Leberkäsweckle
Frauen kommen nachher auch noch, dann wollen wir grillen. – Was meinst du? – Freilich, wenn ihr Lust habt, warum denn nicht? – Bringt halt was mit. Also gut, dann bis später!«, beendete Frieder das Gespräch.
»Ond?«, fragte Alfred.
»Du hast es ja ghört, er hat das Hüttle auch nicht gebaut, des war schon da«, antwortete Frieder. »Aber es interessiert ihn, und er kommt mit seiner Frau auch zum Grillen.«
»Sauber«, sagte Alfred. Das konnte noch was werden mit diesem Toten.
Mit einer Toten hatte es immer noch der Bürgermeister zu tun. Er saß verzweifelt in einem Sessel, stützte den Kopf in die Hände und überlegte, was in den wenigen Minuten, die ihnen noch blieben, zu tun war. Er hatte von außen durch das Küchenfenster in die Küche hineingeschossen, dabei allerdings beinahe seine Frau getroffen, die sich, obwohl gewarnt, dennoch bewegt hatte. Mit einem Jenseitskreischer hatte sie die Zerstörung ihres Familienservices in der Vitrine zur Kenntnis genommen, und Bremer war nahe daran gewesen, die Sache einfach laufen zu lassen. Was soll’s, hatte er sich gedacht, dann war die Alte weg und Schluss. Aber die Elfriede war halt auch weg.
Ja, die Elfriede, die saß immer noch kopflos in ihrem Stuhl, anscheinend war sie jetzt ausgeblutet, dachte Bremer, als er vorsichtig um die riesige Blutlache herumging. Sie würden wohl eine Reinigungsfirma beauftragen müssen, um die Sauerei gründlich zu beseitigen. Diesen Gedanken gedacht, wandte er sich wieder seiner Frau zu.
»Also, Luise, so machen wir’s«, sagte er mit Nachdruck. »Ihr habt Kaffee getrunken, und da kam der Schuss von draußen. Klar so weit?«
Er sah seine Frau fragend an. Luise nickte nur leicht.
»Wirklich?«, fragte er noch mal. Sie nickte wieder. »Du bist erschrocken, richtig zusammengefahren, und dann schwanden dir die Sinne. Klar so weit?« Sie nickte erneut, Tränen liefen über ihre blassen Wangen. »Jetzt reiß dich zusammen. Wir müssen das besprechen, sonst nehmen die dich mit!«, sagte er deutlich lauter.
»Aber ich hab se doch verschossa«, sagte Luise leise.
»Aber das wissen die ja nicht«, sagte Bremer ebenfalls leise. »Lass mich nur machen, das kriegen wir schon wieder ins Lot.« So ganz sicher war er sich da allerdings nicht. Wie sollte er das so darstellen, dass seine Luise sauber aus der Sache rauskam? Er musste seine Gedanken ordnen, jetzt ganz ruhig bleiben, sagte er sich.
Das dachte auch Gerda Schickle im Amt. Sie hatte einen Anrufer in der Leitung, den sie beim besten Willen nicht verstehen konnte.
»Wer klopft?«, fragte sie noch mal. Die Stimme am Telefon war undeutlich, und der Dialekt kam von irgendeiner Stelle auf der Alb, die ihr unbekannt war. Es klopfe oder haue einer an eine Tür, so viel war klar. Aber wo, das blieb ihr im Augenblick noch verborgen. »Kriskelch« oder so ähnlich.
»Sagen Sie mir bitte noch mal, wo?«, sagte sie ins Telefon und hielt gleich darauf den Hörer wieder weiter weg vom Ohr. Der Anrufer brüllte in den Apparat.
»Entschuldigung, ich verstehe Sie nicht«, sagte sie betont deutlich. »Vielleicht könnten Sie ein wenig langsamer sprechen?« Die Frage blieb unbeantwortet. Sie hörte nur noch einmal so etwas wie »Kriskerche«, dann legte der Anrufer auf.
Verdutzt schaute Gerda aufs Telefon. Was sollte sie jetzt tun? Kurz entschlossen stand sie auf, schlüpfte in ihre Jacke und machte sich auf den Weg zum Hausmeister, der von der Alb stammte. Vielleicht konnte der sich auf das Ganze einen Reim machen. Sie stieg die zwei Treppen zu dessen Kapphäuschen hinunter, nur um festzustellen, dass er dort nicht war. Eine Recherche über das Diensttelefon ergab, dass er heute außer Haus weilte. Fortbildung, »Der niedere Dienst auf dem aufsteigenden Ast«. Na, das konnte was sein, dachte Gerda noch, als ihr Herr Metzger vom Archiv entgegenkam.
»Frau Schickle, emmer fleißig, emmer ondrwegs!«, sagte er und grüßte devot. Gerda grüßte zurück und wollte schon weitergehen, denn die Unterhaltungen mit Herrn Metzger aus dem Archiv zählten zu den wenigen Dingen, die sie in ihrem Leben lieber gestrichen hätte. Allerdings war Herr Metzger auch ein Mann von der Alb, von ziemlich weit auf der Alb, soweit sie sich erinnerte.
»Ach, Herr Metzger, gut, dass ich Sie grad treff«, sagte sie und blieb stehen.
Metzger, offenbar überrascht, blieb ebenfalls stehen. »Frau Schickle, angenehm, kann ich diena?«, fragte er gleich.
»Sie können, Herr Metzger, Sie können«, sagte Gerda
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