Lee, Julianne
gleichfalls.« Das kam von Eóin. Alle Blicke richteten sich auf ihn. »Aye, ich war zwar noch sehr jung, aber trotzdem habe ich nichts vergessen. Das geschah vor Dylans Verhaftung durch die Engländer. Und vor Ciarans Geburt.«
Robin setzte seine Erzählung fort. »Wie Eóin schon sagte -dann wurde Dylan von den Sassunaich verhaftet, und der Vater des Mädchens verheiratete sie mit einem anderen, mit eben jenem Connor Ramsay. Keine acht Monate später kam Caits Kind zur Welt, ein gesunder, kräftiger Junge. Schon daran konnte man erkennen, dass er nicht der Sohn von Caits Mann sein konnte. Jeder, der Augen im Kopf hat, musste sehen, dass Dylan Dubh der Vater Ciarans war.«
Robin warf Calum einen verächtlichen Blick zu. »Mich wundert nur, wie du überhaupt auf die Idee gekommen bist, er wäre nicht Dylans Sohn. Er sieht eurem Vater wesentlich ähnlicher als du.«
Ciaran wurde schwindlig, als er über Robins Geschichte nachdachte. Er sollte von Dylan gezeugt und als Connors Sohn geboren worden sein? Die daraus resultierenden Schlussfolgerungen überstiegen seine schlimmsten Befürchtungen.
Calum sprach aus, was Ciaran dachte. »Dann ist er meines Vaters Bastard und hat nicht mehr Anspruch auf das Amt des Lairds als meine Schwestern.«
Robins Antwort erfolgte ohne Zögern. »Dylan Dubh war nach dem Tode ihres ersten Mannes zwei Jahre mit Ciarans Mutter verheiratet. Der Junge wurde legitimiert.«
»Dies hier ist kein Beweis für Blutsverwandtschaft!« Calum fuchtelte mit dem Papier durch die Luft. Ein verzweifelter Unterton schwang in seiner Stimme mit. Kleine Fetzen bröckelten von dem alten Dokument ab und flatterten zu Boden. »Eher das Gegenteil. Daraus geht klar hervor, dass mein Vater eine Blutsverwandtschaft nicht öffentlich bestätigen wollte!«
»Das brauchte er auch nicht. Wer ihn und Ciaran zusammen sah, wusste sofort Bescheid.« Robin ärgerte sich sichtlich über Calums Sturheit. »Keines von Dylan Dubhs Kindern ähnelte seinem Vater mehr als Ciaran - vom Aussehen her, von seinen Anlagen; ja sogar ihre Denkweise war die gleiche.«
Klon. Das Wort aus den Kolonien, das Pa immer benutzt hatte, hieß Klon, und es bedeutete, dass zwei Menschen sich fast bis aufs Haar glichen. Als Ciaran zum Mann heranreifte, hatte sein Vater sich immer liebevoll und verwundert zugleich über die starke Ähnlichkeit zwischen ihnen geäußert. Ciarans Kehle war plötzlich wie zugeschnürt, und er musste hart schlucken.
Vater war vielleicht ein bisschen zu verwundert gewesen.
Calum begriff, dass der Clan eher auf Seiten seines Bruders stand. Sein Gesicht lief rot an, und seine Stimme wurde schrill. »Warum dann diese Adoptionsurkunde? Warum hat er nicht einfach allen die Wahrheit gesagt?«
Der Kaufmann Seumas Glas MacGregor, dessen Haus am Marktplatz stand, meldete sich zu Wort. Dabei winkte er mit dem
Haken, welcher ihm die Hand ersetzte, die er in der Schlacht von Glen Shiel verloren hatte. »Dein Vater war ein merkwürdiger Mensch. Alles musste schriftlich festgehalten werden. Und ganz sicher hat er nie damit gerechnet, dass ein verräterischer Sohn wie du versuchen würde, all die Pläne zu vereiteln, die er für die Zukunft gemacht hatte.«
Robin fuhr fort, ohne auf Calums Einwände zu achten: »Ich meine - und ich denke, der ganze Clan stimmt mir in diesem Punkt zu dass kein Zweifel daran besteht, wer der rechtmäßige Nachfolger von Dylan Dubh ist. Ciaran ist sein Sohn, sein ältester Sohn, und er wurde von seinem Vater offiziell anerkannt. Dylan Dubh wurde hier in der Kirche im Tal von einem Priester mit Ciarans Mutter getraut. Kein Sassunach-Dokument kann an diesen Tatsachen etwas ändern oder Ciarans Recht auf das Amt des Lairds infrage stellen.«
Zustimmendes Gemurmel erhob sich in den Reihen der Clansleute.
Ciaran nutzte die Gunst des Augenblicks, zog Brigid und wandte sich an Calums Anhänger. »Legt eure Waffen nieder, dann lasse ich euch für diesmal laufen. Ihr habt euch von diesem Dokument in die Irre führen lassen.«
Die Männer zögerten nicht. Dùghlas, Gregor und die anderen ließen ihre Schwerter und Dolche fallen und starrten verlegen zu Boden. Doch Calum hob sein Schwert und ging mit einem Wutschrei auf Ciaran los.
Ciaran parierte den Angriff und drängte Calum zurück. Zwei Dutzend Clansleute und Burgwächter umzingelten ihn. Im Nu sah sich Calum von Schwertern und Mistgabeln umringt und wagte nicht, sich zu rühren, sonst hätte er sich selbst aufgespießt. »Lass deine Waffe fallen,
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