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Leberkäsweckle

Leberkäsweckle

Titel: Leberkäsweckle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Weiler
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Schnelle den Pritzners Bescheid gegeben, dass auf dem Gütle, das ihnen vorzeiten mal gehört hatte, heute wohl richtig was los sein würde. Kurz, es kam ein Haufen Menschen zusammen.
    Der grillte fröhlich vor sich hin. Die Beamten der Spurensicherung hatten es anfangs belächelt, dann bestaunt und schließlich überlegt, wie sie dieser Entwicklung Einhalt gebieten konnten, denn sie kamen mit ihren Fahrzeugen nicht mehr raus aus der engen Einfahrt. Nun standen schon mindestens sieben Autos hinter ihnen.
    Der leitende Beamte ging schließlich hinüber zu den Grillenden und versuchte, sein Anliegen in wohlgewählten Worten verständlich zu machen. Aber wie das so ist, wenn man zusammensitzt und feiert, dann ist halt Stimmung und wenig Disziplin. Das erkannte der erfahrene Beamte ziemlich schnell und schickte einen der Auszubildenden zu Fuß mit einigen Knochen los. Nur so konnte es wirklich schnell gehen.
    Schnell gingen auch Frau Schickle und Herr Metzger über den Marktplatz. Sie konnte sich wirklich was Netteres vorstellen, als mit Metzger über den Marktplatz zu gehen, vor allem weil er ihren Arm fest eingeklemmt hielt und mit der Hand so ganz nebenbei gegen ihren Busen drückte. So blieb es nicht aus, dass erst vereinzelt, aber dann doch immer mehr Passanten grüßten und scheinbar wissend nickten: Aha, die Schickle und der alte Junggeselle Metzger, das hatte ja mal so kommen müssen. Gerda wusste das. Diese Stadt war ein Dorf, und nicht morgen, nein, heute Abend schon würden sie als aussichtsreiches Paar gehandelt werden.
    Fest im Metzger’schen Griff näherte sie sich der Christuskirche, und just an derselben Stufe, an der Schirmer seinen Arm geopfert hatte, kam auch Herr Metzger zu Fall, ließ den Schickler’schen Arm endlich fahren und schlug, dass es eine Art hatte, längsseits hin. Anscheinend hatte sein Kopf Schaden dabei genommen: Ein kleines Blutrinnsal rann über die alte Steintreppe. Nun war auch Gerda Schickle keine Frau der Ersten Hilfe. Notfalls konnte sie mal ein Pflaster aufkleben oder auch einen kalten Umschlag machen. Aber alles, was mit mehr Blut zu tun hatte, machte sie zittern. Eilig bat sie ein paar Passanten, Metzger beizustehen, und machte sich daran, schnellstens Hilfe herbeizubeordern. Da sie ihr Handy im Büro gelassen hatte, ging sie schnurstracks in den nächsten Laden, rief nur »Notruf« und schnappte sich das Telefon.
    Hätte er nur sein Handy mitgenommen, dachte Franz Werth und ärgerte sich. Er war längst aus seiner Ohnmacht erwacht, und versuchte, durch Schlagen gegen die Kirchentür, Hilfe herbeizuholen. Mit einem Handy wäre sein Problem schnell aus der Welt geschafft gewesen. Aber wer dachte schon dran, bei so einem Gang in die Kirche ein Telefon mitzunehmen, wozu denn auch, denn schließlich gab es so eine direkte Leitung zu Gott nicht. Das wäre was gewesen. Diese Leitung wäre wahrlich heiß gelaufen.
    »Das will ich meinen«, sagte Gott zu Petrus. »Was glaubst du, was da los wäre? Eine direkte Leitung hier herauf, und am anderen Ende melde ich mich und kann mich direkt mit den Sorgen und Nöten der Menschen da unten beschäftigen!«
    So sah Gott seine Aufgabe nun wirklich nicht. Dafür hatte er seine Beauftragten da unten, die den Glauben bestimmen und verbreiten, aber auch erklären und diskutieren sollten. Mit der Diskussion hatte es der katholische Zweig seiner Kinder nicht so. Obwohl jetzt ein neuer Papst gewählt worden war, der einiges versprach. Der könnte sogar seinen protestantischen Kindern gefallen. So einen hatte er sich mal wieder gewünscht, keinen Funktionär, sondern einen Menschen, der es mit Menschen konnte. Die entfernten sich doch sonst immer weiter von dieser Kirche.
    Sehr weit von der Kirche waren Schirmer und Knöpfle nicht entfernt. Noch immer standen sie vor dem Haus des Bürgermeisters wie bestellt und nicht abgeholt. Der Polizist im Streifenwagen musste sich schon mächtig zusammenreißen, um nicht in lautes Lachen auszubrechen. Die beiden gaben aber auch ein prächtiges Bild deutscher Ermittlungsarbeit ab. Der ältere Schirmer mit einem alten abgetragenen Sommermantel, einer speckigen Hose und zwei verschiedenen Strümpfen, was man allerdings nur bei genauerem Hinsehen erkannte. Die Schuhe staubig und als Krönung auf dem kantigen Schädel einen Hut, der diesen Namen kaum mehr verdiente. Daneben der jugendlich wirkende Knöpfle, Jeans und Leinenjackett, flotte Sneakers an den Füßen. Der machte was her, der konnte zeigen: Hier bin ich,

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