Leberkäsweckle
außerehelichen Eroberungen gehörte. Daher war ihr Ton eher ein wenig reserviert.
»Guten Tag, Frau Schickle, was wünschen Sie?«, fragte sie.
»Ich bringe die Sachen von Ihrem Mann. Hier, bitte.«
Luise nahm die Tasche und auch den Zettel an sich. Was sollte das jetzt? Sie hatte ihrem Mann gestern Morgen diesen Zettel mitgegeben und seither von ihm weder etwas gehört noch gesehen.
»Hier ist noch das Rausgeld«, sagte Gerda Schickle, die sich ein wenig blöd vorkam, hier wie ein Dienstbote an der Tür abgefertigt zu werden.
»Und wo ist mein Mann?«, fragte Luise.
»Keine Ahnung, heute Morgen ist er nicht im Amt erschienen. Ich dachte, er ist vielleicht krank?«, sagte Gerda.
»Er war seit gestern Abend nicht mehr zu Hause«, sagte Luise Bremer.
»Hat er denn nicht angerufen? Das macht er sonst doch immer«, meinte Gerda und dachte dabei an die Anrufe, die sie Abend für Abend an seine Frau durchstellen musste, weil der Herr Bürgermeister mal wieder verhindert war.
»Ich weiß, was Sie meinen, Frau Schickle«, sagte Luise ruhig, »das ist mir nicht entgangen, glauben Sie mir, aber was sollen Sie machen, als Frau? Gut, ein Problem hat sich sozusagen von selbst gelöst, dieser Schuss, Sie erinnern sich?«
»Als ob es gestern gewesen wäre«, sagte Gerda.
»Eben. Aber so viele Schüsse lösen sich nun mal nicht von allein«, sagte Luise mit einem Lächeln.
Gerda wurde es ein wenig unheimlich. Diese Frau hatte etwas Diabolisches, mit der wollte sie nicht länger allein sein.
»Kommen Sie doch auf eine Tasse Kaffee herein«, sagte Luise nun mit einladender Handbewegung.
»Äh, ich muss zurück ins Amt. Wo doch Ihr Mann auch nicht da ist, da sollte zumindest ich die Stellung halten«, sagte Gerda, machte auf dem Absatz kehrt und ließ eine verdutzte Luise Bremer zurück. Die schloss die Tür und setzte sich mit den Einkäufen an den Küchentisch. Sie brauchte jetzt einen Cognac.
Nach dem zweiten Doppelten war ihr Kreislauf wieder auf Normalbetrieb. Was war hier eigentlich los?
Das war genau die Frage, die sich auch Pfarrer Leonhard gerade stellte. Er erinnerte sich vage an einen Friedhof und spürte in seinem Gesicht, dass auf diesem Friedhof irgendetwas mit ihm passiert sein musste. Irgendwie hatte er ein Déjà-vu-Erlebnis, so ähnlich war er schon einmal in einem Krankenhausbett aufgewacht. Da hatte der mit der Konstruktion neben ihm gelegen, dieser Millreiner. Was aus dem wohl geworden war? Leider hatte er keine Zeit gehabt, sich nach ihm zu erkundigen. In allzu guter Erinnerung hatte er den Mann halt auch nicht. Diese Konstruktion verfolgte ihn in seinen Träumen, die Wolke sieben war seitdem recht schwer zu erreichen.
Vorsichtig bewegte er den Kopf nach rechts. Dort würde wieder einer liegen. Hoffentlich keiner aus Pfenningen. Das war beim letzten Mal fast schlimmer als die Konstruktion gewesen, dass dieser Pfenninger dann allen erzählte, wie das mit ihm gewesen war. Das durfte dieses Mal nicht sein. Sein Blick ging hinüber zum anderen Bett, und er sah: Gips.
Kein Wunder, denn Alfred hatte außer seinem Gesicht quasi alles eingegipst bekommen. Seine Hände hingen in Schlaufen, die Beine ebenfalls. Er konnte sich nicht regen und war recht froh, wenigstens reden und essen zu können. Das war alles schon schlimm genug, aber dass jetzt noch dieser Pfarrer im Bett neben ihm lag, das musste doch wirklich nicht sein. Aber es half ja nichts.
»Hallo, Herr Pfarrer«, grüßte er hinüber.
Pfarrer Leonhard dachte, er hätte mit der Konstruktion seinen persönlichen Super- GAU hinter sich gebracht. Nun sprach ihn ein Gipshaufen von rechts als Herr Pfarrer an. Das mit der Kur war ganz dringend, das würde er diesem Arzt, diesem Dr. Sommerwagen, sofort sagen, sobald er ihn sah. Er war dabei, die Bodenhaftung zu verlieren, das konnte doch alles nicht wahr sein.
»Herr Rottwald, seien Sie gegrüßt«, gab er zurück. Na prima. Tagebuch musste er schon mal nicht führen, mit der Klara im Hintergrund würde jeder Furz, den er hier ließ, unmittelbar seiner Gemeinde mitgeteilt. So sparte er sich das peinliche Erzählen der Vorfälle auf dem Friedhof und konnte sich auf sich konzentrieren.
Das konnte Frieder Kötzle auch. Denn seine Barbara war noch immer nicht zurück. Das hatte er noch nie erlebt, dass sie so lange verschwand.
Jetzt klingelte er gerade bei Alfred. Klara machte ihm die Tür auf.
»Grüß Gott, Klara, wie geht’s? Ist meine Frau vielleicht bei euch?«, fragte Frieder möglichst
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