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Leberkäsweckle

Leberkäsweckle

Titel: Leberkäsweckle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Weiler
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Bissen in das saftige Weckle hatte tun wollen, klingelte das Einsatztelefon.
    Gerda Schickle hatte, als der Notarzt eintraf, den Tatort schon verlassen. Sie musste sich um das Klopfen in der Christuskirche kümmern und hatte keinen Kopf für den nun sprichwörtlich darniederliegenden Einzelhandel in Pfenningen. Die Beutlinger Polizeistreife kam zusammen mit dem Notarzt. Sie hatten sich beim Großmetzger zufällig getroffen und beim gemeinsamen Leberkäswecken ihre Pfenninger Erfahrungen an diesem Tag ausgetauscht. Irgendwie lag was in der Luft in Pfenningen, darin waren sie sich einig.
    Die Täterin sei nach der Tat verschwunden, so berichtete das übrige Personal des Ladengeschäfts den beiden Polizisten. Die sahen sich erstaunt an und erkundigten sich, wer das denn gewesen sei.
    »Ha, die Gerda Schickle vom Rothaus«, meinte die Verkäuferin. »Wie der ihr des Telefon net hot geba wella, hot die durchdreht!«
    Einer der Polizisten nahm sein Handy und gab die Fahndung raus: »Schickle, Gerda, Sekretärin. – Isch sie bewaffnet?«, fragte er nebenbei die Anwesenden.
    »Gseha hanne nix, aber mer woiß ja nia«, meinte eine ältere Frau mit klassischem XY -ungelöst-Blick.
    »Täterin kann bewaffnet sein«, gab er weiter durch. Schon lief eine bundesweite Fahndung, Pistolenhalfter wurden höher geschnallt, der aufmerksame Blick der Staatsmacht konzentrierte sich nun ganz auf diese Person, Gerda Schickle, Bürgermeistersekretärin in Pfenningen.
    Die Stadt hatte es bisher nur mit Handball zu einer gewissen Berühmtheit gebracht, aber nun wurde sie von einem Moment zum nächsten mit Gerda Schickle über die Grenzen des Bundeslandes hinaus bekannt. Am Abend sollte sogar in der »Tagesschau« und den »heute«-Nachrichten ein Bild von ihr zu sehen sein. Sie selbst würde recht erstaunt vor dem »heute-journal« sitzen und ihr Konterfei betrachten. Aber bis dahin würden noch viele Streifenwagen durch Pfenningen fahren und eine einsame und bewaffnete Frau suchen.
    Die hatte der Welt im Grunde genommen schon den Rücken gekehrt. Die konnten ihr jetzt alle den Buckel runterrutschen. Sollten sie stolpern und fallen, wie sie wollten. Sie brauchte Luft, richtige Luft, mit Sauerstoff und allem. Das nächste Ziel war daher der Georgenberg. Und, Vorsehung oder nicht, sie landete bei ihrem Spaziergang schließlich am Kötzle’schen Gütle. Ein wenig hatte sie auch die Volksmusik und das fröhliche Singen dort hingeführt. Ganz à la: Wo man singt, da lass dich ruhig nieder. Und sie ließ sich nieder, Alfred schenkte ihr ein Viertele ein, prostete ihr zu und erzählte in aller Ausführlichkeit die Geschichte vom Knochenfund am Georgenberg.
    Ein Knochen wäre vielleicht eine Idee gewesen. Vorher reinwerfen und dann hinterhergehen. Das wäre vielleicht gegangen. Nun war die Katz da Bach na.
    Thomas Knöpfle wollte nicht hinschauen, eigentlich. Die Geräusche genügten ihm. Der Kampf des Hundes gegen den alten Schirmer war wohl entschieden. Zugunsten des Hundes. Schirmer jaulte, und wie. Vorsichtig näherte sich Knöpfle dem Gartentor und lugte um die Ecke. Zu sehen war nichts, der Plattenweg zum Hintereingang war leer, und nach links und rechts versperrten Hecken den Blick. Das Jaulen von Schirmer wurde leiser. Der Hund bellte. Knöpfle überlegte. Rein und von der Schusswaffe Gebrauch machen? Er konnte doch nicht einfach den Hund vom Bürgermeister erschießen, nur wegen Schirmer. Scheiß Erziehung, dachte Knöpfle, natürlich konnte er das!
    Er stieg über das Gartentor und ging den Weg entlang, bog um die Hecke, und da lag der Hund, bellte zwar immer noch, war aber anscheinend völlig harmlos. Schirmer stand wenig entfernt, mitten auf dem Rasen bei der Wäschespinne, und wimmerte.
    »Was ist denn hier jetzt los?«, frage Knöpfle.
    »Han mir den Fenger eiklemmt, aber wie!«, rief Schirmer und winkte mit der freien Hand Knöpfle herbei.
    Knöpfle kam, sah und befreite. Das blutete echt sakrisch. Mit einem Taschentuch versorgte er die Blutung.
    Als der Bürgermeister sie aus dem Fenster blickend bemerkte, bat er sie ins Haus und erklärte die Situation.
    Eine Situation erklären, das wollte auch Frieder Kötzle dem Chef vom Dienst in der Redaktion des örtlichen Blattes. Doch der war wenig angetan von einem seltsamen Knochenfund menschlicher Art, der dann doch vielleicht nicht …, wie sich Kötzle ausdrückte. Nur Andeutungen, und dann auch noch die örtliche Polizei in den Dreck ziehen. Da war Vorsicht geboten, auch wenn es sich

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