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lebt gefaehrlich

lebt gefaehrlich

Titel: lebt gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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möchten.«
Dr. Belleaux lächelte: »Dafür werden die Zigeuner sorgen. Sie glauben mir nämlich aufs Wort.«
»Wie ich richtig vermutet habe«, sagte Mrs. Pollifax zu Colin.
Dr. Belleaux warf einen Blick auf seine Uhr. »Ich würde Ihnen raten, ein letztes Mal zu beten«, sagte er. »Ich werde mich nochmals per Funkspruch mit der Istanbuler Polizei in Verbindung setzen. Am frühen Morgen werden Polizisten aus allen Teilen Anatoliens hier zusammenströmen.«
»Und Sie?« fragte Mrs. Pollifax.
»Ich bin dann - anderswo.«
Die drei entfernten sich und verschwanden in der Dunkelheit. Auch der Junge, der sie beobachtet hatte, stand plötzlich auf und lief davon.
»Es tut mir entsetzlich leid, Colin«, seufzte Mrs. Pollifax.
»Sie waren nicht eine Sekunde lang für mich verantwortlich«, erwiderte Colin. »Ich bin freiwillig mitgekommen, und ich dulde es nicht, daß Sie jetzt rührselig werden.«
»Und wenn ich es tue, mein lieber Colin, wie wollen Sie mich daran hindern?« fragte sie sanft.
»Sie würden jedenfalls sehr in meiner Achtung sinken«, antwortete er. »Ich beklage mich nicht. Zumindest war es eine Abwechslung.«
Sie sah ihn an. »Jetzt werden Sie hoffentlich erkennen, daß Sie kein Feigling sind und es auch nie waren.«
Er grinste. »Das ist auch etwas wert. Wie wäre ich sonst jemals dahintergekommen?«
Der Junge kehrte zurück. Er kam über die Wiese. Diesmal steuerte er direkt auf Mrs. Pollifax zu und sah sie forschend an. Dann zog er ein kleines Messer aus der Tasche und durchschnitt die Fesseln an ihren Hand-und Fußgelenken.
Der Junge preßte einen Finger gegen die Lippen. Mrs. Pollifax blickte ihn verständnislos an. Da winkte er ihr, ihm zu folgen.
»Aber die anderen!« widersprach Mrs. Pollifax und zeigte auf Colin, Sandor und Mr. Ramsey.
Der Junge schüttelte den Kopf.
»Um Himmels willen, gehen Sie mit ihm«, drängte Colin leise.
»Wenn Sie Schwierigkeiten machen, fesselt er Sie womöglich wieder.«
Mrs. Pollifax folgte dem Jungen. Einmal sah sie sich um. Beim Anblick ihrer Freunde, die hilflos an den Baum gefesselt waren, wäre sie am liebsten wieder umgekehrt. Was will der Junge nur? überlegte Mrs. Pollifax. Und warum tat er das? Sie gingen an den Pferden vorbei und um die Felsblöcke und Wohnwagen herum. Offenbar verbarg der Junge sie vor den Zigeunern. Dann standen sie plötzlich vor einem Zelt, das zwischen zwei Bodenwellen aufgeschlagen war. Es war das einzige Zelt des Lagers. Von drinnen fiel schwaches Licht heraus. Der Junge schlug einen Vorhang beiseite und lud Mrs. Pollifax mit einer Handbewegung ein. Sie betrat das Zelt. Von einer Zeltstange hing eine Laterne.
Darunter saß eine breitschultrige Zigeunerin im Türkensitz auf einem Kissen. Weiße Fäden zogen sich durch ihr schwarzes Haar, das ihr bis auf die Schultern fiel und ein breites, dunkles Gesicht mit hohen Backenknochen einrahmte. Im Schein der Laterne glühten ihre Augen unter schweren Lidern. Ihr Blick richtete sich durchbohrend auf Mrs. Pollifax.
Der Junge sprach hastig auf die Frau ein, und sie nickte. Er winkte Mrs. Pollifax, sich vor die Zigeunerin auf den Boden zu setzen.
Steifbeinig ließ Mrs. Pollifax sich auf der harten Erde nieder.
»Geben Sie mir Ihre Hände«, sagte die Frau unvermittelt.
»Sie sprechen ja englisch!« rief Mrs. Pollifax aus.
»Ja, der Junge versteht auch etwas, kann es aber nicht sprechen.«
Grenzenlose Erleichterung überfiel Mrs. Pollifax.
Die Frau sagte: »Geben Sie mir Ihre Hände, bitte. Alles, was Sie sagen wollen, steht darin geschrieben.«
Mrs. Pollifax streckte ihre Hände aus und hatte Mühe, ein Lachen zu unterdrücken. »Wenn Sie unbedingt wollen«, sagte sie. »Aber wir haben so wenig Zeit...«
»Der Junge hat Sie sagen hören, daß man meine Leute angelogen hätte.« Behutsam tastete sie die Handflächen ab. »Ihre Gelenke sind verbunden?«
»Ja. Daran ist der Mann mit dem weißen Ziegenbart schuld.«
Die Frau schloß die Augen und hielt wortlos Mrs. Pollifax' Hände.
»Sie sprechen die Wahrheit«, sagte sie plötzlich und schlug die Augen auf. Zu dem Jungen sagte sie: »Bringe Goru her schnell! Diese Frau lügt nicht, sie lebt unter Koosti cherino, den guten Sternen.« Der Junge rannte aus dem Zelt. Sie lächelte Mrs. Pollifax zu. »Sie sind mißtrauisch.«
»Das lesen Sie aus meiner Hand?«
»Natürlich - Lippen können lüge n, aber die Linien einer Hand nie. Sie sind Witwe, nicht wahr? Ihre Hand sagt mir auch, daß Sie ein zweites Leben begonnen haben - eine zweite

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