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Leberkäsweckle

Leberkäsweckle

Titel: Leberkäsweckle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Weiler
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wollte.
    Na Gott sei Dank, dachte Knöpfle, das wäre was gewesen: Der erste richtige Tote in seiner Dienstzeit, und er war am Georgenberg auf Knochensuche. Erleichtert ging er mit Herrn Heller, einem Kollegen der Spurensicherung, zum Fundort und zeigte ihm die Knochenstücke, die Frieder und Alfred ausgegraben hatten. Heller nahm sie genau unter die Lupe und war sich ebenfalls allein durch Augenschein nicht sicher, ob es sich um menschliche Knochen handeln könnte. Es waren zwar viele kleinere Knochen, aber immerhin ein Beckenknochen, der in seiner Größe auch zum Skelett eines nicht sehr groß gewachsenen Menschen gehören könnte. Er beschloss, dass sein Team die Stelle Schicht für Schicht ausheben würde, und dann wollte man sich anhand der Ergebnisse noch mal unterhalten.
    Damit konnte sich Knöpfle mit kurzem Gruß an die alten Männer verabschieden. Die hatten sich inzwischen eine Gartenbank an das Absperrband gestellt und es sich mit einem weiteren kalten Bier gemütlich gemacht. Kein Handgriff der Spezialisten aus Beutlingen sollte ihrem scharfen Blick entgehen.
    Knöpfle setzte sich in sein Auto und fuhr langsam über den holprigen Feldweg den Georgenberg hinunter. Komisch, dass er von Schirmer nichts gehört hatte. Sonst meldete der sich immer mal wieder, wenn Knöpfle unterwegs war, und meistens nervte er. Wenn er so gar nicht anrief, ließ das nichts Gutes ahnen. Knöpfle beschloss, zum Büro zurückzufahren. Mal sehen, was ihn da erwartete.
    Warten wollte Franz Werth schon lange nicht mehr. Er hatte sämtliche Ausgänge der Christuskirche überprüft und alle verschlossen gefunden. Durch die Fenster war ein Weg hinaus ohne großen Sachschaden nicht möglich. Also, was konnte er tun? Da war guter Rat teuer.
    Immer diese Redewendungen, dachte Franz und bewunderte das Spiel der nachmittäglichen Sonnenstrahlen im Kirchenraum. Er konnte versuchen, sich durch Geräusche bemerkbar zu machen. Franz schaute sich um. Die Orgel brachte er nicht in Gang, das hatte er vorhin schon versucht. Und sonst sah er nichts, was auch nur annähernd dazu dienen konnte, ein passendes Geräusch zu machen.
    Sein Blick wanderte erneut über die Reihen der Orgelpfeifen. Er könnte vielleicht, dachte es in seinem Hirn, er könnte eine dieser Pfeifen ausbauen und hineinblasen. Das müsste gehen, eventuell. Er ging auf die Empore hinauf, hinüber zu der Seite mit den kleinen Pfeifen. Er musste sich schon ziemlich weit über das Geländer beugen, um eine der Pfeifen zu fassen zu kriegen. Die saßen ganz schön fest, musste er feststellen. Er probierte, sie durch gleichmäßige Bewegungen nach links und rechts zu lockern. Als er die zweite Hand zu Hilfe nahm, passierte es. Er geriet aus dem Gleichgewicht und fiel die vier Meter hinunter ins Chorgestühl. Im Fallen dachte er noch: Das gibt bestimmt ein lautes Geräusch, dann wurde ihm schwarz vor Augen.
    In diesem Zustand befand sich auch Pfarrer Leonhard. Sein Innerstes sehnte sich nach Wolke sieben, aber das war bei einer leichten Bewusstlosigkeit wohl nicht drin.
    Die Beutlinger Streifenpolizisten hatten die neugierigen Passanten einigermaßen zurückhalten können, aber den Pfarrer hatten die meisten der Gaffer natürlich trotzdem erkannt. Die Kreuzung war weiträumig abgesperrt, und der Verkehr, am frühen Nachmittag relativ mäßig, floss wieder zügig über die Hauptstraße. Das Auto des Pfarrers hatten sie vor dem Fahrradladen abgestellt und gesichert, der verletzte Kollege wurde gerade vom Notarzt versorgt, und der Pfarrer war bald mit dem Rettungsdienst auf dem Weg ins Krankenhaus. So weit hatten sie alles im Griff.
    Schirmer hatte außer seinem sowieso schon lädierten Arm keine weiteren Blessuren davongetragen. Er war anfangs noch etwas wirr im Kopf gewesen und fragte immer wieder, wo denn der Tote sei. Aber der Notarzt stellte keine inneren Verletzungen fest und konnte auch eine Gehirnerschütterung ausschließen. Anscheinend hatte Schirmer sich mit dem Arm einigermaßen abgefangen. Er wollte gerade in Richtung Dienststelle aufbrechen, als ihn einer der Streifenpolizisten aufhielt.
    »Wir haben einen Notruf, hier aus Pfenningen, weil eure Dienststelle wohl nicht besetzt ist«, sagte der Polizist. »Wie es scheint, geht es heute hoch her in Pfenningen. Erst der Scheintote in der Mensa, dann geheimnisvolle Knochenfunde am Georgenberg, hier der Unfall – Pfarrer nimmt Kriminalpolizist auf die Haube, das erlebt man auch nicht alle Tage – und jetzt noch die Meldung eines

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