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Lee, Julianne

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Titel: Lee, Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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nur ein böser Traum. Doch Sìle und die Zwillinge, die aus der großen Halle kamen, umarmten ihn nur stumm und ließen ihn weinen. Ciaran sah zu, wie die Mädchen ihn in die Burg führten, wo sie am Feuer sitzen und bis in die Nacht hinein über die Ereignisse der letzten Tage reden wurden. Eine zweite Totenwache für seine Eltern sozusagen.
    Er befahl einem Stalljungen, sich um das erschöpfte Pferd zu
    kümmern, dann ging er ebenfalls hinein, um sich zu seiner Familie zu gesellen.
    3. KAPITEL
    Sein Kilt wies das traditionelle rote Tartanmuster auf und wurde von einem schwarzen Ledergürtel mit Silberschnalle gehalten.
    Die Straße endete kurz vor dem Ziel der Hadleys, und Leah konnte die Reise nicht länger in der Kutsche fortsetzen. Zunächst fand sie es unerträglich, in einem Land leben zu müssen, in dem es noch nicht einmal richtige Straßen gab. Sie kam sich vor, als habe sie den Styx überquert und sei an einem Ort gelandet, von dem keine Rückkehr mehr möglich sei. Aber dann merkte sie, dass ihr das Reiten gut bekam, obwohl der Damensattel an ihren Schenkeln scheuerte. Die frische, klare Luft und der ruhige Gang ihres Pferdes vertrieben die Übelkeit, unter der sie in der stickigen, schwankenden Kutsche so gelitten hatte. Ihre Lebensgeister hoben sich ein wenig.
    Sie ritt an der Spitze der Dragonertruppe, direkt neben ihrem Vater. Ihre Zofe, dieser schottische Trampel, war hinter ihr zurückgeblieben, sie hatte sich um das Gepäck zu kümmern, worüber Leah zutiefst erleichtert war. Sie zog die Gesellschaft ihres Vaters der der Schottin bei weitem vor.
    Ungeduldig wandte sie sich ihm zu. »Vater, ich glaube, ich werde mich in diesem grässlichen Land nie wohl fühlen.«
    Der Captain, der sich, Offizier durch und durch, kerzengerade im Sattel hielt, warf ihr einen flüchtigen Blick zu, bevor er erwiderte: »Ich erwarte nicht, dass du dich hier wohl fühlst, Tochter.
    Aber ich erwarte, dass du dir deine schlechte Laune nicht anmerken lässt.«
    Leah sah ihn an, dann schlug sie die Augen nieder. Es fiel ihr schwer, in der Gegenwart seiner Männer offen mit ihm zu sprechen. Roger Hadley war ein gut aussehender Mann mit freundlichen Augen und einer umgänglichen Art, doch im Umgang mit seinen Untergebenen legte er ein Befehlsgebaren an den Tag, das sie einschüchterte. Sie ließ den Blick über die schroffe Landschaft schweifen, dann sagte sie leise: »Du hättest mich ja nicht hierher bringen müssen. Ich wäre viel lieber bei Onkel Henry in London geblieben.« Sie hätte alles getan, um daheim in ihrer gewohnten Umgebung weiterleben zu können, wo sie oft das Gefühl hatte, der Geist ihrer Mutter wäre noch bei ihr. Aber über solche Dinge konnte sie mit ihrem Vater nicht sprechen. Er befasste sich mit Religion nur insoweit, als dass es ihm gelang, den Namen seines Kompaniekaplans zu wissen.
    »Mir blieb leider keine andere Wahl, als dich mitzunehmen. Du bist meine Tochter, und ich konnte nicht zulassen, dass mein unzuverlässiger, leichtfertiger Bruder deine Erziehung übernimmt«
    Leah bemühte sich krampfhaft, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. »Meine Erziehung? Vater, ich bin erwachsen! Ich wünschte, du würdest das endlich einsehen!«
    Eine fleckige Röte breitete sich an den Ohren und am Hals ihres Vaters aus. Er räusperte sich, dann entgegnete er: »Erwachsen, soso. Ein Grund mehr, dich nicht der Obhut meines Bruders anzuvertrauen.«
    Leah nahm all ihren Mut zusammen, holte tief Atem und fuhr fort: »Und deshalb muss ich jetzt unter Männern leben, die nicht halb so zivilisiert sind wie Onkel Henry?«
    Die Stimme des Captains wurde stahlhart, und er bedachte seine Tochter mit einem finsteren Blick. »Ist dir einer meiner Leute irgendwie zu nahe getreten oder hat es an dem nötigen Respekt fehlen lassen?«
    Sie zuckte zusammen. Es sah ihm ähnlich, aus allem, was sie sag-
    te, die falschen Schlüsse zu ziehen. Seine Augen loderten vor Zorn. Leise sagte sie: »Nein, Vater, nichts dergleichen ist passiert Wie auch? Es hat ja niemand auch nur ein Wort an mich gerichtet« Zwar verabscheute sie die Soldaten ihres Vaters, diese ungehobelten Gesellen, aus tiefster Seele, aber sie wollte trotzdem nicht, dass einer von ihnen fälschlich beschuldigt wurde, sie belästigt zu haben.
    Vater nickte zufrieden und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Weg. Sein Ärger war verflogen, seine Gesichtsfarbe schon fast wieder normal.
    Leah dagegen stieg das Blut in die Wangen, als ihr klar wurde, dass

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