Lebenssonden: Roman (German Edition)
hatte Braedon die Verlegung des Schiffs in eine entfernte solare Parkbahn angeordnet. In dem Moment, als das Sternenschiff die unsichtbare Linie überquerte, die die Erde-Mond-Sperrzone markierte, hatte PROM die Sperre der Datenbanken aufgehoben, und die Krise wurde offiziell für beendet erklärt.
In Erfüllung seiner Zusage verlor Vorsitzender Duval keine Zeit mit der Aufstellung eines Expertenteams, um die Planung für die Expedition zur Schöpfer -Sonne zu koordinieren. Für zwei Monate trafen die Planer sich täglich und machten sich Gedanken über die Probleme, die mit einer Operation tausend Lichtjahre von der Heimatbasis einhergingen. Kleine Arbeitsgruppen diskutierten die »esoterischen« Aspekte, wie Logistik und Fusionsenergie-Anforderungen miteinander abgestimmt und wie diese beiden Punkte wiederum mit den notwendigen Lebenserhaltungs-Anforderungen in Einklang gebracht werden sollten. Diese Sitzungen fanden oft bis spät in die Nacht und zuweilen auch bis zur Morgendämmerung statt.
Schließlich einigte man sich auf einen Plan. Er sah vor, dass zwölf Sternenschiffe den Weltraum über 980 Lichtjahre bis zu einem in der Entstehung begriffenen Protostern im Sternbild Aquila durchquerten. Der Protostern, den die Planer auf den Namen Schutzstätte getauft hatten, war eine Wolke aus Gas und Staub, dessen Zentralregionen in einem düsteren roten Licht glühten. Die Schiffe sollten eine Basis im Orbit um die Zentralmasse der Wolke gründen – eine Basis, von der aus die Wissenschaftler der Expedition die umgebenden Sternsysteme nach Anzeichen intelligenten Lebens abzusuchen vermochten. Sobald die Himmels-Scan ein System als potenziellen Kandidaten für eine Untersuchung identifizierte, sollten Sternenschiffe entsandt werden, um mit den Einwohnern Kontakt herzustellen.
Die Schiffe würden in zwei Wellen nach Schutzstätte reisen; sechs riesige Sternenschifffrachter sollten die erste Gruppe bilden. Jeder Frachter war groß genug, um einen halben Kubikkilometer Material, Verbrauchsmaterial und Vorräte zusammen mit tausend Besatzungsmitgliedern und Passagieren zu transportieren. Die Frachter und ihre Scoutboote hatten die Aufgabe, das Schutzstätten -System zu erforschen, einen geeigneten Planeten, Mond oder Asteroiden zu suchen und mit der Errichtung der vorgeschobenen Basis der Expedition zu beginnen.
Neunzig Tage nach dem Abflug der Frachter von der Erde sollten sechs kleinere Sternenschiffe ihnen in die Große Schwärze folgen. Der zweiten Welle würden dann die Ehre und die Gefahr der eigentlichen Kontaktaufnahme mit den außerirdischen Zivilisationen zufallen, die der Himmels-Scan entdeckt hatte. Und weil unterwegs Gefahren lauerten, sollte die Expedition schwer bewaffnet sein und mit FTL- sowie mit unterlichtschnellen Hilfsschiffen ausgestattet werden. Die zweite Welle umfasste die Procyon’s Promise und ihr Schwesterschiff, die Procyon’s Hope mit weiteren vier Solarier-Sternenschiffen.
Als die Anforderungen bezüglich Anzahl und Typ der Schiffe feststanden, setzten die Konstrukteure sich an ihre Computer. Sie hatten bald technische Spezifikationen für Schiffe ausgearbeitet, die von den riesigen Frachtern bis hin zu kleinen, mit Sternenantrieben ausgestatteten Cuttern reichten, die die großen Schiffe in ihren Hangar-Buchten mitführen würden. Diese Spezifikationen wurden sodann an die zehn Schiffswerften übermittelt, die ihre CNC-Roboter entsprechend programmierten. In Anbetracht der Tatsache, dass der Bau der Procyon’s Promise ein Viertel Lebensalter gedauert hatte, wunderte Braedon sich über die Geschwindigkeit, mit der die Schiffswerften der Solarier Schiffe wie aus einem Bastelbogen »ausschnitten«.
Er hatte der ersten Kiellegung auf einer der Haller-Werften beigewohnt. Im Anschluss an die traditionellen Reden, die zu solchen Anlässen geschwungen wurden, hatte ungefähr ein Dutzend geladener Gäste sich um ein großes Sichtfenster in Hallers »Baracke« versammelt und verfolgt, wie das spinnennetzartige Skelett eines Schiffs von der vierfachen Größe der Procyon’s Promise vorsichtig zwischen zwei Halbschalen-Rahmen bewegt wurde. Blauweißes Feuer war aus Boostern geschossen, als der Rahmen schließlich die vorgesehene Stelle erreicht hatte und die massiven Dock-Hälften sich schwerfällig aufeinander zu bewegten. Nachdem so die Kugel gesichert war, wurden wieder Reden gehalten, und dann vertagten sich die Leute zur Cafeteria der Werft. Dort lud Harrold Haller Robert Braedon zu einer
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