Lee, Julianne
erwiderte als Ciaran und der sie dann an den nächsten Mann weiterreichte.
Die Highlander besetzten die Stadttore mit ihren eigenen Leuten und nahmen der Stadtmiliz ihre armseligen, schlecht gepflegten Waffen ab. Die in der Burg einquartierten Rotröcke konnten ihnen jetzt nichts mehr anhaben. Die Stadt befand sich in der Hand der Jakobiten, ohne dass ein Schuss abgefeuert oder ein Tropfen Blut vergossen worden war.
»Fee«, brummte Ciaran, während er nach einem Gasthaus suchte, in dem er und seine Männer Quartier nehmen konnten, »wie kann ich sie hier nur ausfindig machen?«
Einen Moment herrschte Schweigen, und Ciaran fürchtete schon, Sinann würde ihm keine Antwort geben, doch dann sagte sie: »Wenn sich herausstellt, dass sie deine Liebe erwidert, lässt du dann von diesem Unsinn ab, führst deine Leute nach Ciorram zurück und heiratest sie?«
Ciaran schnaubte unwillig. »Du weißt, dass das nicht möglich ist.«
»Dann werde ich dir auch nicht verraten, wo sie ist.«
»Du weißt es?« Er trat an den Straßenrand, bedeutete seinen Männern, weiterzugehen, und blickte zu ihr auf; bereit, sie in der Luft zu packen und durchzuschütteln, wenn sie noch weiter Katz und Maus mit ihm spielte. »Hast du es gehört, als du den Captain in seinem Büro belauscht hast? Sag es mir!«
»Nein.«
»Fee...«
»Gib die Sache auf und löse dich von den Jakobiten.«
»Na schön, wenn es unbedingt sein muss.«
Ihre Augen wurden schmal. »Schwöre es!«
»Och.« Er kehrte ihr den Rücken zu. »Das kann ich nicht, und du weißt es.« Dann wandte er sich wieder zu ihr um. »Sag es mir endlich, du kleiner Quälgeist.«
Sie schüttelte den Kopf und wich geschickt aus, als er ausholte, um nach ihr zu schlagen. Dann zischte sie: »Sag dich von der Sache los. Füge dich den Wünschen deines Vaters, dann wirst du nicht bei Culloden Moor sterben.«
Ciaran war inzwischen so verärgert, dass er sich nicht daran störte, ob jemand mitbekam, wie er scheinbar Selbstgespräche führte. »Warum liebst du mich nicht ebenso sehr, wie du meinen Vater geliebt hast?« Das brachte die weiße Fee zum Schweigen, und sie zog ein langes Gesicht. Sie landete auf einem Holzbalken, an dem ein Schild befestigt war, und ließ die Flügel hängen. Erbarmungslos fuhr er fort: »Wenn Dylan Dubh auf der Suche nach meiner Mutter gewesen wäre, hättest du ihm sofort verraten, wo er sie findet«
Wieder herrschte Stille. Sinann rang eine Weile mit sich. Endlich seufzte sie. »Sie wohnt bei einem Vetter ihres Vaters. Edwin Hadley ist sein Name. Der Captain erwähnte es, während er seine Sachen aus deinem Büro holte. Frag nur nach Edwin Hadley, die Chancen stehen gut, dass du sie dort antriffst.«
Ciaran lächelte. Ihm wurde leichter ums Herz. »Aye. Danke, Fee.«
Prinz Charles richtete sein Hauptquartier im Palast Holyrood am östlichen Ende der Stadt ein, währenddessen harrte seine Armee weiterer Befehle. Was Ciaran auch immer vom Krieg erwartet hatte, er hätte sich nie träumen lassen, dass er mit so viel müßigem Herumsitzen und Warten verbunden sein würde. Die Männer, die nicht dazu abkommandiert worden waren, die Stadttore zu bewachen, lungerten vor dem Palast herum und wussten immer noch nicht, wo sie die Nacht verbringen sollten.
Überall auf dem Boden schnarchten in Plaids gewickelte Highlander. Ciaran blieb wach und wartete auf neue Nachrichten, aber erst gegen Nachmittag kam ein junger Bursche zu ihm und teilte
ihm mit, dass er seine Männer zum Hogshead Inn bringen sollte Ciaran weckte die übrigen Mathesons und führte sie zu dem am anderen Ende der Stadt gelegenen Gasthaus.
Das Hogshead Inn befand sich am nördlichen Fuß des Felsens von Edinburgh in einer engen Gasse. Es bot Platz für alle Mathesons und ein paar Camerons, die sich allerdings zu mehreren ein Zimmer teilen mussten. Doch Ciaran genoss das Privileg, einen Raum für sich alleine zu bewohnen. Er wusch sich sorgfaltig, machte seinen letzten unerwünschten Untermietern den Garaus, kroch ins Bett und fiel sofort in einen tiefen Schlaf.
Bei Sonnenaufgang war er hellwach, rasiert und angekleidet und fühlte sich frisch und ausgeruht, obwohl er nur vier Stunden geschlafen hatte. Sinann war nirgendwo zu sehen, doch er erinnerte sich daran, dass sie einmal gesagt hatte, sie sei immer in seiner Nähe. Unwillig grunzend bat er sie, im Zimmer zu bleiben und sich nicht in sein Privatleben einzumischen, dann verließ er den Raum und stürmte die Treppe hinunter, ohne auf eine
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