Lee, Julianne
Antwort zu warten. Nachdem ihm der Wirt die Adresse von Edwin Hadley genannt hatte, bahnte er sich einen Weg durch die Menge im Schankraum und trat auf die Straße hinaus.
Das Hogshead Inn wimmelte von Jakobiten in Feierstimmung, sowohl Soldaten als auch Einheimischen, die lachten, sangen und tanzten, als feierten sie Beltane. Ein paar betrunkene Stewarts und Mathesons drehten sich zu den wilden Klängen einer Fiedel auf der Straße, dabei drohten sie immer wieder auf dem glitschigen, mit dem Inhalt zahlreicher Nachttöpfe übersäten Pflaster auszugleiten. Ciaran ließ sie gewähren. Als er weiterging, fiel ihm auf, dass nur wenige Menschen auf der Straße die Übernahme der Stadt nicht zu begrüßen schienen. Aber er bemerkte auch, dass die Straßen lange nicht so überfüllt waren wie sonst.
Obwohl er sich nicht mehr an das Jahr erinnern konnte, das er als Kleinkind in Edinburgh verbracht hatte, war er in den letzten Jahren oft geschäftlich hier gewesen und wusste, wie lebhaft es für gewöhnlich auf den Straßen herging. Abgesehen von den Feiernden im Hogshead Inn und anderen Schenken am Rande der Gassen wirkten die Menschen, die stumm, ohne sich an den Gelagen zu beteiligen, ihrer Wege gingen, eingeschüchtert und verängstigt Sie vermieden angelegentlich jeglichen Blickkontakt mit den schwer bewaffneten Männern, die die herrschenden Zustände so abrupt geändert hatten. Ciaran glaubte zwar mit ganzem Herzen an die Sache, gab sich aber nicht dem Irrglauben hin, die ganze Stadt feiere die Ankunft Charles Stuarts.
Sein Pulsschlag beschleunigte sich, und der Prinz war vergessen, als das Haus der Hadleys in Sicht kam. Er nahm den Talisman aus seinem sporran. Wenn er ihn an seinen Mantel steckte, würde ihn dieser Talisman unsichtbar machen, solange er sich nicht bewegte. Er ging zur Tür und blieb davor stehen, wohl wissend, dass er jetzt für kein menschliches Auge zu sehen war, dann lauschte er einen Moment. Im Haus war kein Laut zu hören. Es war wohl ursprünglich eine Art Laden gewesen, denn neben der Tür war ein Fenster mit einer Verkaufstheke dahinter eingelassen. Die hölzernen Läden waren mit einem großen, rostigen Eisenschloss gesichert. Ciaran streckte eine Hand aus, berührte die Tür und stellte zufrieden fest, dass sie unverschlossen war. Vorsichtig schob er sie auf, wobei er sorgfältig darauf achtete, die Füße nicht zu bewegen.
Der Raum dahinter war dunkel und leer. Eine Kerze in einem eisernen Wandleuchter erhellte einen kleinen Gang mit mehreren Türen. Am Ende des Ganges befand sich eine von weiteren Kerzen erleuchtete steinerne Wendeltreppe. Ciaran schlüpfte ins Haus, wobei er einen Moment lang sichtbar wurde, und schloss die Tür hinter sich. Dann blieb er wieder reglos stehen.
Angestrengt ins Dunkel lauschend, vernahm er hinter einer der Türen eine gedämpfte Stimme. Leise schlich er durch den finsteren Raum. Die Tür war fest verschlossen. Schritte konnte er keine hören, also nutzte er die Gelegenheit und huschte weiter. Die gedämpfte Stimme gehörte einem Mann, nicht Leah, aber Ciaran hatte keine Ahnung, mit wem dieser Mann sprach, und er hielt es für unklug, die Tür zu öffnen, um nachzuschauen.
Draußen vor dem Haus hatte Ciaran festgestellt, dass es vier Stockwerke hatte, und daraus geschlossen, es müsse mehrere Familien beherbergen. Doch jetzt sah er, dass dies nicht der Fall war. Nur die Hadleys wohnten hier. In dieser überfüllten Stadt zeugte es von einigem Wohlstand, sich ein so großes Haus zu halten. Und reiche Leute verfügten zumeist auch über eine große Anzahl von Dienstboten. Ciaran war daher auf der Hut, als er die Wendeltreppe hinaufstieg.
Der Gang im zweiten Stockwerk war dunkel. Ciaran sah sich um. Nirgendwo ein Lichtstrahl zu sehen. Er wandte sich ab, um in den nächsten Stock emporzusteigen, blieb aber wie angewurzelt stehen, als er über sich das Rascheln von Röcken hörte. Rasch wich er ein Stück zurück und wartete atemlos ab, ohne sich zu rühren. Es war Leah, die da kam, er konnte ihr Parfüm riechen. Es benebelte ihm die Sinne, und sein Herz begann schneller zu schlagen.
Mit gerafften Röcken kam sie die schmale Treppe herunter. Er musterte sie forschend. Obwohl sie sich unbeobachtet glaubte, verriet ihr Gesicht nicht, was sie dachte. Als sie an ihm vorbeiging, verspürte er den nahezu überwältigenden Drang, die Hand auszustrecken und sie zu berühren. Nur ihretwegen war er überhaupt hergekommen, und er musste wenigstens mit ihr
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