Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum

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werden?«
    »Ich habe Neuigkeiten. Alle Ihnen zugewiesenen Aufgaben werden hiermit annulliert. Wir haben einen neuen Auftrag für Sie, nachdem Sie sich ausgeruht haben.«
    »Wie lange?«
    »Mindestens zwölf Stunden, vielleicht ein ganzer Tag«, antwortete Chryse. »Kommt darauf an, wie lange es dauert, die Aerodynamik Ihres Bootes wiederherzustellen.«
    Terra starrte Chryse an. Die Erschöpfung verlangsamte ihre Reaktionen. »Was ist das für ein Auftrag?«
    »Wir haben einen Raumhafen gefunden! Sie sollen ihn überprüfen.«
    »Wir haben doch schon viele Raumhäfen gefunden.«
    »Aber keinen, der sich über zehntausend Quadratkilometer erstreckt und die Möglichkeit bietet, tausend Schiffe auf einmal abzufertigen. Den Abmessungen der Dockingstationen nach zu urteilen hatten die Schiffe schätzungsweise einen Durchmesser von zwei Kilometern.«
    Jim Davidson pfiff leise. »Das ist aber reichlich Tonnage!«
    »Und nun kommt das Beste«, sagte Chryse. »Eine der Rampen ist noch besetzt.«
    »Hä?«
    »Sie haben mich schon verstanden. Wir haben ein Schöpfer -Sternenschiff gefunden!«

57

    Terra Braedon und Jim Davidson saßen auf den Pilotensitzen der Sirenengesang und hörten die ersten dünnen Schwaden der Atmosphäre sich am Rumpf reiben. Vor ihnen zeigte der Hauptmonitor die Schöpfer -Welt, deren sanfte Krümmung vom Zentralgestirn des Systems von hinten angestrahlt wurde. Der Planet selbst war schwarz – von den sporadischen Blitzen abgesehen, die die Position von ein paar Gewitterfronten markierten. Die großen Lichterteppiche, die die Heimat einer technologisch fortgeschrittenen Spezies erleuchteten, fehlten indes.
    »Komisch, dass uns das nicht sofort aufgefallen ist«, sagte Terra.
    »Was soll uns aufgefallen sein?« Davidson schaute kurz von der Navigationsanzeige auf.
    »Dass der Planet pechschwarz wird, sobald die Sonne untergegangen ist. Künstliches Licht ist praktisch das Erste, was eine intelligente Spezies erfindet.«
    »Aber nicht, wenn sie nachtaktiv ist, möchte ich wetten.«
    Terra schüttelte den Kopf. »Intelligente Eulen würden nicht diese ganzen Glaswände und Dächer bauen. Ebenso wenig würden sie ihre Bauwerke nach der Sonne ausrichten, wie die Schöpfer es tun.«
    »Vielleicht sind sie nachtaktive Sonnenanbeter.«
    Terra wollte gerade etwas erwidern, als sie sein Grinsen sah. Sie zog eine Schnute und sagte ihm kurz und bündig, wohin er sich seine nächtlichen Sonnenanbeter stecken könne. Sie wollte schon zu einer neuen Tirade ansetzen, als die Luke im achternen Schott sich öffnete und Chryse Haller hereinkam. Wie Terra und Davidson trug auch sie einen leichten Raumanzug, der in der Druckkabine Falten warf. Den Helm hatte sie zurückgeklappt, sodass der Kopf frei war.
    Terra schaute auf Chryse, und dabei fiel ihr Blick durch die offene Luke in die Hauptkabine. Die Sirenengesang war ihrer Instrumentenkonsolen beraubt worden. Stattdessen befanden sich dort nun sechs Sitzgelegenheiten, von denen fünf mit Gestalten in Raumanzügen besetzt waren, die auf dem Kabinenbildschirm den Planeten anschauten. Die anderen Mitglieder der ersten Expedition zur Oberfläche waren der Gelehrte Price, Ingenieur Gomez und Aeneas Spatz. Vervollständigt wurde die achtköpfige Truppe durch zwei Marines. Chryse schloss die Luke hinter sich.
    »Aufgeregt?«, fragte sie Terra.
    »Ein wenig.«
    » Ein wenig ? Ich kann kaum stillsitzen! Ich fühle mich wie ein Schulmädchen vor der ersten Verabredung. Zu dumm, dass ich nicht mehr wie Horace Price bin. Er sitzt einfach nur da und genießt die Aussicht. Was glaubst du, wie er sich fühlt?«
    »Ich kenne Horace Price, seit ich ein kleines Mädchen war«, sagte Terra, »und ich kann Ihnen versichern, dass er in diesem Moment alles andere als ruhig ist.«
    »Dann verbirgt er es aber gut. Wieso hat Ihr Vater ihm überhaupt erlaubt, mitzukommen?«
    »Mein Vater hatte diesbezüglich keine Wahl. Sicher, er hätte rechtlich die Möglichkeit gehabt, Horace Price von dieser Mission auszuschließen, aber er würde das niemals tun, wenn Price darauf besteht, mitzukommen. Dieser alte Mann hat nämlich mehr dazu beigetragen, das Geheimnis des Sternenantriebs zu lüften, als irgendjemand sonst. Er hat die Procyon’s Promise praktisch mit eigenen Händen gebaut. Er hat das Recht erworben, als erster Mensch die Schöpfer -Welt zu betreten.«
    »Ich habe auch gar nichts dagegen«, sagte Chryse. »Ich habe mich nur darüber gewundert, dass Ihr Vater dieses Risiko