Lee, Julianne
verhängen und jeden Rotrock im Reich mit der Beulenpest bedenken.«
Ciaran musste kichern. »Das würde ich zu gerne sehen.«
»Du musst auch wissen, dass ich einen Zauber nicht mehr rückgängig machen kann, wenn ich ihn erst einmal verhängt habe.«
Er blieb auf einem Absatz stehen und blickte sie mit schief gelegtem Kopf an. »Dann soll der Junge für den Rest seines Lebens unter deinem Schutz stehen. Er wird sich für einen Glückspilz halten.«
»Betrachte deinen Wunsch als erfüllt.«
Einen kurzen Moment lang war Ciaran froh, eine von den Kleinen Leuten zur Freundin zu haben.
In der Abgeschiedenheit seiner Kammer zog er den Brief aus seinem Hemd, setzte sich an den Tisch und beugte sich darüber. Es war nur ein schlichter, zusammengefalteter und versiegelter Papierbogen. Er brach das Siegel auf, faltete das Papier auseinander und las:
Matheson von Ciorram,
mit großer Freude schreibe ich Euch diesen Brief, um Euch von der kommenden Wiedereinsetzung der Stuarts auf den Thron Bescheid zu geben. Ich bin gekommen, um das Werk meines Vaters fortzusetzen und den Menschen in Schottland und England die Freiheit zu bringen. Trefft mich am 19. August in Glenfinann, am Lich Shiel, und wir werden gemeinsam im Triumph in London einmarschieren.
Charles, P.R.
Ciarans Herz hämmerte gegen seine Rippen. Er konnte seiner Freude kaum Herr werden, als er der Fee zuflüsterte: »Er ist wirklich hier. Er ist an der Westküste gelandet, in der Nähe von Glenfinann. Wir müssen dort zu ihm stoßen.«
»Das kannst du nicht tun.«
Er drehte sich um und sah sie an. »Ich muss! Es wäre Verrat an unserem Volk, wenn ich nicht die Waffen gegen die Rotrocke erheben würde!« Unwillkürlich hatte er mit lauter, erregter Stimme gesprochen; schnell blickte er zur Tür und dämpfte sie zu einem Murmeln. »Pa ging das Wohl seines Clans über alles. Er hat mich mein ganzes Leben lang gelehrt, es ihm gleichzutun. Ob nun Laird oder Pächter - jeder Mann sollte sein Leben seinem Volk widmen. Ich muss mich Charles anschließen. Das hätte Pa so gewollt«
»Das wollte er ganz und gar nicht, wie du sehr wohl weißt, denn er hat es dir selbst gesagt. Er wusste, dass der Aufstand scheitern wird. Genau wie er wusste, dass die letzten beiden gescheitert sind.«
Das ergab keinen Sinn. Ciaran schüttelte den Kopf. »Aber er hat trotzdem in beiden mitgekämpft. Er hat sein Leben für die Sache aufs Spiel gesetzt.«
»Aye. Zuerst hoffte er, einen Weg zu finden, den Lauf der Geschichte zu verändern. Aber nach vielen Jahren der Fehlschläge erkannte er, dass er nichts ändern konnte, und begriff, dass er ein Teil der Geschichte war, die er aus seinen Büchern kannte. So wie du ein Teil davon bist. So wie er wusste, dass du an der entscheidenden Schlacht um die Krone teilnehmen wirst.«
»Er hat in den Geschichtsbüchern nur gelesen, dass ich dabei sein werde? Nicht dass ich sterbe?«
Sinann nickte. »Aye. Wenn ich mich recht erinnere, war es ein einziger Satz in einem der Bücher. Vor der letzten Schlacht waren viele Männer auf Plünderungszügen unterwegs, und du wurdest beauftragt, sie zu suchen und zurückzubringen.«
»Werde ich denn in der Schlacht mitkämpfen?«
Die Fee verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn an als habe er etwas unbeschreiblich Dummes gesagt. »Aye, das wirst du es sei denn, du bringst es über dich, zu desertieren.«
Ciaran grunzte. Auch eine Möglichkeit.
Sinann fuhr fort: »Aber Dylan Dubh sagte, die meisten Männer würden den Kampf nicht überleben. Es wird ein Massaker geben und die verdammten Rotröcke werden noch Monate später jeden Highlander niedermetzeln, der ihnen in die Hände fällt. Dein Pa begriff, dass die einzige Hoffnung für dich, unbeschadet davonzukommen, darin besteht, dich von den Jakobiten und von Culloden fern zu halten.«
»Culloden?«
»Culloden House bei Drumossie Moor in der Nähe von Inverness. Am 16. April 1746. Es war der sehnlichste Wunsch deines Pas, dass du nicht dabei bist.«
Ciaran runzelte die Stirn. Er wusste nicht, ob er wirklich weiter zuhören wollte. »Aber wenn er gelesen hat, dass ich dabei sein würde und gleichzeitig wusste, dass der Lauf der Geschichte nicht geändert werden kann...« Die Antwort darauf konnte nichts Gutes verheißen.
Lange herrschte Schweigen, bis die Fee endlich sagte: »Aye.«
»Wenn Pa nicht wollte, dass ich gehe, dann werde ich es auch nicht tun«, erwiderte Ciaran matt. »Es ist doch ganz klar - wenn die Mathesons nicht mit in die
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