Lee, Julianne
hatte diesen Ort gewählt, weil sich Calum durch eine Menge loyaler Clansleute kämpfen musste falls es zu Gewalttätigkeiten kam.
Die Sommersonne ließ die Schwerter und Dolche der Mathesons, die vom oberen Tal herabmarschiert kamen, hell aufschimmern. Ciaran erkannte jetzt, dass Calum den einflussreichen Dùghlas Matheson und dessen Pächter aus dem südöstlichen Teil des Tales mitgebracht hatte, und verstand augenblicklich. Kein Wunder, dass kein Wort von dem Komplott bis zu ihm durchgedrungen war. Dùghlas war nie ein Anhänger von Dylan Dubh gewesen. In den ersten Jahren seiner Amtszeit hatte Dylan ihm die Verwaltung der Lehen im Südosten übertragen und sich so seine Loyalität erkauft. Vermutlich hatte Calum Dùghlas mehr Land und mehr Macht versprochen und erwartete im Gegenzug von ihm, dass er versuchte, den Rest des Clans auf seine Seite zu ziehen.
Auch Gregor Matheson war mit von der Partie. Ciaran musterte ihn nachdenklich und fragte sich, wie tief sein Stiefbruder in die Verschwörung verstrickt war. Dann blickte er Gregors Bruder an, doch Eóin verzog keine Miene. Nur seine rot angelaufenen Ohren verrieten seine Scham über Gregors Verrat.
Wie erwartet strömten Bauern und Dorfbewohner von überall herbei, um zu sehen, was hier vor sich ging. Einige trugen Dolche bei sich, andere lediglich Mistgabeln und Sicheln. Als Calum mit seinen Männern den Dorfplatz betrat, rief Ciaran ihm entgegen: »Was hat das zu bedeuten?«
Calum blieb stehen, und seine Anhänger stellten sich hinter ihm auf. »Du bist nicht Dylan Dubhs Sohn«, verkündete er bestimmt. Erregtes Gemurmel erhob sich in der Menge, und er fuhr mit etwas lauterer Stimme fort: »Als sein ältester Sohn werde ich jetzt meinen rechtmäßigen Platz als Laird einnehmen.«
Schreck, Überraschung und Fassungslosigkeit malten sich auf den Gesichtern der Mathesons ab. Waffen wurden gesenkt. Calum hatte die Aufmerksamkeit aller Bewohner des Tales auf sich
gelenkt.
»Das ist eine absurde Lüge«, erwiderte Ciaran ruhig.
»Es ist die Wahrheit, und du weißt das.« Calum zog die verwünschte Adoptionsurkunde aus seinem Hemd und hielt sie in die Höhe, damit alle sie sehen konnten. »Dieses Dokument bestätigt die Adoption von Ciaran Robert Ramsay durch Dylan Robert Matheson.« Er wandte sich an die Menge und hob seine Stimme noch mehr an, damit ihn jeder auch richtig verstand.
»Dieser Mann, der sich zu eurem Laird ernannt hat, ist lediglich der Sohn eines toten Mannes namens Connor Ramsay, des ersten Gatten seiner Mutter.« Er hielt ein zweites, neueres Papier hoch. »Ich war in Edinburgh und habe mir eine Abschrift der Heiratsurkunde beschafft - ausgefertigt und unterschrieben von einem Anwalt, der einen ausgezeichneten Ruf genießt.«
Wieder lief ein Raunen durch die Menge, doch ein Mann - der Schmied Donnchadh Matheson - trat vor und ergriff das Wort. »Mir kannst du nichts vormachen, Calum Og. Ciaran ist das Ebenbild seines Vaters. Es besteht kein Zweifel daran, wer ihn gezeugt hat.«
»Ciaran ist in Edinburgh geboren.« Calums Kinnmuskeln spannten sich an.
»Aye.« Auch Robin trat vor und schob sich zwischen die beiden Parteien. Einen Moment lang blieb er auf seinen Stock gestützt stehen, um Atem zu schöpfen, so sehr hatte er sich beeilen müssen, um rechtzeitig auf dem Dorfplatz einzutreffen. Dann richtete er sich auf und fuhr fort: »Ich war in der Nacht seiner Geburt dabei.« Das Gemurmel verstummte. Alle warteten gespannt darauf was Robin als Nächstes sagen würde. Dieser umklammerte seinen Stab fester und erklärte so laut, wie es seine brüchige Stimme erlaubte: »Ich war Zeuge der Geburt von Ciaran Robert Ramsay. Seine Mutter war damals mit Connor Ramsay aus Edinburgh verheiratet. Der Mann, der dort steht, war dieses Kind.«
Erregtes Getuschel wurde laut. Calum krähte triumphierend: »Aye! Also ist er nicht der Sohn meines Vaters!«
Ciaran bemühte sich, eine unbeteiligte Miene zu wahren, obwohl sich eine eisige Hand um sein Herz schloss. Seine Wangen brannten, als er Robin anstarrte. Dass ausgerechnet dieser Mann ihm in den Rücken fallen würde, hatte er zu allerletzt erwartet
Doch Robin fuhr fort: »Und trotzdem ist er der Sohn von Dylan Dubh. Er wurde Ende Januar geboren, neun Monate nach dem Beltanefest. In der Nacht dieses Festes wurde er gezeugt, und am folgenden Tag wurde die Verlobung von Dylan Dubh und Caitrionagh Matheson verkündet. Erinnerst du dich noch, Donnchadh?«
Der Schmied nickte.
»Ich erinnere mich
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