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lebt gefaehrlich

lebt gefaehrlich

Titel: lebt gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Schicksalslinie hat parallel zur ersten angesetzt.«
»Alle Witwen beginnen ein zweites Leben«, sagte Mrs. Pollifax.
Die Zigeunerin sah ihr lächelnd in die Augen. »Aber ich kann auch hellsehen«, sagte sie. Sie gestattete Mrs. Pollifax, die Hand zurückzuziehen.
»Sie sind erst vor wenigen Tagen in dieses Land gekommen. Mit dem Flugzeug. Und ich sehe Sie deutlich vor mir, wie Sie an einen Stuhl gefesselt sind - das ist noch gar nicht lange her, nicht wahr? - in einem Raum, in dessen einer Ecke Stroh liegt. Und der Raum hat eine zugemauerte Tür.«
»Unwahrscheinlich!« sagte Mrs. Pollifax.
Das Lächeln der Frau vertiefte sich. »Sie sehen, daß Worte Verschwendung sind. Und hier ist Goru.«
Goru war der Mann, der sich Sandor über die Schulter geworfen und ihn auf diese Weise ins Lager zurückgetragen hatte. Die Schafpelzjacke ließ ihn noch mächtiger erscheinen. Die Zigeunerin redete auf ihn ein. Schließlich sah er Mrs. Pollifax belustigt an. Er zuckte mit den breiten Schultern, schnippte mit den Fingern und grinste. Mit einer Verbeugung vor Mrs. Pollifax zog er sich eiligst zurück.
»Wir werden Spaß haben mit jenem Gorgio«, sagte die Zigeunerin verächtlich. Sie meinte Dr. Belleaux. »Der Mann ist in seiner Maschine wie ein Vogel auf uns herabgestoßen. Er war über Magda gut unterrichtet. Er wußte alles! Wie kommt das?«
»Er hat sie am frühen Abend mit einer Droge betäubt und von ihr Geständnisse erpreßt«, erklärte Mrs. Pollifax. »Werden Sie uns jetzt helfen?«
»Kriege, Morden, Drogen...« Die Frau schüttelte den Kopf. »Ich begreife Ihre Zivilisation nicht. Sorgen Sie sich nicht um Ihre Freunde, meine Liebe - verlassen Sie sich auf Goru. Sie kamen in dieses Land, um Magda zu helfen?«
Mrs. Pollifax nickte. »Aber ich kann Ihnen auch nichts anderes sagen als Dr. Belleaux. Nur, daß Magda nicht unter Drogeneinfluß stand, als sie mir sagte, daß sie nach Yozgat fahren müsse, um die Inglescus zu finden.«
Die Frau lächelte. »Ich bin Anyeta Inglescu.«
»Tatsächlich?« sagte Mrs. Pollifax erfreut und streckte ihr die Hand entgegen. »Ich bin Emily Pollifax.«
»Den Namen Inglescu hat der Mann mit dem Ziegenbart nicht erwähnt«, sagte die Zigeunerin. »Aber ich verstehe nicht, warum er sich die Mühe macht zu lügen und uns zu täuschen.«
»Er will das Dokument haben, mit dem Magda geflüchtet ist«, sagte Mrs. Pollifax prompt.
»Dokument?« wiederholte die Frau neugierig.
»Ja. Etwas, das Magda aus Bulgarien mitgebracht und Ihnen anvertraut hat. Mikrofilme, Code - ich weiß es nicht. Sie hat mir nichts verraten, nur, daß sie lieber sterben, als diesen Schatz im Stich lassen würde.«
Anyeta Inglescu lachte. »Ach so.« Sie rief etwas, und der Junge, der Mrs. Pollifax ins Zelt geführt hatte, trat ein. »Komm her«, sagte sie zärtlich. Sie nahm seine Hand und sagte zu Mrs. Pollifax: »Dies hier hat Magda aus Bulgarien mitgebracht und bei uns hinterlassen.«
»Wie, bitte?« fragte Mrs. Pollifax verblüfft.
»Sie haben nicht gewußt, daß Magda ein Enkelkind hat? Das ist Dimitri Gurdjieff. Sie hat ihn aus Bulgarien geschmuggelt und uns anvertraut, bevor sie nach Istanbul fuhr.«
»Ein Enkel?« sagte Mrs. Pollifax fassungslos. »Dimitri?« Ungläubig blickte sie den Jungen an. Dann begann sie zu lächeln. Das Lächeln durchrieselte sie wie Wein, bis es sich in einem entzückten Lachen löste. Sie verstand Magda sehr gut. Schließlich war sie selbst Großmutter. Aber was für eine bittere Enttäuschung für Dr. Belleaux, dachte sie, daß der hinter dem Eisernen Vorhang vorgeschmuggelte Schatz Magdas Enkel war! »Das ist ja großartig!« rief sie. »Magda hat einen kleinen Jungen mitgebracht! Wie alt ist er denn?«
»Er ist schon elf Jahre«, erwiderte Anyeta.
»Ich habe selbst drei Enkelkinder«, sagte Mrs. Pollifax. »Und Sie?«
Anyeta lachte. »Mindestens ein Dutzend.« Beide sahen den Jungen zärtlich an, und er lächelte ihnen zu. »Sein Vater ist ein hoher Beamter, sehr beschäftigt. Der Kleine kennt ihn kaum. Jetzt hat er wieder geheiratet. Sie haben sicher nicht gewußt, daß Magda aus ihrer ersten Ehe eine Tochter hat. Sie ist voriges Jahr gestorben. Magda konnte nicht weg, ohne das Kind mitzunehmen.«
Plötzlich tat der Kleine den Mund auf. »Es ist nicht ganz so.« »Was ist nicht ganz so?« fragte die Zigeunerin.
»Da ist noch etwas.« Der Junge war sehr blaß geworden. Er griff in sein zerlumptes Hemd und sagte: »Ist Zeit vielleicht zu sprechen, Anyeta. Da ist noch etwas.«
Er zog

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