereicht worden waren, fühlte er sich angenehm gesättigt. Nach einer anschließenden zehnminütigen Unterhaltung schlug Duval vor, dass sie sich in sein Studierzimmer vertagten. Braedon nickte, bedankte sich bei Frau Duval für das Essen und folgte zusammen mit Chryse und Vischenko seinem Gastgeber.
    Das Studierzimmer war ein großer Raum, der mit Büchern angefüllt war – keine Speicherkristalle, sondern echte Bände aus Papier und Leder. Im Gegensatz zum Rest der Wohnung mutete das Studierzimmer leicht unordentlich an. Papiere waren nachlässig in die Ritzen eines antiken Rollladenschreibtischs in einer Ecke gestopft, während die Mitte des Raums von vier im Kreis angeordneten gepolsterten Lehnstühlen beherrscht wurde.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte Duval und setzte sich dann auch. Er streckte die Hand aus und betätigte einen in der Stuhllehne integrierten Schalter. Sofort drang ein leises Summen aus den Wänden. Er bemerkte Braedons Überraschung.
    »Ein Privatsphärenfeld zur Abwehr von Lauschern.«
    »Eine praktische Vorrichtung«, erwiderte Braedon.
    »Unabdingbar für jemanden in meiner Position.« Der Vorsitzende lehnte sich auf dem Stuhl zurück und musterte Braedon für eine Weile mit festem Blick. Dann sagte er: »Es scheint mir, Robert, dass wir in dieser Situation mit zwei Sumo-Ringern vergleichbar sind, die sich bei den Familienjuwelen gepackt haben. Beide haben Schmerzen, wollen aber nicht als

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