Leberkäsweckle
moinsch«, sagte der nur. Er hatte beim Großmetzger bei einem späten Leberkäsweckle erfahren, dass wohl wieder ein Rettungsfahrzeug hier in Pfenningen anfahren musste. Er konnte es gar nicht glauben, der Pfarrer Leonhard, eine Seele von einem Menschen, wieder in Beutlingen im Krankenhaus. Der gute Mann wurde dort so langsam zum Dauergast.
»Interessiert dich das eigentlich überhaupt nicht? Dieser Roman nimmt auch uns auf die Schippe. Hier bitte, lies das mal!«, sagte Knöpfle und knallte dem Kollegen die Zeitung auf den Schreibtisch.
»Schreibt oiner, ond?«, kam es lapidar zurück.
Das war wieder Schirmer, dachte Knöpfle, irgendwie schon abgeschlossen mit dem Leben und allem.
Wenn Franz Werth noch unter den Lebenden gewesen wäre, hätte er hierzu sicherlich einiges beitragen können. Aber dem war nicht mehr so.
Es war eigentlich ziemlich so wie bei Pfarrer Leonhard. Es gibt Menschen, die geben viel und kriegen wenig zurück vom Leben, und wenn dann noch was passiert, was sie aus der Bahn wirft, sind sie geliefert. So auch unser Franz. Da hatte er sich entschlossen, war in die Kirche gegangen und hatte dort – Wunder, ach, Wunder – Gott erfahren. Aber es hatte nicht weit gereicht. Und er konnte auch nichts dafür. Eine tolle Sache, so ein Bürgerbus, für die älteren Mitbürger für Um-in-die-Stadt-zu-kommen. Nur war er halt im Weg gestanden, der Franz Werth. Ein schrecklicher Vorfall und ein trauriger Tod. Aber der Franz nahm’s gelassen, er war vereint mit seiner Frau und schaute von oben zu, wie sie ihn von der Straße kratzten. Es war schön für ihn, jetzt zu wissen, dass es einen Gott gab und dass man durchaus darauf hoffen konnte, da mal zur Rechten zu sitzen.
Das war aus Gottes Sicht völlig okay. Er hatte noch nie einen abgewiesen und würde auch in Zukunft den xxxxxx tun. Die Geschichte mit Franz Werth hatte er verfolgt. Schade auch. Das hätte noch was werden können. Aber er musste halt so seine Entscheidungen treffen. Tat ihm zwar leid, aber entweder biste Gott oder halt nicht. Und in diesen Zeiten, wo alles so durcheinanderlief, da wollte er doch lieber Gott sein.
Witzig fand Gott die Sache mit dem Polizeiauto. Er hatte sich kurz überlegt, ob er jetzt mal richtig eingreifen und den Wagen einfach so verschwinden lassen sollte. Da hätten die Pfenninger aber geschaut!
Die hatten sowieso schon geschaut, die Pfenninger, vor allem diejenigen, die bei der Beerdigung anwesend gewesen waren.
Klara Rottwald konnte sich nicht mehr beruhigen. So etwas hatte sie noch nicht erlebt. Der Pfarrer Leonhard hatte den Weg bis zum Grab noch gut geschafft, hatte dort dann sogar noch ein paar Worte gesagt, die allerdings jeden Zusammenhang und vor allem jeden Bezug zum Toten vermissen ließen. Er sprach von speziellen Sonderangeboten, die auch der Herr machte, und man solle doch einfach zuschlagen. Bei »zuschlagen« hatte er eine heftige Bewegung mit der rechten Hand gemacht und war dann dieser hinab ins ausgehobene Grab gefolgt.
Das war vielleicht eine Kugelfuhr gewesen, bis sie den armen Pfarrer wieder aus der Grube gehievt hatten. Erst mit dem kleinen Bagger war es dann gegangen. Ignaz war hinabgestiegen und hatte den Pfarrer angeseilt. Dann zog der Bagger an, und der Pfarrerskörper schwebte vor versammelter Gemeinde in die Höhe.
Dumm nur, dass der Ignaz unter dem Talar nicht so ganz die richtigen Körperteile mit dem Seil erwischt hatte. Am Oberkörper rutschte es ab; der Pfarrer hing nur noch mit einem Bein im Seil, das dann auch noch bis zum Fuß abrutschte. Pfarrer Leonhard fiel und schlug ziemlich hart mit dem Kopf am Sarg auf. Der Bagger zog wieder an, sodass der Pfarrer kopfüber über dem Grab baumelte.
Man musste es Pfarrer Leonhard wirklich hoch anrechnen, dass er trotz stark blutender Kopfwunde der Gemeinde in der Luft hängend noch den Segen erteilt hatte. Das war aber auch das Letzte, was er zustande gebracht hatte, dann entließ ihn sein Herr in die Bewusstlosigkeit. Eine Geschichte, die natürlich via Leberkäsweckle-Pause beim Großmetzger in Pfenningen schnell die Runde machte.
Ein Königreich für ein Leberkäsweckle, von welchem Metzger auch immer, das ging Hans Bremer im Augenblick durch den Kopf. Wo er war, wusste er nicht. Sie hatten ihn mit dem Transporter eine Weile durch die Gegend gefahren, und nachdem einige Kreisverkehre auf der Strecke gelegen hatten, konnte er überhaupt nicht mehr sagen, ob er noch in Pfenningen oder vielleicht schon in Metzingen war. Mit der
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