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lebt gefaehrlich

lebt gefaehrlich

Titel: lebt gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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unterdrückten Rufe der Männer waren zu hören, die nach Sandor suchten.
Stefan war verschwunden. Der Junge, der neben Magda am Lagerfeuer gesessen hatte, stand auf und kam auf Mrs. Pollifax und Colin zu. Einige Meter von ihnen entfernt hockte er sich hin und beobachtete sie. Zwei junge Männer tauchten plötzlich auf und durchsuchten Mrs. Pollifax und Colin. Sie hatten dunkle, hagere, gutgeschnittene Gesichter. Ihre Hände waren geschickt und behutsam. Sie stießen auf Mrs. Pollifax' Banknotenbündel und nahmen es ihr ab. Sie hielten es hoch, um es dem Jungen zu zeigen, und lachten entzückt. Dann legten die beiden jungen Männer noch Colins Armbanduhr und Füllhalter zu ihrer Beute und entfernten sich.
»Wenn ich mich nur mit ihnen verständigen könnte«, sagte Mrs. Pollifax verzagt. »Einer von ihnen muß doch schon einmal etwas Englisch gehört haben.«
»Bulgarisch sprechen sie bestimmt, nachdem sie ja von dort gekommen sind. Vermutlich sprechen sie auch etwas Ungarisch und ein bißchen Türkisch. Aber selbst wenn sie Englisch verstünden - unser lieber Freund Dr. Belleaux war schon vor uns hier«, sagte Colin.
»Aber aus was für einem Grund sollten wir denn überha upt mit Magda zu den Zigeunern gekommen sein, wenn wir Magda geschlagen und betäubt hätten?«
»Aus demselben Grund wie Dr. Belleaux: um von den Zigeunern zu holen, was Magda bei ihnen hinterlegt hat. Das muß ihm gelingen, ehe sie zu Bewußtsein kommt und ihn einen verdammten Lügner heißt.«
»Wenn sie nur schon bei Bewußtsein wäre!« sagte Mrs. Pollifax inbrünstig. »Sie würde den Zigeunern in ihrer Muttersprache sagen, wer er wirklich ist. Aber wird Dr. Belleaux überhaupt zulassen, daß sie aufwacht?«
»Nein, aber er kann sie nicht vor den Augen ihrer Freunde umbringen.« Trocken setzte er hinzu: »Im Augenblick mache ich mir um uns größere Sorgen. Keinen würde es stören, wenn man uns umbrächte, und wir verfügen über kein einziges Geheimdokument, das unser Leben verlängern könnte.«
Mrs. Pollifax sagte: »Sebastian hat nicht damit gerechnet, uns vor dem Morgengrauen einzuholen. Und jetzt ist es bestimmt noch nicht Mitternacht. Wahrscheinlich schläft er noch.«
Sie brach ab. In langer Prozession marschierten die Zigeuner an ihnen vorbei. Sie trugen Sandor zurück ins Lager. Ein großer, kräftiger Zigeuner hatte ihn wie ein erlegtes Wild geschultert.
»Bewußtlos«, sagte Mrs. Pollifax entmutigt. »Jetzt kann er den Zigeunern nicht mal auf türkisch erklären, wer wir sind.«
»Was meinen Sie, hat Dr. Belleaux vor?« fragte Colin sachlich.
Mrs. Pollifax überlegte: »Ich kann es nur erraten. Bei Magda stehen ihm zwei Wege offen: entweder fliegt er mit ihr und den Dokumenten, von denen er sprach, nach Rußland, oder er tötet sie hier und setzt sich selbst mit den geheimnisvollen Papieren nach Rußland ab. Er hat ja einen Hubschrauber. Den haben ihm bestimmt die Russen zur Verfügung gestellt. Er braucht nur rechtzeitig eine Funkmeldung durchzugeben und die Grenze an einer verabredeten Stelle zu überfliegen. Dann schießt ihn niemand ab.«
»Auf jeden Fall ist er wenigstens sein bequemes Leben in Istanbul los.«
Mrs. Pollifax lachte. »Seien Sie nicht naiv, mein lieber Colin. Das kann er leicht zurückgewinnen. Er braucht nur zu sagen, ich hätte Magd a umgebracht.«
»Damit riskiert er einen Prozeß.«
»Nicht, wenn er dafür sorgt, daß die Zigeuner mich töten. Sicher werden sie mich steinigen«, setzte sie beißend hinzu.
Stefan und Assim kehrten unvermittelt zurück. Sie brachten einen gefesselten, aber immerhin noch lebenden Sandor mit und banden ihn an den Baum. Allmählich wurde es hier überfüllt.
»Bringen Sie auch den anderen Mann her«, sagte Dr. Belleaux und schlenderte herbei. »Den großen, dünnen. Wie heißt er?« fragte er Mrs. Pollifax.
»Das verrate ich Ihnen nicht«, sagte sie eisig.
»Spielt keine Rolle.« Er sah sich den Baum an. »Vielleicht ist dieser Baum die beste Lösung. Ein wenig Benzin auf den Stamm geträufelt, ein Streichholz - und es bleiben keinerlei Spuren zurück. Die türkische Polizei wird im Morgengrauen eintreffen. Das zwingt mich zur Eile.«
Er lächelte spöttisch. »Oh, da ist ja der vierte! Sehr gut, Stefan. Er scheint zu sich zu kommen, und er spricht türkisch, also knebeln Sie ihn ordentlich. Prüfen Sie sämtliche Knoten nach, Assim, und dann zurück zum Hubschrauber.«
Mrs. Pollifax sagte: »Es ist Ihnen doch klar, daß Magda Ihnen niemals geben wird, was Sie haben

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