Lee, Julianne
in ihm aufstieg. Doch er wandte sich ab und murmelte: »Dein Vater wird nicht sehr erfreut sein, wenn er davon erfährt«
Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Er würde versuchen, dich umzubringen. Deswegen darf er es auch nie erfahren.« Sie legte eine Hand gegen seine Wange.
Ciaran suchte in ihren Augen nach irgendeinem Anzeichen von Unaufrichtigkeit, fand aber keines. Es stimmte, Hadley würde ihn höchstwahrscheinlich töten, wenn er von dieser Nacht wüsste. Aber zuerst würde er ihn unter irgendeinem Vorwand verhaften und fortschaffen lassen, und dann würde er fern von Glen Ciorram und Leah eines mysteriösen Todes sterben. »Du weißt, dass mein Leben jetzt in deiner Hand liegt.«
Leah strich ihm das Haar aus der Stirn. »Wenn du wüsstest...«
Er runzelte die Stirn. Sie fuhr fort: »Ich habe dich und deine Männer gestern von eurer Versammlung zurückkommen sehen. Ich glaube, außer mir hat es niemand bemerkt, aber du solltest in Zukunft vorsichtiger sein.«
Sein Herzschlag schien einen Moment auszusetzen. Er rollte sich auf den Rücken und fragte betont gleichmütig: »Welche Versammlung?«
Sie setzte sich auf und legte eine Hand auf seine Brust. »Weiche mir nicht aus, Ciaran. Vertrau mir. Wenn ich gewollt hätte, dass du verhaftet wirst, dann wärst du jetzt bereits in der Garnison.« Er off-
nete schon den Mund, um zu fragen, ob sie ihn erpressen wolle, doch sie legte einen Finger über seine Lippen. »Ich erzähle dir das, damit du gewarnt bist. Deine Sicherheit bedeutet mir mehr als alles andere.« Er sah sie an und hoffte, dies wäre die Wahrheit. Als er keine Antwort gab, ließ sie sich wieder auf die Matratze sinken und flüsterte dann: »Ciaran, wie sagt man in deiner Sprache >Ich liebe dich«
Das hatte er nicht erwartet. Er zwinkerte verwirrt, dann spielte ein Lächeln um seine Mundwinkel, er stützte sich auf einen Ellbogen und erwiderte: » Tha gaol agam ort. Wörtlich übersetzt bedeutet es: >In mir ist Liebe für dich<.«
»Tha gaol agam ort«, wiederholte sie so gut es ging, ohne den Blick von ihm abzuwenden. Die Worte berührten ihn stärker, als wenn sie in Englisch ausgesprochen worden wären, denn er beherrschte zwar beide Sprachen fließend, aber seine innersten Gefühle hatte er stets auf Gälisch ausgedrückt. »Tha gaol agam ort, Ciaran.« Dann küsste sie ihn.
Er zog sie an sich, hielt sie fest an sich gepresst und versicherte ihr seinerseits, wie sehr er sie liebte, wobei seine Stimme immer schwerer wurde, denn er erkannte, dass seine Worte der Wahrheit entsprachen. »Tha gaol mhór agam ort, Leah. Tha gaol mhór agam
ort. M'annsachd. Tha thu m 'annsachd____«
Dabei küsste er sie wieder und wieder, dann rollte er sich über sie, um sie erneut zu lieben.
Leah strich Ciaran die widerspenstige Locke aus der Stirn, während er auf dem Rücken lag und nach Atem rang, und wünschte, er wurde sie nie wieder verlassen. Dann presste sie die Lippen gegen seine Schulter und sog den Duft seiner Haut ein. Dabei spielten ihre Fingerspitzen müßig mit dem schwarzen Haar auf seiner Brust.
Doch dann klopfte es an der Tür, und plötzlich wurde ihr klar, dass sie diejenige war, die ihn schleunigst verlassen musste. Die
Sonne war bereits aufgegangen, und sie war noch immer hier ohne ein anderes Kleidungsstück als ihr Nachthemd und ihren Umhang. Verzweifelt blickte sie sich in der Kammer um, suchte nach einem geeigneten Versteck.
Ciaran legte beruhigend eine Hand über die ihre, setzte sich auf und rief etwas auf Gälisch, dem er ein leises Husten folgen ließ, was ihr verriet, dass er eine Krankheit vortauschte. Die Stimme auf der anderen Seite der Tür erwiderte etwas, und Ciaran schnarrte einen kurzen Befehl. Dann herrschte Stille.
Er beugte sich zu Leah hinunter und knabberte an ihrem Ohr, ehe er flüsterte: »Eine Dienstmagd. Ich habe ihr erklärt, ich hätte auf Grund einer leichten Erkältung verschlafen und würde gleich zum Frühstück herunterkommen.« Er lächelte und mimte einen Hustenanfall, dann blickte er sich im Raum um. »Wir brauchen ein Kleid für dich. Du kannst diese Kammer nicht in Nachthemd und Umhang verlassen.« Er nickte zu dem Kleiderbündel auf dem Boden hinüber.
Dann blickte er zum Tisch am anderen Ende des Raumes. Ihm schien eine Idee zu kommen. »Warte.« Er sprang vom Bett, ging zum Tisch, ließ sich auf den Stuhl fallen, griff nach seinem schwarzen Band und band sich das Haar zusammen.
Leah betrachtete ihn neugierig. Sie hatte noch nie
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