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Lebensversicherung (German Edition)

Lebensversicherung (German Edition)

Titel: Lebensversicherung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schnare
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hatte seine Sachen aus dem Auto geholt. Josephs Tod war
für ihn noch zu weit weg. Er brauchte Zeit, um das zu begreifen. Als er aus
seinem Zimmer zurückkam, hielt Jean einen Umschlag in der Hand.
    - Hier. Der ist für dich. Ich habe ihn in seinem Schreibtisch
gefunden.
    Für Karl. Und nur für ihn! stand in großen Druckbuchstaben
darauf. Karl setzte sich und machte ihn umständlich auf.
    - Ich bin in der Küche. Du isst doch mit?
    Jean war schon weg.
    - Ja rief er ihr nach und nahm die Papiere heraus. Fast wäre ihm die Diskette
auf den Boden gefallen. Er las das erste Blatt.
     
    Lieber Karl,
    ich habe nicht viel Zeit und Jean liegt im Bett. Anbei
findest du Kopien meiner Arbeit im Labor. Es sind zum einen Auszüge aus
Patientendateien, und die Namen sind dir sicher bekannt. Die anderen betreffen
potentielle Organspender. Was du liest, wirst du nicht glauben, aber die
Spender sind am leben. Es sind Häftlinge in den Todeszellen unseres Landes, die
seit Jahren auf Vorrat am Leben gelassen werden, ja, die für ihre Empfänger
präpariert werden. Meine Arbeit ist nur ein Alibi, ich weiß das jetzt.
    Karl, ich hatte heute ein Gespräch mit Dr. Zacharias und Dr.
Teeman. Der Präsident hatte einen Herzinfarkt. Sie nehmen das Herz eines
Verurteilten und richten ihn heute hin. Ich bin verzweifelt.
    Morgen soll ich wieder zu Zacharias kommen. Ich weiß nicht,
was wird.
    Viel schlimmer aber ist der Inhalt der Diskette, die ich
heute Nacht beschrieben habe. Von Berg brachte gestern Geheimbände. Was da drin
steht ist unfassbar. Es ist -
    Wenn ich tot bin, dann sollst du den Umschlag mit der
Diskette bekommen. Du kommst nur mit einem Schlüsselwort hinein. Du kennst es.
Denk an die Krallen des Hundes!
    Und, Karl, sag´ Jean nichts davon.
     
    Joseph
     
     
    Karl nahm die Blätter und sah sie durch. Er schüttelte den
Kopf. Dafür brauche ich Zeit, sagte er sich und steckte sie und die Diskette in
den Umschlag zurück.
    Jean kam mit einem Tablett zurück.
    - Ist das o.k.? Oder sollen wir essen gehen?
    - Jean, ich bin müde. Und morgen kommt Emmi. Und außerdem - Sandwiches?
Prima. Hast du ein Bier dazu?
    Karl hatte den Umschlag neben sich gelegt.
    - Klar. Was war denn da drin?
    Jean streckte ihr Kinn in Richtung Umschlag.
    - Da? Ach, Männergeschichten. Du weißt doch, wir waren lange
auf dem Schiff zusammen.
    Jean nickte. Sie ging in die Küche und holte das Bier.
    Er trank direkt aus der Dose und nahm sich Zeit dazu. Er war
froh, dass Jean heute nicht neugierig war.
     
    Nach dem Essen erzählte Karl von sich, bis Jean auf dem Sofa
eingeschlafen war. Auf Zehenspitzen schlich er sich in sein Zimmer.
    Er holte den Laptop aus dem Koffer und steckte die Diskette
ein. Auf die Frage nach dem Schlüsselwort tippte er: Lady Ann .

13.
     
    Karl rieb sich die Augen. Er
hatte Josephs Notizen gelesen. Es war unglaublich, aber er zweifelte keine
Minute, dass Joseph die Wahrheit geschrieben hatte.
    Er kannte ihn. Joseph neigte nie
zur Übertreibung. Klar und präzise hatte er zusammengefasst, was er aus den
Geheimbänden erfahren hatte.
    Kein Wunder, dass man darüber einen Herzinfarkt bekommen
kann, dachte Karl.
    Noch in der Nacht hatte er die Diskette und die Papiere
sorgfältig verwahrt.  Über den Inhalt würde er mit niemandem sprechen. Das ging
einfach nicht. Ganz besonders Jean durfte nichts davon wissen. Sollten die doch
machen, was sie wollten. Ihm konnte es egal sein!
     
    Das Klingeln an der Haustür und die Stimmen unten hatten ihn
geweckt. Es war noch früh, und ein Blick auf die Uhr zeigte, dass er in drei
Stunden am Flughafen sein musste.
    Emmi würde um 11 Uhr auf dem Dulles International Airport
ankommen und er wollte dann gleich mit ihr die 60 Meilen bis in den Shenandoah
National Park fahren.
    Karl machte sich fertig und packte seine Sachen. Obwohl er
nur ein paar Stunden geschlafen hatte, fühlte er sich einigermaßen. Als er
herunterkam, saß Jean mit ihren Eltern am Kaffeetisch.
    - Good morning, Karl.
    Jean stellte ihn ihren Eltern vor.
    - Danke, dass du mich zugedeckt hast. Kaffee?
    Karl nickte. Er setzte sich.
    Am Tisch herrschte nicht die gedrückte Atmosphäre, die er
erwartet hatte. Ihn beeindruckte es immer wieder, wie offensiv in Amerika mit
dem Schicksal umgegangen wurde. Larmoyanz lähmte hier keinen.
    Karl blieb, solange es seine Höflichkeit erforderte. Er
wollte weg. Er hatte Angst, dass Jean ihn etwas fragen könnte, was er nicht
beantworten wollte.
     
    Beim Verabschieden hatten sich Karl und Jean

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