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Lee, Julianne

Lee, Julianne

Titel: Lee, Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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Mathesons sicherlich streng bestrafen. Vor Furcht krampfte sich ihr Magen zusammen, und ein Schauer lief ihr über den Rücken. Sie schloss die Augen und murmelte ein rasches Gebet für Ciarans Sicherheit, falls jemand außer ihr ihn gesehen haben sollte.
    Beim Abendessen blickte sie ständig über den langen Tisch hinweg zu ihm hinüber. Er wirkte so ernst wie immer. Nichts in seinem Gesicht verriet, was am Nachmittag im Wald vor sich gegangen war.
    Trotzdem konnte sie den Blick nicht von ihm abwenden. Er unterhielt sich mit den Männern zu seiner Rechten und Linken, lehnte sich dabei mit dem Arm auf die Lehne seines schweren Holzstuhls und nahm ab und zu einen Bissen von seinem Teller. Heute Abend trank er mehr, als er aß, und hörte eher zu, als dass er selbst sprach.
    In dieser Nacht lag Leah schlaflos in ihrem Bett und wälzte sich auf der Federmatratze hin und her. Immer wieder sah sie Ciarams Bild vor sich, und ihr Herz begann schneller zu schlagen.
    Endlich gab sie es auf, Schlaf finden zu wollen, kuschelte sich in die zerwühlten Laken und überließ sich ihren Gedanken.
    Sie legte einen Finger gegen die Lippen, als sie sich an seinen Kuss erinnerte. So war sie noch nie geküsst worden. Abgesehen von den feuchtlippigen Aufmerksamkeiten zweier Jungen in London war sie überhaupt noch nie geküsst worden.
    Die beiden waren in ihrem Alter gewesen, und jedes Mal hatte bloße Neugier beiderseits sie zu ihrem Tun getrieben. Doch hinterher war die Enttäuschung groß gewesen. Sie hatte für keinen der beiden Jungen etwas empfunden und die beiden auch nicht genug für sie, um weitere Versuche zu wagen. Danach hatte sie sich nie wieder von einem Jungen küssen lassen.
    Sie hatte es nicht vermisst, denn sie war immer davon ausgegangen, dass sich eines Tages ein Mann für sie finden würde. Ob sie ihn liebte oder nicht, war für sie nicht von Bedeutung. In ihren Augen war die Ehe nichts als ein Arrangement, in dem eine körperliche Vereinigung im Austausch gegen finanzielle Sicherheit und gesellschaftliche Anerkennung geboten wurde. Diese Abmachung hatte auch ihre Mutter mit ihrem Vater getroffen, und sie hatten, wie Leah meinte, glücklich miteinander gelebt. So würde auch sie selbst mit ihrem Mann leben, wer auch immer das sein möchte. Wenn sie Glück hatte, würde sie im Laufe der Zeit Zuneigung zu ihm entwickeln. Die Hoffnung, einen Mann lieben zu können, bevor sie mit ihm verheiratet war, hatte sie schon längst aufgegeben.
    Aber Ciaran löste in ihr Gefühle aus, derer sie sich nie für fähig gehalten hatte. Er schien Dinge zu empfinden, von denen sie geglaubt hatte, niemand außer ihr wäre dazu im Stande. Und jetzt dachte sie an ihn, allein in seiner Kammer im anderen Turm, und wünschte, sie bekäme eine zweite Chance, ihm zu beweisen, welche Gefühle sie für ihn hegte.
    Heißes Verlangen stieg in ihr auf, und aus einem Impuls heraus beschloss sie, selbst etwas zu unternehmen. Schlaflos im Bett zu liegen, wahrend all ihre Gedanken um ihn kreisten, war eine Qual. Sie stützte sich auf einen Ellbogen und betrachtete Idas dunkle Silhouette auf der niedrigen Pritsche am anderen Ende des Raumes. Die Zofe rührte sich nicht, ihr Atem ging tief und regelmäßig.
    Leah schlüpfte aus dem Bett und zupfte ihr Nachthemd zu-recht. Der kalte Holzfußboden und die kühle Nachduft ließen sie unter der dünnen Seide zittern.
    Lautlos, um Ida nicht zu wecken, nahm sie ihren Umhang vom Haken und schlang ihn um sich. Dann flüchtete sie barfuß, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, hastig aus der Kammer.
    Die Kerzen in den Wandleuchtern waren heruntergebrannt oder von den Dienstboten gelöscht worden, also tastete sie sich vorsichtig durch die Dunkelheit, die Wendeltreppe empor und auf die Brustwehr hinaus. Der volle Mond wies ihr den Weg zum Nachbarturm, der Wind zerrte an ihrer Kapuze. Sie hielt Umhang und Kapuze mit den Händen zusammen und ließ nur einen schmalen Schlitz frei, um etwas sehen zu können. Dann trat sie durch die Tür des Westturms und wurde erneut von der Dunkelheit verschluckt - wofür sie Gott dankte, denn so würde sie niemand auf ihrem Weg zu Ciaran bemerken. Sie musste nur eine Treppe hinabsteigen, denn die Kammer des Lairds lag ganz oben im Turm. Bei der ersten Nische blieb sie mit wild hämmerndem Herzen stehen und lauschte an der Tür. Im Raum war kein Laut zu hören. Sie wartete eine Weile, um sicher zu gehen, dass niemand bei ihm war, fürchtete jedoch ständig, jemand könne zufällig

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