Leberkäsweckle
eigentlich seine Arbeit, worin Polizeiarbeit überhaupt bestand. Seit gestern hatte er nichts anderes zu tun, als Vorgänge zu vertuschen und Zeugen zu manipulieren. Das hatte er sich so nicht vorgestellt. Er hatte sich nach seiner Ausbildung hierherversetzen lassen, weil er bei seiner Familie sein wollte. Für ein paar Jahre, hatte er gedacht, dann ginge es weiter. Aus den paar Jahren waren inzwischen elf geworden. Die Gelegenheiten, sich hier zu profilieren, waren spärlich gewesen. Und als dann gestern diese Fälle über sie hereingebrochen waren, war plötzlich die Hölle los gewesen. Und er kam nicht richtig vorwärts.
Vorwärts, das war sozusagen das Stichwort für Klara Rottwald. Sie war schnell losgefahren, um erst einmal Land zu gewinnen. Auf der Fahrt konnte sie sich überlegen, was sie mit dem Wagen machen sollte. Wobei: Viel zu überlegen gab es da nicht. Er musste verschwinden. Kein Wagen, keine Spuren, keine Fingerabdrücke. Aber wo konnte sie dieses blöde Polizeiauto nur loswerden? Allzu weit würde sie mit dem auffälligen Wagen nicht kommen. Das fiel doch auf, eine Frau in den besten Jahren am Steuer eines Streifenwagens. Da fiel ihr, warum auch immer, das Gütle von Frieder Kötzle ein. Der würde sicherlich nichts dagegen haben, dass sie das Auto dort erst mal zwischenlagerte.
Entschlossen lenkte sie den Wagen in Richtung Georgenberg. Ob der Frieder wohl da war? Und wie sollte sie – falls nicht – wieder zurückkommen? Diesen Fußmarsch würde Alfred noch teuer bezahlen. Ein Abendessen im »Klosterhof« war das Mindeste.
Alfred hätte seine Frau das ganze nächste Jahr zum Abendessen ausgeführt, wenn sie ihm erklärt hätte, was denn jetzt eigentlich los war.
Die Polizisten hatten plötzlich vor der Tür gestanden. Er hatte noch nach Klara gerufen, sie solle bitte aufmachen – bitte sagen war in dieser Situation ganz wichtig, das wusste er wohl –, aber sie hatte nicht reagiert. Also war er in seinem Garten-Outfit die Treppen hinauf zur Tür gehetzt. In ihrer Wohngegend schaute man nicht durch den Spion, um zu sehen, wer denn wohl draußen stand. Hier machte man die Tür auf und freute sich. Er dann nicht so. Kaum die Tür aufgemacht, schon stand er zwei Uniformen gegenüber. Den Träger der einen kannte er wenigstens ganz gut. Und er konnte sich jetzt auch vage erinnern, dass dieses Gesicht mit dem Geschehen der letzten Nacht irgendwie was zu tun hatte.
»Servus, Heiner, kommt doch rein«, sagte er ganz locker.
»’s isch dienschtlich«, sagte Heiner Schänzle nur und ging ins Haus. Der Kollege folgte.
Alfred ging voraus ins Wohnzimmer. Etwas anbieten? Die waren doch im Dienst, und wie es den Anschein hatte, richtig.
»Wo isch onser Auto?«, fragte nun Heiner.
»Euer was?«, fragte Alfred zurück.
»Du hosch geschtern onser Auto mitgnomma ond deins standa lassa!«, sagte Heiner etwas lauter und noch etwas dienstlicher.
Oh verrecke!, dämmerte es Alfred. Das war es gewesen. Auf dem Rückweg von der enttäuschenden Heimfahrt von Gerda Schickle hatte er eine tolle blöde Idee gehabt. Da fahr ich besser mal den Wagen heim. Das hatte er offensichtlich dann auch noch gemacht. Wie, das wusste er nicht mehr. Er hatte sich noch gewundert, dass er plötzlich eine Schaltung hatte, wo er doch seit Jahren Automatik fuhr. Dann sollte er mit dem Streifenwagen heimgefahren sein? Unmöglich. Und wenn, also wenn überhaupt, dann müsste der Wagen drunten in seiner Garage stehen.
»Des hend mer glei«, sagte er zu den beiden Beamten. »Kommet mol mit!«
Das gesagt, ging er den beiden voraus die Treppe hinunter. Als sie am Eingang zur Garage angekommen waren, trat Alfred einen Schritt zur Seite, riss die Tür auf und rief: »So, bitte schön!«
Die beiden Polizisten staunten nicht schlecht, mit welcher Theatralik ihnen Alfred eine leere Garage präsentierte. Als er die verwunderten Gesichter sah, warf auch Alfred einen Blick in die Garage. Da musste doch, da sollte … wo war denn jetzt dieses Polizeiauto?
Fragen konnte man, musste man sich stellen. Er besonders, dachte Hans Bremer. Wie sollte er es anfangen? Ein häuslicher Unfall vielleicht. Eine hohe Leiter und ein kleiner Schubs. Aber dann brach sie sich vielleicht nur einen Arm oder ein Bein, und er hätte auch noch Pflegedienst zu leisten. Das war keine Lösung. Mit Gift kannte er sich nicht aus, und wenn er es genau überlegte, dann würden sie ihm da sicherlich draufkommen. Vielleicht, wenn er sich einen engagierte, der das dann für
Weitere Kostenlose Bücher