Leberkäsweckle
schnell. »Ich brauch einen Einheimischen von der Alb.«
»Do kann ich diena, koi Frog. Om was goht’s?«
»Ich hatte einen Anrufer«, setzte Gerda an.
»Noi!«, rief Metzger.
»Doch«, fuhr sie fort, »und der hat so geschwätzt wie Sie.«
»Saget Se no!«, rief Metzger.
»Der hat gesagt: ›Kriskelch‹ oder so ähnlich. Was könnte das denn heißen?« Gerda schaute Metzger fragend an.
»Christuskirche«, sagte der wie aus der Pistole geschossen, »Christuskirche, koi Frog, ganz klar!« Dazu nickte er bestätigend.
»Christuskirche, freilich, dass ich da nicht selbst darauf gekommen bin!«, sagte Gerda und wollte sich schon auf den Weg in ihr Büro machen.
»Momentle, Momentle, Frau Schickle!«, hielt Metzger sie zurück. »Was isch denn los en dr Christuskirch?«
»Do klopft anscheinend jemand«, antwortete sie.
»Klopft?«
»Ja, von innen an die Tür«, sagte sie zögernd.
»Von enna? Do gucket mer gemeinsam«, sagte Metzger und bot Gerda seinen Arm. Die reagierte instinktiv, Dame eben, nahm den Arm an und ließ sich von Metzger in Richtung Ausgang, über den Marktplatz und zur Christuskirche führen. Metzger freute sich innerlich, denn die Schickle hatte er schon eine Weile im Auge. Das hatte sich jetzt doch prächtig getroffen.
Es war später nicht zu klären, wer nun eigentlich zuerst am Tatort eingetroffen war. Knöpfle behauptete, den Wagen als Erster verlassen zu haben, Schirmer wollte sich jedoch deutlich zuvor auf dem Gehsteig stehend gesehen haben. Der Polizist in Schirmers Wagen verweigerte die Aussage, er wollte es sich mit keinem von beiden verderben.
So standen sie jedenfalls gleichzeitig vor dem Bremer’schen Anwesen. Der Nachmittag war vorangeschritten, bei Nachbars klirrten die Kaffeetassen, und Schirmer dachte, ein Kaffee, das wär jetzt was. Hier deckten sich die Wünsche beider Kommissare für einen Moment, denn auch Thomas Knöpfle wäre einem Kaffee jetzt nicht abgeneigt gewesen. Aber Dienst ist Dienst, und Kaffee ist Kaffee. Sie klingelten.
»Was war bei dir heute?«, fragte Knöpfle.
»Wo solle afanga? I ben gschtirzt, a Auto hot me agfahra, ond i han da Arm en dr Schleng.«
»Wo gestürzt?«, wollte Knöpfle wissen.
»Des woiße net«, sagte Schirmer und deutete mit dem Finger an den Kopf.
»Aha, das fällt dir später noch ein.« Knöpfle nickte wissend.
»Genau«, sagte Schirmer und war froh, dass ihn der Kollege verstand.
»Warst du eigentlich in der Mensa?«, wollte Knöpfle nun wissen.
»Noi«, sagte Schirmer und schüttelte den Kopf.
»Ich auch nicht«, sagte Knöpfle resignierend, »aber anscheinend war das eh falscher Alarm.«
»Denk au«, sagte Schirmer nur und drückte die Klingel noch einmal. Es tat sich nichts. Über die das Grundstück begrenzenden Hecken war auch nichts zu sehen. Die beiden Polizisten standen da wie bestellt und nicht abgeholt. Da klingelte Knöpfles Handy.
»Knöpfle«, meldete er sich. »Der Pfarrer Leonhard, freilich kenn ich den. – Im Krankenhaus. Ja wie? Ein Unfall? Und wie geht es ihm? – Was hat er? Im Delirium? So schlimm? Nein, ich verstehe schon, das ist so, aha. – Was? In der Kirche, ein Toter? Und Sie glauben das? Oder anders: Kann man dem Mann glauben?«
Schirmer hörte sich die Unterhaltung an, und plötzlich dämmerte da was bei ihm. Irgendwie kam da was von ganz hinten im Kopf ein Stückchen nach vorne. Die Assoziationen gingen ihren Gang: Kirche, Christuskirche, der Weg zur Kirche, die Stufe, der Tote, der Fall und sein Arm. Das hing alles miteinander zusammen. Das war das Puzzleteil, das ihm noch gefehlt hatte.
»Thomas, I woiß es!«, rief er Knöpfle zu. Der beendete das Gespräch und sah ihn fragend an.
»Was weißt du?«
»Mir isch’s wieder eigfalla, wo i gschtirzt ben. An dr Christuskirch, mit em Pfarrer Leonhard, weil doch a Toter en dr Kirch sitzt!« Voller Erkenntnis strahlte er Knöpfle an.
»Ein Toter in der Kirche?«, fragte der.
»Kniend«, sagte Schirmer.
»Und du bist an den Stufen gestürzt?«, fragte Knöpfle.
»Genau«, sagte Schirmer, seiner Sache sicher.
»Und warum hat dich dann der Pfarrer über den Haufen gefahren?«, wollte Knöpfle dann wissen.
»Koi Ahnung, er war halt onderwegs«, sagte Schirmer lapidar.
Unterwegs waren auch zahlreiche Menschen in Richtung Georgenberg. Beißingers waren schon am Gütle eingetroffen, hatten vorher aber noch bei den Zetschners angerufen, die das Gütle vor der Beißinger-Zeit in Besitz gehabt hatten. Diese wiederum hatten ganz auf die
Weitere Kostenlose Bücher