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lebt gefaehrlich

lebt gefaehrlich

Titel: lebt gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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jetzt!« Haßerfüllt blickte er sie an und hob das Messer.
Niemand fiel ihm in den Arm. Gleichmütig und unbeteiligt sahen ihm die Zigeuner zu. Würde keiner den Mord verhindern? Dr. Belleaux' fahles Gesicht kam dicht an sie heran. Sie schrie auf...
Als er vornüber in ihren Schoß taumelte, schrie sie neuerlich auf.
Das Messer hielt er noch in der Hand, aber sein Körper war erschlafft.
Er zuckte noch, dann lag er still.
»Die drei Männer« - sie meinte Dr. Belleaux, Stefan und Assim - »werden jetzt acht Stunden schlafen. Sie sind nicht tot«, sagte Anyeta zu Colin und Mrs. Pollifax. »Wir wären verrückt, wenn wir sie töten würden. Die Polizisten sind überall unsere Feinde. Ständig haben wir sie wie Flöhe im Rücken.«
Eine Emsigkeit hatte das Lager ergriffen. Anyeta war von ihrem Zelt in einen Wagen getragen worden. Sie saß auf einem Kissen und erteilte mit tiefer, heiserer Stimme Befehle. Ihr Zelt war abgebrochen und verpackt, die beiden Lagerfeuer erstickt und niedergetrampelt. Pferde wurden vor die Wagen gespannt. Magda, Sandor und Ramsey, die nach wie vor bewußtlos waren, hatte man sorgfältig in einen der Wagen gebettet und zugedeckt.
»Wir haben unsere eigenen Drogen, die gütiger sind als die Ihren - es sind Kräuter, so alt wie die Welt«, erklärte Anyeta mit flüchtigem Lächeln. »Die drei Männer werden traumlos acht Stunden schlafen und erfrischt aufwachen. Bis dahin müssen wir weit weg sein.«
»Wohin haben Ihre Leute sie gebracht?« fragte Colin.
»Zum Flugzeug und dort an die Sitze gebunden. Sie werden ein friedliches Bild abgeben, wenn man sie entdeckt. Jetzt ist es Zeit für eine bedeutsame Frage: Sie haben uns gefunden, und Sie haben Magdas Enkel gefunden. Bald wird sie die Augen öffnen. Was haben Sie mit ihr vor?«
Mrs. Pollifax sagte, sie hoffe, Magda würde sich so weit erholen, um am Freitag von Kayseri abfliegen zu können.
»Hat sie einen Paß?«
»Ja, einen Paß, ein Ticket, Geld und Kleider.«
Anyeta lächelte. »Kein Geld.« Dann rief sie: »Yule!«
Der junge Mann, der Mrs. Pollifax beraubt hatte, kam angelaufen.
Anyeta hielt ihm die geöffnete Hand entgegen. Der Mann grinste, zog das Banknotenbündel aus seiner Tasche und legte es mit einer Verbeugung in Anyetas Hand.
»Er ist sehr geschickt, wir sind stolz auf ihn«, sagte Anyeta zu Mrs. Pollifax. »Aber Freunde bestehlen wir natürlich nicht. Zählen Sie nach.« Bevor er wieder davonlief, zog sie ihn zärtlich am Ohrläppchen.
»So. Sie möchten also Magda nach Kayseri bringen: Das ist gut. Wir fahren in dieser Richtung. Schwierig ist es, sie zu verstecken. Freitag sagten Sie?«
»Ja. Inzwischen ist es wohl Donnerstag geworden. Die Maschine fliegt Freitag morgen um acht. Die nächste geht am Montag. Aber wer weiß, was bis dahin wieder passiert.«
Anyeta sagte: »Wir brauchen einen Ort, wo wir heute alle unbemerkt die Nacht verbringen können. Ich weiß einen - nicht weit von hier, geradeaus, wie der Adler fliegt, im Felsland bei Ürgüp. Von dort sind es nur wenige Stunden bis Kayseri, und, wenn die Zeit kommt, um Magda zum Flughafen zu bringen, wird es wieder dunkel sein.«
Ein langer, schriller Pfiff zerriß die Stille. »Wir können aufbrechen«, sagte Anyeta. »Wir ziehen querfeldein.«
Mrs. Pollifax verabschiedete sich von Anyeta und eilte zu dem Pferdekarren, in dem ihre Freunde lagen. Colin kletterte in den Lastwagen. Der Wagen sollte einige Meilen vom Lager entfernt versteckt werden, damit die Polizei ihn nicht sofort entdeckte. Die sechs Karren bildeten eine Reihe und rollten in die Nacht. Nur die Sterne wiesen den Weg.
Über dem Wagen, in dem Mrs. Pollifax fuhr, war keine Plane, und Mrs. Pollifax spürte die kühle Nachtluft im Gesicht. Ächzend holperte der Karren über den steinigen Boden. Colin fuhr langsam hinter ihnen her. Onkel Hu schlief friedlich auf dem Boden des Karrens. Er lag mit dem ebenfalls schlafenden Sandor unter derselben Decke. Nur Mrs. Pollifax war hellwach.
Plötzlich schrie Magda laut auf. Mrs. Pollifax kroch zu ihr hin. Dimitri beugte sich gerade über sie und sprach mit ihr. »Bist du's? Bist du es wirklich, Dimitri?« fragte Magda ungläubig.
»Guten Morgen«, sagte Mrs. Pollifax. »Ich glaube wenigstens, daß es schon Morgen ist.«
Magda lachte und-griff nach Mrs. Pollifax' Hand. »Sie haben mich ja schon wieder befreit! Und Dimitri gefunden!«
»Es war eine lange Nacht«, gab Mrs. Pollifax zu, »aber ich wurde auch von allen Seiten unterstützt - von Sandor und Colin und Colins

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