Lee, Julianne
ihre Besitztümer, die in Flammen aufgegangen waren. Ciaran konnte kaum noch an sich halten. Sein ganzes Leben lang hatte er alle Engländer gehasst, und nun wurde er nur noch von dem Wunsch beseelt, die Dragoner zu töten, die ihnen das angetan hatten. Seine Fingernägel gruben sich in seine Handflächen, als er hören musste, wie die Haferfelder abgebrannt worden waren. Tränen hilfloser Wut traten ihm in die Augen. Er starrte zu Boden, damit keiner sie sah, während Robin ihm das Leid seiner Leute beschrieb.
Der alte Mann verstummte, als Sìle auf sie zukam und sich neben ihren Bruder kniete. »Ciaran.« Ihre blauen Augen erinnerten ihn an ihre Mutter. Seine Kehle war plötzlich wie zugeschnürt, und er bekam kaum noch Luft. Sie blickte ihn lange an, ehe sie mit kaum zu vernehmender Stimme bat: »Wirst du Hadley töten?«
Ciaran sah die anderen Männer an, die jedoch alle ausdruckslos in das Feuer starrten. Dann sagte er zu seiner Schwester: »Nichts, was ich lieber täte.«
»Dann tu es. Töte ihn.«
Ciaran strich ihr über die Wange und seufzte leise. »Mo banacharaid, wenn ich könnte, würde ich mit Freuden jeden Rotrock nördlich des Grenzlandes umbringen.«
»Nein, Ciaran, es geht um Hadley! Du musst Hadley töten.« Ihre Stimme begann zu zittern, und ihre Augen wurden groß.
»Hadley?« Dann begriff er. »Och.« Also ging mindestens eine der Vergewaltigungen auf das Konto des Captains.
»Er muss sterben. Wie du das anstellst, ist mir egal, aber Hadley muss sterben.« Tränen rollten über ihre Wangen. »Du musst ihn töten, Ciaran.«
Ciaran drückte ihre Schulter. »Aye. Ich verstehe.«
Sìle sah ihn lange an, dann nickte sie, erhob sich und ging zu dem Feuer vor dem Höhleneingang zurück, wo sie mit den anderen Frauen gesessen hatte.
Ciaran wandte sich wieder an die drei Männer. »Wo steckt der Sassunach-Captain? Sind die Soldaten noch immer hier stationiert?«
»Die Dragoner sind in der Garnison«, erwiderte Robin. »Aber Hadley hat sich wieder in der Burg einquartiert.«
Ciarans Haut begann zu prickeln, während er ein paar Möglichkeiten erwog. »Hat er eine Leibwache?«
Robin wechselte einen Blick mit Seumas. Beide zuckten die Schultern, ehe Robin sagte: »Wir sind nicht so gut mit ihm befreundet, dass wir seine Gewohnheiten kennen. Wir hatten nämlich sehr viele Gründe, allen Rotröcken aus dem Weg zu gehen, wie du sicher verstehen wirst.«
»Was hast du jetzt vor, Ciaran?«, fragte Seumas. »Hier kannst du nicht bleiben, das Land ist von der Krone beschlagnahmt worden. Ohne dich wird auch der Clan nicht bleiben, die Leute haben zu große Angst vor den Rotröcken, unter deren Herrschaft sie leben müssten. Sollen wir in die Kolonien auswandern? Wir folgen dir, wohin du auch gehst?«
Ciaran schüttelte den Kopf. »Nein, das wäre kein Leben für uns.« Er blickte zu Sinann hinüber, die in einem Baum hockte.
»Das ist nicht unsere Bestimmung. Wenn wir unsere Heimat verlassen, dann hat mein Vater umsonst gelebt.«
Robin grunzte zustimmend, und auch Seumas Glas konnte die
Wahrheit dieser Worte nicht leugnen. »Was sollen wir dann tun?« wollte er wissen.
Ciarans Herz wurde schwer, denn er wusste, dass sogar sein Vater seinen Plan nicht billigen würde, und der Clan schon gar nicht. Seine Leute würden am Leben und in Schottland bleiben, aber die Mathesons von Ciorram würde es nicht mehr geben. Ruhig sagte er: »Ich werde heute Abend mit Hadley reden und versuchen, Bedingungen für unsere Kapitulation auszuhandeln. Wenn ich am nächsten Morgen nicht zurück bin, müsst ihr euch zu anderen Verwandten durchschlagen. Geht zu jedem, der bereit ist, euch aufzunehmen und euch Arbeit zu geben. Ihr müsst zusehen, dass ihr irgendwie zurechtkommt, wenn ich versage. Lasst nur nicht zu, dass man euch deportiert.«
Sinann funkelte ihn böse an. »Das bedeutet für dich den sicheren Tod. Dann muss Robbie den Clan führen, und das war nie der Wunsch deines Vaters. Du solltest sein Nachfolger werden und dafür sorgen, dass der Clan hier in Glen Ciorram bleibt.«
Ciaran schenkte ihr keine Beachtung.
Seumas Glas und Robin nickten beide zustimmend, doch Ciaran konnte ihnen nicht in die Augen sehen. Er wusste, dass er keine Chance hatte, von der Unterredung mit Hadley zurückzukehren. Und es würde wohl zu gar keinem Gespräch mit dem englischen Captain kommen.
Sinann folgte ihm zu der Stelle in der Nähe des Höhleneingangs, wo Leah schlief. »Bist du vollkommen verrückt geworden?«
Sie
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