Lee, Julianne
und würde sich auch nie wie einer verhalten. Für ihn kam es überhaupt nicht in Frage, die Armee zu verlassen, und jede weitere Diskussion darüber war fruchtlos.
Doch statt ihr all das auseinanderzusetzen, küsste er sie wieder. Sie schlang die Arme um ihn und drückte ihn an sich, als könne sie ihn so gegen seinen Willen festhalten. Einen Moment lang war Ciaran versucht, ihrem Drängen nachzugeben. Doch dann vergrub er die Lippen in ihrem Haar und rollte sich zur Seite, um ein paar Stunden zu schlafen.
Als sie mitten in der Nacht wieder erwachten, liebten sie sich noch mal, diesmal langsam und bedächtig, jeden Moment auskostend. Beiden war bewusst, dass es für lange Zeit das letzte Mal sein würde.
Der Himmel verfärbte sich schon blau, als Ciaran endlich aus dem Bett stieg und sich ankleidete. Leah warf einen Morgenrock über, um ihn zur Tür zu begleiten. Dort küsste er sie zum Abschied und sah sie dann lange an, um sich ihre Züge genau einzuprägen. Er wusste nur zu gut, dass er sie wahrscheinlich nie wieder sehen würde.
11. KAPITEL
Sein kurzes Jackett war aus schwarzer Wolle gewebt, die Silberknöpfe wiesen dasselbe Distelmuster auf wie seine Gürtelschnalle.
Ciaran kehrte in das Hogshead Inn zurück und warf sich auf das schmale Bett mit der Strohmatratze, um noch ein wenig zu schlafen. Doch die Sonne war kaum über den Häusern im Osten aufgegangen und malte gelbe Kringel an die Wand über seinem Kopf, als er durch ein Klopfen an der Tür geweckt wurde.
»Ciorram!«, ertönte die Stimme eines jungen Burschen. »Sir, ich habe eine Nachricht für Euch! Aus Holyrood!«
Ciaran erhob sich und stolperte nur mit seinem Hemd bekleidet benommen zur Tür. Jeder Muskel seines Körpers schmerzte, und er blinzelte im hellen Licht, als er die Tür öffnete und einen kleinen, zusammengefalteten Zettel in Empfang nahm.
Als er die Tür wieder schloss, bemerkte Sinann: »Du siehst aus, als würde dir jede Bewegung Schmerzen bereiten, mein Freund.«
Er grunzte nur und brummte dann: »Ich wusste bislang auch nicht, dass eine Liebesnacht bei einem Mann solche Spuren hinterlassen kann.«
»Du hattest auch noch nie eine Frau wie sie.«
Um seine Mundwinkel zuckte es, und sein Herz begann schneller zu schlagen. Das Bild der sich unter ihm windenden Leah verfehlte seine Wirkung auf ihn nicht, und in diesem Moment hätte er sie am liebsten sofort wieder geliebt - trotz seiner schmerzenden Muskeln.
Unwillig schüttelte er den Tagtraum ab und trat mit der Nachricht ans Fenster, um sie dort zu lesen. Sie war kurz und knapp gehalten und ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.
Versammelt Eure Männer unverzüglich beim Palast
Charles, P.R.
Ciaran strich den Zettel glatt und verbrannte ihn im Kamin, wobei er peinlich darauf achtete, dass kein Papierfetzen zurückblieb.
Sinann ließ sich am Fuß des Bettes nieder. »Dein Vater hat vor langer Zeit auch schon hier gewohnt.«
»Mein Vater hat hier oft übernachtet, wenn er geschäftlich in der Stadt zu tun hatte. Ich bin ja selbst schon hier gewesen.«
»Ich meine damals, als er nach Edinburgh kam, um deine Mutter von Connor Ramsay wegzuholen. Du warst zu der Zeit noch sehr klein.«
Dylan Matheson hat mich getötet, um sich ungestört mit deiner Mutter vergnügen zu können, aber da kam er zu spät Du warst damals bereits auf der Welt
Ciaran hielt mit dem Ankleiden inne; hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, die Wahrheit zu erfahren und der Furcht, eine Wahrheit zu hören, die er nicht ertragen konnte. Endlich sagte er: »Och, Fee, ich habe jetzt keine Zeit für diese Dinge. Der Prinz hat uns zum Palast befohlen.« Er schob Brigid in die Scheide unter seiner Gamasche und trat in den Gang hinaus. Dort begann er gegen die Türen zu hämmern, um seine Männer zu wecken.
»Aufstehen! Alle Mathesons sofort aufstehen! Macht euch bereit, wir brechen auf!« Er donnerte gegen jede Tür dieses und des darüber liegenden Stockwerks. Bald strömten die Mathesons herbei, blinzelten schlaftrunken und murrten über die kurze Zeit, die ihnen unter einem festen Dach vergönnt gewesen war. Auch die Angehörigen anderer Clans wurden von ihren Kommandanten zusammengetrommelt, und ein Strom übernächtigter, missmutiger oder verkaterter Jakobiten ergoss sich auf die Straße.
Den ganzen Tag lang beschwerten sich die Männer darüber, unnötig früh aus ihren warmen Betten gejagt worden zu sein, nur um draußen vor dem Palast herumlungern und abwarten zu müssen, bis der
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