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Lee, Julianne

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Titel: Lee, Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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mit den schmerzerfüllten Augen vor sich. Dieser Schmerz berührte einen Punkt tief in ihr. Eine Hitze entstand dort, die bis zu ihren Schenkeln ausstrahlte. Heftige Begierde erfüllte sie, gepaart mit dem Wunsch, nicht vor ihm davongelaufen zu sein. Wäre sie doch nur geblieben, dann wüsste sie jetzt, wo jener Kuss hingeführt hätte. Wie dumm war sie gewesen, so Hals über Kopf davonzulaufen.
    Jedes Mal, wenn sie Ciaran in den nächsten beiden Tagen sah, stand eine stumme Qual in seinen Augen geschrieben. Er war höflich zu ihr, grüßte sie mit einem Nicken und >Miss Hadley«, wechselte aber darüber hinaus kein Wort mit ihr. Viel gesprochen hatten sie auch vorher nicht miteinander, und jetzt wünschte sie, sie würden es tun. Dann hätte sie die Gelegenheit, ihm alles zu erklären. Aber eine solche Gelegenheit würde sich wohl kaum noch ergeben.
    Sie verbrachte ihre Tage mit Nähen und beeilte sich, zusammen mit Sìle das Tartankleid fertig zu stellen, dann bat sie Ida eines Morgens, ihr zu helfen, es anzuziehen.
    Die Zofe runzelte die Stirn. »Ihr wollt dieses abscheuliche Ding wirklich tragen?«
    »Spar dir deine Bemerkungen, Ida, und hilf mir, wenn es dir nicht allzu viel ausmacht.«
    »Nehmt doch ein anderes Kleid, Miss. Dieses hier steht Euch nicht«
    Leahs Stimme klang angespannt, denn sie hatte sich auf ein gewagtes Abenteuer eingelassen und wollte sich nicht auch noch Kritik von ihrer Zofe anhören müssen.
    »Trotzdem möchte ich es tragen, Ida.« Es war schon spät am Morgen, und sie rechnete damit, dass ihr Vater sein Frühstück beendet und die große Halle verlassen hatte. Natürlich war es möglich, dass Ciaran ebenfalls schon fort war, aber die Dienstboten würden sicherlich auf Gälisch verbreiten, dass die Tochter des Captains ein schottisches Tartankleid trug. Ciaran würde davon erfahren. Vielleicht würde er kommen, um es zu bewundern, und dann konnten sie miteinander reden.
    Die Zofe schnalzte missbilligend mit der Zunge, tat aber schließlich, wie ihr geheißen. Leah streifte das weiche Wollgewand über eine gelbe Leinenbluse. Es trug sich eher wie ein Nachthemd als wie ein Kleid, saß aber eng genug, um zu verhindern, dass ihre Brüste allzu schamlos wippten. Sie strich sich den Stoff über den Hüften glatt und erwog flüchtig, der hiesigen Tra-
    dition gemäß barfuß zu gehen. Ida murmelte noch immer unwillig vor sich hin.
    Schließlich entschied sie sich, ihre Schuhe mit den flachsten Absätzen anzuziehen, bevor sie in die große Halle hinüberging Wenn Vater sie in diesem Aufzug ertappte, würde er schon wütend genug werden, aber wenn sie dazu noch keine Schuhe trug, würde er sie für vollkommen verrückt halten.
    Ciaran war nicht in der Halle, als sie eintrat. Die Küchenmägde setzten ihr das Frühstück vor, das sie hastig hinunterschlang. Wahrscheinlich würde es ihr wie ein Stein im Magen liegen, aber sie wagte nicht zu trödeln, weil sie fürchtete, ihr Vater könne kommen. Dann huschte sie durch die Dienstbotenunterkünfte zum Westturm hinüber, überquerte die westliche Brustwehr und ging ins Torhaus. Während ihrer Streifzüge hatte sie die Örtlichkeiten recht gut kennen gelernt.
    Mit gesenktem Kopf stieg sie vorsichtig die unregelmäßigen Steinstufen hinunter, die nur durch das Licht, das durch die schmalen Schießscharten fiel, erleuchtet wurden. Dabei kam sie an einer der vergitterten Zellen vorüber, die einen einzigen Gefangenen beherbergte. Ciarans Bruder stand an der Tür, presste das Gesicht gegen das Gitter des kleinen Fensters und starrte sie neugierig an. Eine Blutkruste unter seiner Nase zeugte von einem Kampf oder war die Folge der Prügelei bei seiner Verhaftung, denn er war bereits vor mehreren Tagen eingesperrt worden. Sie wandte ihr Gesicht ab, und hoffte, er werde sie nicht erkennen, aber sie hatte kein Glück.
    »Miss Hadley!« Er versuchte, durch die Gitterstabe hindurch nach ihr zu greifen, aber die Lücken zwischen den Stäben waren zu schmal.
    Leah blieb auf dem Absatz der nächsten Treppenflucht stehen und drehte sich um.
    »Miss Hadley, ich muss Euch etwas sagen.«
    Die Neugier siegte. Statt ihn zu ignorieren und ihren Weg fortzusetzen fragte sie: »Was denn?«
    Calum zog die Hand zurück, presste das Gesicht aber noch immer gegen das Gitter. »Kommt her, dann erzahle ich es Euch.«
    Eine kleine warnende Stimme in ihrem Kopf riet ihr zum Weitergehen, doch sie achtete nicht darauf und trat auf die Tür zu. Aber nicht zu nah. Sie war eine Hadley und

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